Plädoyer des Kirchenpräsidenten für Gewaltfreiheit – "Flüchtlingskrise ist ein Weckruf" 

Im Kampf gegen den Terror gibt es keinen ethischen Königsweg

Miteinander ins Gespräch kommen: Medienvertreter beim "Pressetee" des Landeskirchenrates. Foto: lk

Speyer/Bad Dürkheim (lk). Mit einem Plädoyer für den „Vorrang des Zivilen, des Politischen und der Gewaltfreiheit“ hat sich Kirchenpräsident Christian Schad gegen militärische Aktionen im Syrien-Konflikt und im Kampf gegen den so genannten „Islamischen Staat“ ausgesprochen. Militäreinsätze würden keine Konflikte lösen. „Im Gegenteil. Sie beschleunigen die Eskalation, potenzieren den Hass und verursachen vor allem Opfer unter der Zivilbevölkerung“, sagte Schad mit Blick auf den vom Bundestag beschlossenen Bundeswehr-Einsatz in Syrien.

„Es geht um ein Kernthema des christlichen Glaubens“, sagte Schad beim traditionellen „Pressetee“ der Evangelischen Kirche der Pfalz in Bad Dürkheim. Der Terror stelle Politik, Kirche und Gesellschaft vor Optionen „jenseits eines ethischen Königsweges. Man kann hier eigentlich nicht nicht schuldig werden“. Auf Kirche und Diakonie komme angesichts der durch Armut, Klimawandel und Kriege ausgelösten „beispiellosen Massenvertreibungen“ eine wichtige Rolle zu. In seiner Ansprache vor rund dreißig Medienvertretern bezeichnete Kirchenpräsident Schad die Flüchtlingskrise als epochale Herausforderung und erteilte gleichzeitig einer Politik der „Abschottung ins vermeintliche Schneckenhaus des Nationalstaates“ eine Absage. „Es gibt Probleme, die machen vor Staatsgrenzen keinen Halt.“

Gerade im Hinblick auf das Schwerpunktthema 2016 der Reformationsdekade, „Reformation – und die Eine Welt“, bekomme der Begriff „Globalisierung“ eine besondere Bedeutung. „Die ‚Eine Welt‘ bringt es mit sich, dass Menschen sich auf den Weg machen, weil sie in ihrem eigenen Land keine Zukunft mehr sehen. Das fordert uns heraus.“ Die Flüchtlingskrise sei ein „Weckruf“, sagte Schad und forderte zum gewaltfreien Kampf gegen die Hauptursachen für Flucht und Vertreibung auf. Dazu zählen nach seinen Worten auch Rüstungsexporte u.a. in Länder, die die Menschenrechte verletzten. „Wir dürfen nicht aufhören, für solche Zusammenhänge ein Bewusstsein zu schaffen.“

„Als Christen nehmen wir die Herausforderung an, unsere zunehmend multiethnische, multireligiöse und multikulturelle Gesellschaft mit zu gestalten. Unser ur-evangelisches Modell von Einheit, von Gemeinschaft in versöhnter Verschiedenheit kann und soll uns dabei leiten“, führte Kirchenpräsident Schad aus. Er forderte eine solidarische Verteilung der Zuflucht Suchenden auf viele Länder, in denen den Flüchtlingen ein würdiges Leben und die Integration in die Gesellschaft ermöglicht werden solle.

Die Landeskirche sei bereit, nicht nur mit guten Worten, sondern handfest Hilfe zu leisten, erklärte der Kirchenpräsident und verwies auf das von der Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz verabschiedete Konzept zur Hilfe bei der Eingliederung von Flüchtlingen und Migranten. Gleichzeitig schlössen Rechte immer auch Pflichten ein. „Wer von unserer freiheitlichen Ordnung Gebrauch machen will, muss sie bejahen“, sagte Schad in seiner Ansprache beim „Pressetee“. Dieser bietet Kirchenleitung und Journalisten Gelegenheit, gegen Ende des Jahres intensiv miteinander ins Gespräch zu kommen.