Urteil zur Sterbehilfe 

Keine Alternative zur Sterbebegleitung

Kirchenpräsident Christian Schad. Foto: lk.

Speyer (lk). Angesichts des Verfassungsgerichtsurteils zum Verbot der geschäftsmäßigen Hilfe zum Suizid gibt Kirchenpräsident Christian Schad folgende persönliche Stellungnahme ab:

„Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das Gesetz zum Verbot der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung für verfassungswidrig zu erachten, hat mich überrascht und stimmt mich traurig. Es stellt unsere christliche Maxime auf den Kopf, nach der bergende Hilfe im Sterben vor der Hilfe zum Sterben steht.

So berechtigt es ist, das Leiden von schwerstkranken Menschen zu mindern, auch, ihr Sterben zuzulassen, so darf es meines Erachtens dennoch nicht willentlich herbeigeführt werden. Angesichts einer immer älter werdenden Gesellschaft besteht nun die Gefahr, dass sich der Druck auf die Betroffenen erhöht, auf medizinische Maßnahmen zu verzichten und stattdessen ihr Leben durch die Hilfe Dritter beenden zu lassen. Kranke und sterbende Menschen dürfen angesichts ihres Leids jedoch nicht als Last für die Gesellschaft angesehen werden.

Ich habe durchaus Verständnis für Leidende, für die die Vorstellung, dass das Leben ein Geschenk Gottes ist, in ihrer ausweglosen Lage zerbricht. Das macht stumm. Umso wichtiger ist es, Menschen die Angst zu nehmen und auf die Beratung und Betreuung von Todkranken hinzuweisen. Die Hospize in Bad Dürkheim, Landau und Pirmasens sowie in Rockenhausen und Speyer, allesamt in diakonischer Trägerschaft, sind hier ein wichtiges Signal. Sie stehen für ein Leben in Würde bis zuletzt.

An diesen Orten erlebe ich immer wieder, wie sterbenskranke Menschen schmerzfrei und würdevoll leben können, bis zur Stunde ihres Todes. Sie sterben an der Hand eines Menschen, nicht durch sie. Es ist darum jetzt umso wichtiger, Patienten und ihre Angehörigen noch intensiver über die Möglichkeiten der Palliativmedizin zu informieren. Sie eröffnet den Menschen auch bei schwerster Krankheit noch Lebensqualität. Menschliches Leben ist gerade auch in seiner Schwachheit kostbar. Alles andere wäre eine zutiefst gnadenlose Perspektive, die dem christlichen Menschenbild widerspricht.“