Kirchenpräsident Schad schildert seine Eindrücke von der EKD-Delegationsreise nach Rom 

„Große Herzlichkeit und Leidenschaft für die Ökumene“

Speyer (lk). „Dieser Besuch war gekennzeichnet von großer Herzlichkeit und Wärme und einer Leidenschaft für die Ökumene“ – so hat Kirchenpräsident Christian Schad seine persönlichen Eindrücke von der Romreise einer Delegation der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vom 4. bis 7. Februar geschildert. Im Mittelpunkt des Aufenthaltes stand eine Privataudienz bei Papst Franziskus. Der Papst hatte die Delegations-Teilnehmer anlässlich des 500. Reformationsjubiläums in den Vatikan eingeladen. Kirchenpräsident Schad ist evangelischer Vorsitzender des Kontaktgesprächskreises zwischen der EKD und der Deutschen Bischofskonferenz und Vorsitzender der Union Evangelischer Kirchen in Deutschland (UEK).

Kirchenpräsident Schad hob hervor, dieses Reformationsjubiläum sei das erste, bei dem das reformatorische Erbe nicht in Abgrenzung zur katholischen Kirche herausgestellt werde. Vielmehr sei es für das Oberhaupt der katholischen Kirche heute Anlass, ausdrücklich „die geistlichen und theologischen Gaben zu schätzen, die wir von der Reformation empfangen haben“, so der Papst während der Audienz wörtlich. Beeindruckt zeigte sich der Kirchenpräsident auch von Franziskus‘ Appell an die katholische und die evangelische Kirche, auf dem Weg der Ökumene weiter mutige Schritte zu gehen und dabei auch „neue Wege“ einzuschlagen. „Die Wirklichkeit der einen Taufe macht uns zu Brüdern und Schwestern in einer bereits versöhnten Verschiedenheit“, zitierte Schad den Papst. Es sei die „unwiderrufliche Verpflichtung“ der christlichen Kirchen, gemeinsam das Evangelium zu bezeugen. „Sehr offen“ seien indes auch schmerzhafte Punkte zur Sprache gekommen, wie etwa dies, dass es für konfessionsverschiedene Paare katholischerseits noch keine eucharistische Gastfreundschaft gebe.

„Bei unserem Reformationsjubiläum wollen wir uns nicht auf Kosten der katholischen Kirche profilieren“, unterstrich Schad. Vielmehr habe zwischen den Delegationsmitgliedern und den Vertretern des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen Übereinstimmung geherrscht, dass die Kirchen trotz unterschiedlicher Prägungen Vorbild im Umgang mit Differenzen sein könnten. Ziel sei keine „diffuse Einheitskirche“. Aber die bestehenden Unterschiede müssten nicht auf Dauer kirchentrennend sein. Ein wichtiges Ergebnis des Rombesuchs sei daher auch die Bekräftigung gewesen, die Gespräche zwischen dem Vatikan und der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE), in der lutherische, reformierte und unierte Christen verbunden sind, entschieden fortzusetzen, erklärte Schad. Im persönlichen Gespräch mit Papst Franziskus habe er auch von Speyer als der „Geburtsstadt des Protestantismus“ und von der 1818 geschlossenen Union gesprochen, die eine „Einladung zur Ökumene“ sei und „uns zu geschwisterlicher Gemeinschaft mit allen Christen verpflichtet“, so der Kirchenpräsident.

Zum Programm der Romreise gehörten auch der Austausch mit der Chiesa Evangelica Valdese (Evangelische Waldenser Kirche) und der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde in Rom. In den Gottesdiensten hatte Schad die heute noch „in Europa und der ganzen Welt spürbaren Impulse der reformatorischen Kirchen“ hervorgehoben. Er warb dafür, dass Christen gemeinsam ihre Stimme erheben sollten gegen Mauern und Tendenzen der Abschottung, und für die humanitäre Verpflichtung, solidarisch mit den Schwächsten zu sein, gerade auch mit denen auf der Flucht vor Krieg und Terror.

An der Delegationsreise der EKD hatten außerdem Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm, die stellvertretende Ratsvorsitzende Präses Annette Kurschus, die Präses der EKD-Synode, Irmgard Schwaetzer, die Ratsmitglieder Andreas Barner, Präses Michael Diener, Bischof Markus Dröge, Elisabeth Gräb-Schmidt, Kirchenpräsident Volker Jung und Oberkirchenrat Dieter Kaufmann teilgenommen.

Die evangelische Kirche feiert bis Oktober dieses Jahres 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung der abendländischen Kirche zur Folge hatte. Der 500. Jahrestag wird 2017 als Christusfest mit einem deutlichen ökumenischen Akzent gefeiert. So war Papst Franziskus am 31. Oktober vergangenen Jahres auf Einladung des Lutherischen Weltbundes in das schwedische Lund gereist, um an der Eröffnung des Festjahres teilzunehmen.