Kunstkabinett und Kirche 

Großer Besuch im kleinen Tiefenthal

Mario Adorf und sein Ebenbild, geschaffen von dem Bildhauer Thomas Duttenhoefer.

Das Kunstkabinett in Tiefenthal.

Der Künstler, Sammler und Galerist Wolfgang Thomaczek hat das Projekt in Tiefenthal verwirklicht. Fotos: Rainer Feser

Tiefenthal (lk). Der Schauspieler und Autor Mario Adorf hielt am Sonntag, den 6. August um 11 Uhr eine Lesung in der Protestantischen Kirche in Tiefenthal. Im Anschluss an die Lesung eröffnete der 86-Jährige eine seiner eigenen Person gewidmete Kunstaustellung im angrenzenden Kunstkabinett. Zu sehen sind unter anderem eine Bronzebüste des Bildhauers Thomas Duttenhoefer, die den Schauspieler zeigt, sowie Porträtzeichnungen und Fotografien von Rainer Feser, der das Projekt fotografisch begleitet hat. Die Bronzebüste wurde im vergangenen Jahr während eines Besuches des Schauspielers in der Region erstellt. Adorf, der die kleine Gemeinde zum ersten Mal besuchte, fühlte sich in Tiefenthal so willkommen, dass er versprach, bald wiederzukommen.

Das Tiefenthaler Kunstkabinett wurde 2016 nach Gedanken des in der Gemeinde lebenden Künstlers, Sammlers und Galeristen Wolfgang Thomeczek und seiner Frau Veronika im Kirchgarten der protestantischen Kirche erbaut. Architekt Alfred Koch aus Bad Dürkheim führte gemeinsam mit den Thomeczeks die Planung durch, sie beanspruchte fast zwei Jahre. Der Bau dauerte weitere elf Monate. In dieser Zeit besuchte Adorf das erste Mal die Gemeinde und stand noch im Rohbau des Kabinetts dem Bildhauer Duttenhoefer Modell.

Das Kabinett wurde im September 2016 im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz eröffnet. Dabei dient es nicht allein als Ausstellungsort für Kunstprojekte. Das Gebäude, das der seit 2001 mit lebenslangem Mietrecht im Pfarrhaus lebenden Familie Thomeczek zwischen den Ausstellungen auch als Erholungsort dient, ist selbst ein architektonisches Kunstwerk. „Die Wände und Türen des Kabinetts sind zu großen Teilen aus Glas gefertigt, die Schiebetüren laufen in Taschen“, erzählt Thomeczek. So wäre das Gebäude fast immer lichtdurchflutet und ließe sich mit geöffneten Türen in eine Art Pavillon verwandeln, sagt der Künstler.

Im Sommer 2017 wurde das Kabinett als ein Objekt für den Rheinland-Pfälzischen Tag der Architektur unter dem Motto „Architektur schafft Lebensqualität“ als eines von 136 Objekten, 22 davon aus der Pfalz, ausgewählt. Die Architektenkammer Rheinland-Pfalz nominierte das Bauwerk darüber hinaus als eines von drei Vorzeigeobjekten für den vom Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt organsierten „Preis für Architektur in Deutschland 2018“. Dies erfülle ihn mit Stolz und sei eine unerwartete und große Ehre, sagt Thomeczek. Über den erneuten Besuch Mario Adorfs, mit dem er seit einem Jahr regelmäßig schriftlichen Kontakt pflege, habe sich der Galerist sehr gefreut. Die Ausstellung im Kunstkabinett und die Lesung in der protestantischen Kirche Tiefenthal waren Teil eines mehrtägigen Besuches Adorfs in der Pfalz.

Adorf ist selbst gebürtiger Rheinland-Pfälzer. Er wuchs in Mayen in der Eifel auf. Unter seinen zahlreichen Auszeichnungen wurde ihm 1996 auch die Carl-Zuckmayer-Medaille vom Land Rheinland-Pfalz verliehen.