Gemeinsamer Gottesdienst 

Große Chancen für die Ökumene

Ökumenischer Gottesdienst zum 40. Jubiläum des Gemeindezentrums Pilgerpfad. Von links: Pfarrer Stefan Mühl, Gemeindereferentin Annette Kabanow, Kirchenpräsident Christian Schad, Bischof Karl-Heinz Wiesemann, Pfarrer Carsten Schulze.

Kirchenpräsident Christian Schad. Fotos: Bolte

Frankenthal (epd-lmw). Mit einem ökumenischen Gottesdienst haben die Evangelische Kirche der Pfalz und das Bistum Speyer das 40-jährige Bestehen des einzigen ökumenischen Gemeindezentrums in der Pfalz im Frankenthaler Stadtteil Pilgerpfad gefeiert. Kirchenpräsident Christian Schad und Bischof Karl-Heinz Wiesemann bezeichneten dabei in ihren Predigten den 500. Jahrestag der Reformation in diesem Jahr als große Chance für die Ökumene. Beide betonten, dass die Einheit der Christen das gemeinsame Ziel sei.

Das Reformationsjubiläum verstehe er als Motor für eine neu aufbrechende Ökumene, sagte Schad. Luther habe die Kirche nicht spalten wollen. Zentral sei es ihm darum gegangen, die Kirche an Christus zu binden. Allein diese Christusbindung als tiefster Grund der Einheit führe die Christen zusammen.

Zwischen allen, die auf den Namen des dreieinigen Gottes getauft seien und Christus als ihren Herrn bekennen, bestehe eine unzertrennliche Verbindung im Heiligen Geist, sagte Schad. Deshalb denke er besonders an die wachsende Zahl der konfessionsverschiedenen Ehen und Familien. Sie spürten ganz hautnah den Schmerz der Trennung, da sie nicht gemeinsam am Abendmahl teilnehmen dürfen. „Sie dürfen nicht länger die Stiefkinder der Ökumene sein! Sie können und sollen zu Keimzellen werden der ökumenischen Verbundenheit zwischen unseren Kirchen“, sagte Schad

Angesichts der antiökumenischen Reformationsjubiläen der vergangenen Jahrhunderte sei es ein Wunder, dass 2017 die Erinnerung an 500 Jahre Reformation als ökumenisches Christusfest gefeiert werde, sagte Wiesemann. Ein gemeinsamer Gottesdienst wie der anlässlich des Jubiläums des ökumenischen Gemeindezentrums sei im alten Codex der katholischen Kirche streng verboten gewesen. In den zurückliegenden Jahren sei das Ökumenische Gemeindezentrum Pilgerpfad daher zu einer wichtigen Institution geworden, die das Ziel der Ökumene vor Augen stelle: die sichtbare Einheit in versöhnter Unterschiedlichkeit.

Die Ökumene habe nicht nur das Miteinander der Kirchen, sondern auch die Kirchen selbst verändert, sagte Wiesemann. Wie Schuppen sei es den Katholiken von den Augen gefallen, wie wichtig die Bibel sei und welche Würde alle Getauften kraft ihres gemeinsamen Priestertums haben. Umgekehrt sei das Herz der Protestanten neu entflammt für Zeichen und Symbole in der Liturgie, für Exerzitien und andere katholische Frömmigkeitsformen.

Das ökumenische Gemeindezentrum im Pilgerpfad ist das einzige dieser Art im Bereich der pfälzischen Landeskirche und des Bistums Speyer. Es besteht aus dem Kirchenbereich, der die Kirche und ihre Nebenräume umfasst, sowie dem Gemeindebereich, zu dem Gemeindesäle, Jugendräume, Clubraum und Küche gehören. Beide Bereiche werden von Katholiken und Protestanten gemeinsam genutzt.

Das Neubaugebiet „Pilgerpfad“ im Süden der Stadt Frankenthal entstand Anfang der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Der Name „Pilgerpfad“ weist auf eine hier vor mehreren hundert Jahren vorbeiführende Pilgerstraße hin, die vom Rhein bis nach Spanien an das Grab des Apostels Jakobus des Älteren in Santiago de Compostela führte.