„Luther und die Juden“: Ausstellungen, Vorträge und Gottesdienste 

Heikles Thema kritisch aufarbeiten

Stefan Meißner

Speyer (lk). Anlässlich des Reformationsjubiläums 2017 präsentiert der „Arbeitskreis Kirche und Judentum“ der Evangelischen Kirche der Pfalz in Kooperation mit lokalen Trägern Ausstellungen zum Thema „Luther und die Juden“. Ergänzend werden Vorträge, Gottesdienste und Seminare angeboten, teilt der Vorsitzende des Arbeitskreises, Pfarrer Stefan Meißner, mit.

„Martin Luther war einerseits ein innovativer Geist, der zu Beginn der Neuzeit überfällige Veränderungen in der Kirche anregte. Auf der anderen Seite war er aber noch tief im judenfeindlichen Denken seiner Zeit verwurzelt“, erklärt Meißner. „Vor allem in seinen späteren Jahren hat Luther der Entrechtung und Vertreibung der Juden das Wort geredet. Das sind Dinge, von denen wir uns als protestantische Christen heute nur distanzieren können.“ Ziel der Initiative sei daher eine kritische Aufarbeitung des heiklen Themas, die heute mehr als überfällig sei. Schließlich wolle man aus der Geschichte lernen und in einer Zeit des wieder erstarkenden Antisemitismus „nicht die gleichen Fehler wie unsere Vorfahren begehen“, so Meißner.

Die reich bebilderten Ausstellungen zeigen nach Meißners Worten den kirchenhistorischen Zusammenhang von Luthers Denken auf, aber auch dessen Wahrnehmung im Protestantismus bis hin zum Dritten Reich. „Natürlich gibt es keine direkte Linie von Luthers Schriften zu den Vernichtungslagern der Nazis“, erklärt Meißner, „aber dass aus den Evangelischen Kirchen so wenig Widerstand gegen die Entrechtung der Juden kam, hat vielleicht doch auch mit den Ressentiments zu tun, die Luther zu verbreiten zumindest mithalf“.

Die von der Nordkirche konzipierte Ausstellung „Ertragen können wir sie nicht“ wird an folgenden Orten zu sehen sein:

  • 17. Februar bis 15. März, Friedenskirche, Ludwigshafen-Friesenheim
  • 16. März bis 30. April, Kleine Kirche, Kaiserslautern
  • 1. bis 28. Mai, Diakonissenmutterhaus, Speyer
  • 30. Mai bis 12. Juni, Martin-Butzer-Haus, Bad Dürkheim
  • 15. Juni bis 15. Juli, Frank-Loebsches Haus, Landau

Die Ausstellung „Drum immer weg mit ihnen“, die aus der Evangelischen Kirche in Hessen-Nassau stammt, wird in den folgenden Kirchen gezeigt:

  • 27. Februar bis 18. März, Ludwigskirche, Saarbrücken, täglich 10 bis 17 Uhr (außer Montag)
  • 15. Mai bis 15. Juni, Karlskirche, Zweibrücken

Ergänzende Vorträge, Gottesdienste und Seminare:

Ludwigshafen-Friesenheim, 17. Februar, 18 Uhr, Friedenskirche, Vortrag der jüdischen Religionswissenschaftlerin Ruth Lapide, Frankfurt, zum Thema „Jesus zwischen Juden und Christen“; 21. Februar, 10 Uhr, Friedenskirche, Gottesdienst mit Predigt von Stefan Meißner zum Thema „Luther und die Juden“; 24. Februar, 18 Uhr, Friedenskirche, Vortrag von Rabbiner Shaul Friedberg, Heidelberg, zum Thema „Der Gott der Juden und der Gott der Christen“.

Ludwigshafen-Oggersheim, 14. April, 20 Uhr, Kolpingzentrum, Vortrag von Stefan Meißner über „Das Judentum: Aus der Sicht des Reformators Martin Luther“.

Saarbrücken, 28. Februar, 10 Uhr, Ludwigskirche, Gottesdienst mit Thematisierung der jüdischen Wurzeln des christlichen Glaubens, Liturgie: Kirchenrat Frank-Matthias Hofmann, Predigt: Martin Vahrenhorst, musikalische Gestaltung: Kantor Ulrich Seibert und Team.

Landau, 15. Juni, 19.30 Uhr, Frank-Loebsches Haus, Ausstellungseröffnung mit Vortrag von Pfarrer Stefan Meißner über „Luther und die Juden“; Ringvorlesung der Universität Koblenz-Landau im Sommersemester 2016 mit dem Titel „Konflikt ohne Toleranz? Judentum und Antisemitismus in Europa“, montags, 19 Uhr, Gemeindehaus der Stiftskirche.

Hinweis: Weiterführenden Schulen bietet der Arbeitskreis „Kirche und Judentum“ methodische und didaktische Hilfsmittel an. Weitere Auskunft erteilt Stefan Meißner, Arbeitskreis Kirche und Judentum, Telefon: 07275 / 5557, E-Mail: stefanmeissner@gmx.net.