Im Anfang war und ist das Wort
Speyer (lk). „Man muss die Magd und den gemeinen Mann auf dem Markt fragen, wie sie reden...“ – Martin Luther hat „dem Volk aufs Maul geschaut“. Die Heilige Schrift ins Deutsche zu übersetzen, war revolutionär und nach dem Thesenanschlag 1517 der Auftakt der Reformation. Mit Festgottesdiensten am 30. Oktober 2016 zur Einführung der frisch überarbeiteten Lutherbibel wird deutschland- und pfalzweit das Jubiläumsjahr 2017 eröffnet. Der zentrale Gottesdienst der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zur Einführung findet am 30. Oktober 2016 am Fuße der Wartburg in der Georgenkirche Eisenach statt und wird im ZDF übertragen.
Das Erscheinen der seit 2007 revidierten Lutherbibel ist einer der Höhepunkte des Reformationsjubiläums. Die Evangelische Kirche der Pfalz beschenkt die Kirchengemeinden mit je einem Satz Gemeindebibeln und einer Bibel für den Altar. Die neue Ausgabe achtet auf biblische Texttreue in vertrauter, verlässlicher Luthersprache. Der Reformator habe die Bibel ins Deutsche übersetzt, damit „jeder von uns Zugang zur Quelle des Lebens hat“, so Kirchenpräsident Christian Schad. Alle Menschen sollen die Texte daher leicht lesen, hören und verstehen können, denn „nur so ist es uns möglich, frei zu einem eigenen Urteil über Glaubens- und Gewissensfragen zu kommen“, betont er. Bereits vorhandene, schmucke Altarbibelausgaben können weiterhin genutzt werden. „Die revidierte Ausgabe wird jedoch für die Bibellese in den Gemeinden empfohlen“, meint Kirchenrat und Reformationsbeauftragter Wolfgang Schumacher, „ebenso wie ein feierlicher Gottesdienst zum gemeinsamen Auftakt des Reformationsjahres“.
Kirchenpräsident Schad hält gemeinsam mit Dekan Thomas Holtmann den zentralen Gottesdienst für die pfälzische Landeskirche in der Homburger Stadtkirche am 30. Oktober um 10 Uhr. Oberkirchenrat Michael Gärtner predigt am 30. Oktober um 10.15 Uhr in der protestantischen Kirche St. Julian. Viele weitere Gemeinden feiern die Einführung an diesem Tag oder am darauffolgenden Reformationstag. Sie können aus einer Fülle an Materialien schöpfen. Auf der Website www.reformation2017.evpfalz.de sind einige Bausteine zum Gottesdienst und zur Bibelrevision eingestellt, ebenso ein Überblick über die Veranstaltungen im Jahr 2017.
Ebenfalls dort zu finden sind frische Klänge. Eigens für die Pfalz entstanden drei neue Lieder im Reformationsjahr. Die Landauer Kantorin und Dozentin für Chorgesang, Mirjam Hantke-Zimnol, und Pfarrerin Mechthild Werner entwickelten drei leicht singbare Stücke für Gottesdienste und Gemeindeveranstaltungen.
„Ein Auftakt rund um die erneuerte Lutherbibel ist für unsere unierte Kirche wie geschaffen, denn sie setzte die Heilige Schrift ins Zentrum“, meint Pfarrerin Mechthild Werner, die mit der Projektleitung betraut ist, „darum werden wir auch die guten ‚alten‘ Stücke sammeln und umwandeln“. Geplant ist eine Mitmach-Kunstaktion. Die Bibeln sollen mit der Jockgrimer Papierkünstlerin Silvia Mielke unter dem Titel „Umschichten“ kreativ umgestaltet werden. Im Folgejahr 2018, zur Feier von 200 Jahren pfälzischer Kirchenunion wird diese besondere Bibel-Wander-Ausstellung die Gemeinden verbinden.
Hintergrund: Allein der Glaube. Ein Gedanke, der seit 500 Jahren Menschen bewegt. Allein vor Gott stehen. Wie Martin Luther. Frei sein. Selber glauben, denken, handeln. Mit Luthers 95 Thesen 1517 in Wittenberg hat die Reformationsbewegung Kirche und Welt erfasst. Bis heute. Im Jahr 2017 wird national, international und ökumenisch nach den reformatorischen Kräften in Kirche und Gesellschaft gefragt. Glaubensfreiheit und Gewissensfreiheit bilden den Schwerpunkt der Evangelischen Kirche der Pfalz. Der Europäische Stationenweg gastiert vom 8. bis 11. April in der Stadt der Protestation, in Speyer. Neben diesem Höhepunkt sind zahlreiche weitere Veranstaltungen, Ausstellungen, Aktionen und Gottesdienste in den Gemeinden geplant. Im Jahr 2018 feiert die Landeskirche ihr 200 jähriges Jubiläum als „Kirche der Union“.