Hausandacht 

Hoffnung in der Krise

Fenster LKR Roßmarktstraße. Foto: lkr.

Im Namen Gottes -

Quelle und Kraft unseres Lebens,


Mensch gewordene Liebe in Jesus Christus gegenwärtig in der Kraft des Geistes. Amen.

Gott hat euch in seiner großen Gnade dazu berufen,

an seiner ewigen Herrlichkeit teilzuhaben.

In der Gemeinschaft mit Christus habt ihr Teil daran. Nur für eine kurze Zeit müsst ihr leiden.

Dann wird er euch wieder aufrichten und stärken, euch Kraft verleihen und euch Halt geben.

Ihm gehört die Macht für immer und ewig. Amen.           1. Petrus 5,10f

  

Liebe Hausgemeinde,

da ist das Gefühl, stark in Bedrängnis geraten zu sein. Die Unsicherheit wächst und man- chen scheint der Boden unter den Füßen wegzubrechen. In diese Situation hinein wendet sich der 1. Petrusbrief an die Christen seiner Zeit, um ihnen Mut zu machen. Aber nicht ein- fach so Mut zu machen, im Sinne eines: Man muss eben zuversichtlich und optimistisch sein.

Nein, dieser Brief beleuchtet die Bedrängnisse, in die die Christen geraten sind, und stellt sie in eine Verbindung mit dem Leiden Jesu, aber auch mit der Botschaft der Auferstehung. Beides ist in dieser Anfangszeit des Christentums den Menschen noch sehr nahe: Die Nachrichten vom Kreuzestod, die negativer kaum sein konnten: Der Tod eines als Verbre- cher Verurteilten, das Leiden im Ausgeliefertsein an die Ankläger, der Spott der Vollzugsbe- auftragten, die hasserfüllten Rufe der Menge nach der Todesstrafe und schließlich das schmerzvolle Leiden beim Vollzug der langsamen Hinrichtung bis zum bitteren Ende.

Aber auch die unerhörte Botschaft von der Auferweckung des toten Jesus, die Geschichten von den Begegnungen mit dem Auferstandenen und der erneute Aufbruch bei seinen Freunden und in den schnell wachsenden Gemeinden. Das alles ist zwei Generationen her und bei denen, die sich dieser Botschaft angeschlossen haben, ist allmählich die Stimmung in Gefahr: Die Zuversicht lässt nach. Der Preis ist hoch, zu den Christen dazu zu gehören: Man wird verächtlich gemacht, in seiner eigenen Lebensplanung an vielen Stellen gehindert, wird geschnitten, steht immer mehr am Rande der Gesellschaft und ist Drohungen ausge- setzt.

In dieser Krise will der erste Petrusbrief die Gemeinde aufrichten. Unser Briefschluss fasst die Botschaft knapp und gehaltvoll zusammen: Ja, da ist das Leiden, es sind keine einfa- chen Zeiten. Aber: Sie sind eine Momentaufnahme im Leben, das zu anderem berufen ist.

Gut, ganz genau stimmt das nicht. Das Leiden im Hier und Jetzt ist mehr als eine Moment- aufnahme. Es mag schon sein, dass sich für viele gerade das Leben besonders schwer und aussichtslos zeigt. In diesem Punkt ähnelt unsere Situation heute der von damals. Es gibt ja schon ein Auf und Ab im Leben, sieben fette und sieben magere Jahre heißt es in der Jo- sephsgeschichte im ersten Buch der Bibel. Wir kennen die Sinuskurven z.B. bei der Kon- junktur, die wellenförmig immer rauf und runter sich entwickelt.

Aber uns trifft es heute insofern besonders, weil wir es nicht mehr gewohnt waren, diesen Rhythmus von schwer und leicht. Eigentlich sollte es nur noch aufwärts gehen - so hörten wir die Botschaft oft.

Ältere Leute erinnern uns in diesen Tagen daran, dass das Leben nicht nur immer leichter wird. Sie erzählen ihre Geschichten vom Hunger in den schweren Jahren des Krieges und danach, vom Verlust der Heimat oft, von Flucht und Vertreibung, von den Bombennächten, Krankheiten, Abschieden und aufgezwungenen Neuanfängen. „Ach, der Opa erzählt wieder vom Krieg!“, waren wir Jungen gewohnt zu sagen, wenn der Opa uns einen Vortrag hielt: Man wirft keinen Apfel weg, nur weil er irgendwo eine braune Stelle hat. „Wir wären damals froh gewesen, wir hätten so was gehabt, als wir…“ - „Ja, ja, Opa, damals, aber heute ist anders!“, sagten wir.

Heute spüren wir die Verletzlichkeit des Lebens alle, diese Garantie, dass alles immer ein- facher, immer besser wird, ist wieder verloren gegangen. In der Tiefe unserer Seelenland- schaft hat sich ein Wetter zusammen gebraut, eine Art Beben ist über uns gekommen und auch wir kennen das jetzt, wie es sich anfühlt, in Unsicherheit, in Gefährdung zu leben. Le- ben ist eben verletzlich.

Gewiss, man kann sich daran trösten, dass auch wieder bessere Zeiten kommen und die ersten Anzeichen dafür gibt es ja schon.

Und doch tut es gut, uns als Christen vom Petrusbrief auf eine grundlegendere Hoffnung ansprechen zu lassen. Stimmt schon, es gibt die „Leiden dieser Zeit“ und wir stehen mitten drin. Aber da wir Gott kennen, da wir die Botschaft Jesu aufgenommen haben von einem gnädigen Gott, dem an uns liegt, dürfen wir über diese Zeiten hinaus denken. Es stimmt schon: Das Leben ist brüchig und leicht zu stören. Aber der Schöpfer und Herr des Lebens hat Zukunft im Sinn. Wir sind nicht nur anonymen Mächten ausgesetzt, ein Spielball des Zufalls, sondern wir sind berufen, sagt uns der Petrusbrief. Berufen vom Gott der Gnade. Berufen über die Wechselhaftigkeit unserer Zeit hinaus „zu seiner ewigen Herrlichkeit“. Gott will damit nicht alleine bleiben, sondern ruft, damit wir bei seinem Fest der Ewigkeit nicht fehlen. Und das wirkt in unsere unbeständige Zeit hinein.

Ich zitiere noch mal aus dem Briefschluss: „Nur für eine kurze Zeit müsst ihr leiden. Dann wird er euch wieder aufrichten und stärken, euch Kraft verleihen und euch Halt geben.“

Wir haben diese Zusage, dass wir gestärkt werden, Kraft bekommen und Halt finden - wört- lich: „auf ein festes Fundament gestellt werden“ - nur als Zusage, als Zuspruch. Wir sehen es noch nicht, dass es so ist und dass wir dazu gehören. Wir können aber darauf vertrauen, wir können: glauben. Glauben heißt, der Botschaft Jesu vertrauen. In den Geschichten von seinem Leiden und Sterben und auch von seiner Auferstehung auch unser Schicksal erken- nen: Es ist kein blindes Schicksal. Es ist der Beginn einer Erneuerung des Lebens. Wir sind

mit unterwegs von der Zerbrechlichkeit des Lebens zum Neuentwurf des Lebens in der Got- tesherrschaft. Wir sind gerufen, diesem Weg zu folgen und darin Kraft und ein festes Fun- dament für unser Leben auch hier und heute zu finden.

Der 1. Petrusbrief schließt dann mit den Worten: „Ihm - nämlich dem Gott aller Gnade - ge- hört die Macht für immer und ewig.“

Das ist keine Analyse des Lebens hier und jetzt. Es ist ein Lobpreis, ein Lob Gottes auch in Zeiten, die zum Klagen Anlass geben. Ein Lob von einem, der glaubt, der Gott vertraut und in diesem Glauben den Blick geöffnet bekommt für die Zukunft, die sonst verborgen bleibt. Es ist ein Lob, das von der Kraft lebt, die Gott in unser Leben bringt. Ein Lob, das auch jetzt schon etwas spüren lässt von der Freude, zu der wir letztlich berufen sind. Amen.

 

Gebet:

Du, unser Gott,

wie Fremdlinge fühlen wir uns oft in diesen Tagen, manchmal sogar im eigenen Körper, die Unbekümmertheit hat uns verlassen, Sorgen melden sich in uns und machen Unruhe.

Gut ist, dass wir auch das Leid anderer nicht vergessen können.

In Deine Hände legen wir unsere Ängste, unsere Kraftlosigkeit und unsere Nervosität. Aus Deiner Hand kommen wir, jeden Tag neu,

mit jeder Bewegung, die uns gelingt, mit jedem Gedanken und jeder Gefühlsregung, die uns bewegt,

bist Du wirksam in unserem Leben.

Wir glauben, hilf unserem Unglauben. Stärkere unseren Mut, das Gute zu erwarten und zu tun, stärke unsere Hoffnung, die darauf traut, dass alle Wege aus der Fremde letztlich nach Hause führen,

dass Du auf uns wartest und mit uns ein Fest feiern wirst, bei dem alle Fragen ihre Antwort fin- den,

ein Fest, das zusammenführt, was jetzt oft noch so schmerzlich getrennt ist.

Bleibe bei uns Herr, im Ausharren, im Hoffen und im Vorwärtsgehen unseres Lebens. Amen

Liedvorschlag: EG 670 Ein neuer Tag beginnt

Segen:

Gott segne uns und behüte uns. Gott, blicke uns freundlich an und sei uns gnädig.

Gott sei uns nahe und schenke uns Frieden.

Amen. 

Lobgesang:

https://www.youtube.com/watch?v=SPcxKiGw_QU

Gosplchor Mittersill/Salzburg

„Herr ich komme zu dir“