Pfarrerin Anne Henning und Gemeindereferent Patrick Stöbener als Polizeiseelsorger eingeführt 

In trostlosen Zeiten Quellgrund des Lebens entdecken

Pfarrerin Anne Henning und Gemeindereferent Patrick Stöbener sind für Polizeiseelsorge zuständig. Foto: Erfort

Frankenthal (is/lk). In schwierigen Zeiten eine positive Lebenshaltung zu bewahren und die Wut nicht einfach herunterzuschlucken, haben die beiden neuen Polizeiseelsorger von Landeskirche und Bistum ihrer Gemeinde empfohlen. Bei der Amtseinführung von Pfarrerin Anne Henning und Gemeindereferent Patrick Stöbener im ökumenischen Gemeindezentrum Frankenthal-Pilgerpfad erklärten die Seelsorger, dass sie den Polizeibeamten bei belastenden Einsätzen oder der Begegnung mit Elend und Not zur Seite stehen „und Ihnen auch in trostlose Zeiten helfen wollen, den Quellgrund des Lebens zu entdecken“.

Der Grundgedanke der „Schicksalsgemeinschaft“ sei eng mit ihrer Arbeit als Polizeiseelsorger verbunden. Oft seien Ängste zu überwinden, jeder müsse sich auf den anderen verlassen können. „Wir sind Weggefährten geworden mit guter Diagnose, bei uns stimmt die Chemie“, betonten Henning und Stöbener. Die Pfarrerin und der Gemeindereferent wollen neben ihren Angeboten von Seelsorge und Gottesdiensten den Blick auch auf den persönlichen und beruflichen Alltag der Polizeibeamten lenken und die Aufmerksamkeit für all das wecken „was gut tut“.

Vor der „Polizeigemeinde“ bezeichnete Susanne Laun, Abteilungsleiterin für besondere Seelsorgebereiche im Bischöflichen Ordinariat Speyer, die Zusammenarbeit der Konfessionen in der Polizeiseelsorge als eine Selbstverständlichkeit. Gerade die Vielfalt der liturgischen Sprache mache den Reichtum von Ökumene aus. Laun verwies auf den an Pfingsten 2015 verabschiedeten Leitfaden, mit dem für das ökumenische Miteinander Zeichen gesetzt worden seien. „Dieser Weg ist nicht mehr umkehrbar und eine bleibende Herausforderung für die nächsten Jahre.“ Die Beweislast liege nun auf Seiten derer, die der Ökumene skeptisch gegenüberstünden.

Oberkirchenrat Gottfried Müller bezog sich auf den zum Unwort des Jahres gewählten Begriff „Gutmensch“, mit dem die in der Flüchtlingshilfe ehrenamtlich Tätigen in kritischer Absicht tituliert würden. Es sei ein großes Missverständnis, anzunehmen, dass dieses Wort dem biblischen Menschenbild entspreche. „Die Bibel spricht eine andere Sprache“, sagte Müller. Der jüngste Terroranschlag in Istanbul, dem auch deutsche Touristen zum Opfer gefallen sind, zeige die Präsenz des Bösen in der Welt. Eindeutig bekannte sich der Oberkirchenrat zum Gewaltenmonopol. „Nur der Staat darf Gewalt einsetzen und ausüben.“ Die Kirche sehe es als ihre Aufgabe an, die Polizeibeamten in ihrem schweren Dienst zu begleiten. Daher sei er glücklich, dass aus der lange Zeit ehrenamtlichen Funktion des Polizeiseelsorgers nun eine Planstelle geworden sei, hob Gottfried Müller hervor.

Als „gemischtes Doppel“ wurden die beiden Neuen vorgestellt und auf ihr verantwortungsvolles Amt verpflichtet. Pfarrerin Anne Henning (Jahrgang 1970) stammt aus Ludwigshafen und war zwölf Jahre evangelische Oberpfarrerin bei der Bundespolizei in St. Augustin bei Bonn. Seit Dezember leitet die Theologin – sie ist verheiratet und hat zwei Kinder – das neu geschaffene Pfarramt für Polizei- und Notfallseelsorge.

Ihr katholischer Amtskollege, der 46-jährige Gemeindereferent Patrick Stöbener, steht seit 1993 im Dienst der Diözese Speyer, war beim Bischöflichen Ordinariat für religiöse Bildung zuständig und bekleidete von 2004 bis 2009 das Amt des Diözesanvorsitzenden des Bundes der Katholischen Jugend. In seiner Heimatgemeinde Hauenstein ist er bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. Seine neue Stelle als Polizeiseelsorger trat er am 1. September 2015 an.

Musikalisch bereichert wurde der ökumenische Gottesdienst von einem Bläserquintett des Landespolizeiorchesters Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Bernd Schneider.