Woche für das Leben 

Junge Menschen auf der Suche

Autorin Mia Alana Melber mit Bischof Karl-Heinz Wiesemann und Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst. Foto: privat

Die ökumenische Woche für das Leben rückte in diesem Jahr die Sorgen junger Menschen im Alter zwischen 15 und 30 Jahren in den Mittelpunkt. Die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst und der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann machten sich bei einem Besuch von Schülerinnen und Schülern der katholischen Maria-Ward-Schule in Landau und des Triefelsgymnasiums Annweiler selbst ein Bild. 

Speyer (lk). Über den Besuch berichten die Schüler*innen selbst: "Generation Z(ukunft). Sinnsuche zwischen Angst und Perspektive" – unter diesem Titel stand in diesem Jahr die ökumenische Woche für das Leben. Am 28. April  trafen sich der Speyrer Bischof Karl-Heinz Wiesemann gemeinsam mit der Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz, Dorothee Wüst, mit Schüler*innen der Maria-Ward-Schule Landau und des Evangelischen Trifelsgymnasium zu einem Dialog im Rahmen der "Woche für das Leben".

Empfangen wurden die beiden an der Maria-Ward-Schule von Oberstufenschüler*innen beider kirchlicher Schulen. Der Schulleiter des ETGA, Steffen Jung, und die Schulseelsorgerin und Lehrerin der MWS Simone Reuther betreuten den Tag.

Nach einem kurzen geistlichen Impuls in der Kapelle und einem Gespräch über Ängste stellten einige Jugendliche symbolische Gegenstände, zum Beispiel eine Taufkerze, Freundebücher, Dauerkarten, Schmuck und ein Handy vor. Diese Gegenstände sollten zeigen, was die jungen Leute ausmacht, ihnen Kraft schenkt und Mut gibt.

Nach Rückfragen der Kirchenpräsidentin und des Bischofs entwickelte sich eine Diskussion zur Nutzung digitaler Medien. Danach wurde im Speisesaal der MWS ein kleiner Imbiss in Form von Kaffee, Kuchen und belegten Brötchen von der Schulküche eingenommen. Währenddessen unterhielten der Bischof und die Präsidentin sich angeregt mit Schüler*innen.

Der ursprüngliche Plan war, gemeinsam auf das Gelände der Landesgartenschau und auf den Marktplatz zu wandern. Dieser Plan fiel jedoch im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser, da es in Strömen regnete. Stattdessen wurden in einem Klassensaal Fotos der jeweiligen Orte gezeigt, zu denen die Schüler*innen Gedanken und Impulse vorbereitet hatten.

Kathrin Abel vom ETGA sprach über das Landesgartenschaugelände und verglich es dabei mit einer Insel, auf der man Ruhe finden könne. Das Gelände sei sowohl ein Ort der Aktion und des Spaßes als auch mit den großen Liegewiesen ein Ort des Rückzugs und der Entspannung nach einem stressigen Schultag. Ähnlich wurde auch die Landauer Fußgängerzone als ein Wohlfühlort des Shoppens, Bummelns und Essens beschrieben.

Schülerinnen der MWS teilten anschließend ihre Gedanken zum Marktplatz in Landau mit dem Fokus auf den Fridays-for-Future-Demonstrationen und wie Jugendliche sich mit dem Klimawandel auseinandersetzen.

Nach diesen Denkanstößen teilte die Gruppe sich zur offenen Diskussion in zwei Gruppen, eine mit dem Bischof, eine mit der evangelischen Kirchenpräsidentin auf. Der Bischof erkundigte sich, was die Schüler*innen angesichts ihrer Zukunft und des baldigen Schulabschlusses beschäftige. Einige der häufigsten Aussagen waren: "Ich weiß nicht, wie es weitergeht!"

"Was bringt die Zukunft für mich?" und "Wie kann ich mein Leben gestalten?": In diesem Gespräch wurde der Marktplatz wieder als ein Ort des inneren Zwiespalts dargestellt, ein Zwiespalt zwischen Freizeit und politischem Engagement. Eine Schülerin eröffnete, dass es sich für sie oft so anfühle, als rede sie gegen eine Wand, da sie sich immer einsetze und sehr aktiv sei, jedoch selten Erfolgserlebnisse verspüre. Sie erklärte, dass es ihr schwer fiele auf Demonstrationen zu gehen, wenn sie dafür wichtigen Unterricht in ihren Leistungskursen verpassen würde. Sie habe dann jedoch auch ein schlechtes Gewissen, weil sie sich gefühlt nicht genug für ihre Zukunft und die Umwelt eingesetzt hätte.

Viele stimmten zu und die Schüler*innen einigten sich, dass sie sich mehr Begleitung der älteren Generationen wünschen würden, generell, aber vor allem mit dem Thema Klimawandel. "Die Kirche soll sich öffnen für die Probleme unserer Generation! Gleichberechtigung, Gendern, Sexualität, das alles ist uns wichtig!" Der Wunsch nach mehr Unterstützung rührte vor allem von dem Gefühl, dass manche Themen einfach zu groß seien und viele das Gefühl hätten, dass ihr Aktivismus nichts erreiche.

Außerdem wurde über Noten, Leistungsdruck und die Schulgemeinschaft der beiden Schulen gesprochen. Ein Mädchen richtete das Wort an den Bischof mit der Frage: "Können Sie all das Gesagte nachvollziehen?" Der Bischof reagierte mit großem Verständnis und erläuterte: "Ich verstehe euch da gut, Leistungsdruck, Überforderung, massive Frustrationserlebnisse, jedes Alter hat seine Herausforderungen. Alles wird in der Wurzel angegriffen, solche Fragen gehen tief bei jungen Leuten." Er forderte mehr Austausch in der Gesellschaft und vor allem zwischen Kindern und Erwachsenen in der Kirche.

In der Arbeitsgruppe mit der Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst wurde ebenfalls der Klimawandel thematisiert. Auch hatten die Schüler*innen Gelegenheit über grundlegende Fragen ihres Lebens zu sprechen. Sport, Fitness- und Krafttraining, Tanzen, Musik und Freundinnen und Freunde bereichern das Leben junger Menschen. Ausführlich sprachen die Schüler*innen über ihr kritisches Verhältnis zur Kirche. Nach diesem intensiven Austausch und den bewegenden Gesprächen, trafen sich einige noch in der Schulaula und lauschten dem Kammerchor unter der Leitung von Felix Rosskopp.

Nach einem spannenden Tag bedankte sich die Schülerschaft für die Möglichkeit der Ansprache wichtiger Themen.

Das sagen die Schüler*innen

"Ich finde es gut, dass der Bischof heute so offen war und bereit war uns zuzuhören und auch selbst über seine Erfahrungen geredet hat. Ich habe auf jeden Fall gemerkt, dass er selbst auch frustriert ist von manchen Dingen in der Kirche und was nicht passiert in der Kirche, dass sie sich eben nicht weiterentwickelt. Aber er ist natürlich trotzdem der Bischof und muss deshalb in einer gewissen Weise hinter der Kirche stehen und das tut er auf jeden Fall auch, weil er dann auch gesagt hat, dass man Kirche selbst wählen kann. Und man merkt, dass er eher die Zukunft darin sieht, dass sich in der Kirche immer mehr kleinere Gruppen bilden, was definitiv eine Option ist. Ich sehe aber, dass immer noch dieses Grundproblem da ist, und das will er verändern. Er kann es zwar nicht allein verändern, aber da hätte er trotzdem etwas mehr darauf eingehen können." Sette Reis, MSS 11, MWS

"Ich habe den Bischof nur in einem kleinen, persönlichen Gespräch im Treppenhaus erlebt, da ich ja später beim Austausch in der Gruppe mit der Kirchenpräsidentin war. Dass er da so von allein auf uns zugekommen ist und auch direkt mit einem Thema angefangen hat was uns betrifft und viel Verständnis gezeigt hat, fand ich super. Die Diskussion mit der Kirchenpräsidentin war auch sehr gut. Frau Wüst ist sehr konkret auf uns eingegangen und hat gefragt, was wir erwarten und was wir wollen. Wie wir uns dabei fühlen, ist glaube ich generell sehr gut rübergekommen. Oder sie hat auch wirklich die Leute angesprochen, die eben nicht viel gesagt haben. Und hat gefragt, wie sie sich fühlen oder ganz banal, was ihre Interessen und Hobbies sind. Frau Wüst wollte alle integrieren." Emma Thiery, MSS 12, MWS

"Schade, dass aufgrund des heftigen Regens der aktive Teil mit dem Besuch des Landesgartenschaugeländes und der Innenstadt nicht stattfinden konnte. So blieben die Gesprächsrunden sehr einseitig bei Sorgen und Nöten der Schüler*innen. Begeistert hat mich die offene und zugewandte Art von Bischof Wiesemann und Kirchenpräsidentin Wüst. Vielen Dank dafür." Marie-Fee Jabs MSS 11, ETGA

Bericht: Mia Alana Melber