Glaube sichtbar und öffentlich machen
Katzweiler (lk). Kirche ist nach Auffassung des pfälzischen Kirchenpräsidenten Christian Schad immer auch öffentliche Kirche, „da sich ihre Botschaft von der Liebe Gottes an alle Welt richtet und der Welt zugute kommt“. Den Glauben zur Privatsache zu erklären, werde dem Anspruch des Evangeliums nicht gerecht, sagte Schad zur Eröffnung einer Vortragsreihe zum Jubiläum „200 Jahre Pfälzer Kirchenunion“ in Katzweiler. Schon die biblischen Autoren seien davon überzeugt gewesen, dass Gott gewissermaßen das „Öffentlichste“ sei, was es gäbe. „Gott will, dass allen Menschen geholfen wird, und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“, zitierte der Kirchenpräsident den Apostel Paulus im 1. Timotheusbrief (2, 4).
Da der Glaube immer persönlich vermittelt werde, brauche es Menschen, „die zu ihren Überzeugungen stehen“, erklärte der Kirchenpräsident. „Immer wenn wir authentisch unser Christsein leben, wird unser Glaube sichtbar und damit öffentlich“, sagte Schad im Gespräch mit Pfarrer Timo Schmidt und Theologieprofessor Michael Roth. Dazu gehöre konsequenterweise auch, sich gesellschaftspolitisch einzumischen und auf die ethischen Dimensionen politischen oder wirtschaftlichen Handelns hinzuweisen.
Auf die Formulierung und Vermittlung von Werten will Schad die Kirche jedoch nicht reduziert wissen. Denn: Der Wertebegriff orientiere sich zu sehr an wirtschaftlichen Vorstellungen. Im Glauben gehe es zum Beispiel nicht darum, dass ein Mensch mehr oder weniger wert sei. Es gehe um die Würde des Menschen. „Jeder hat eine Würde, und alle haben die gleiche Würde, die sich nicht verrechnen lässt“, sagte Schad. Eine ethische Konsequenz daraus sei, dass ein Christ die Todesstrafe aus dem Glauben heraus ablehnen müsse. Zwar müsse eine schwere Tat gesühnt werden, aber auch ein Straftäter verliere nicht seine Gottesebenbildlichkeit. Sie verbiete es, die unmenschliche Tat eines Menschen so auszuweiten, dass ihr Subjekt mit ihr gleichgesetzt und zum Unmenschen erklärt wird. „Wir tasten unsere eigene Würde an, wenn wir die unbedingte Würde anderer nicht anerkennen“, resümierte der Kirchenpräsident.
Die Reihe „Protestantisch bewegt“ ist vom Lauterecker Pfarrer Timo Schmidt und dem Mainzer Theologieprofessor Michael Roth entwickelt worden. In ihr befassen sich Universitätstheologen mit Grundfragen des christlichen Glaubens. Dekan Matthias Schwarz vom Kirchenbezirk an Alsenz und Lauter dankte den Initiatoren für die Bewegung der wissenschaftlichen Theologie an die kirchliche Basis.
Die Reihe wird fortgesetzt am Mittwoch, 13. Juni, in der protestantischen Kirche in Edenkoben. Kristian Fechtner spricht zum Thema „Lasst die Kirche im Dorf! – oder wie sieht die Zukunft der Gemeinde aus?“. Im September greifen in der Karlskirche Zweibrücken die Initiatoren der Dialogreihe, Michael Roth und Timo Schmidt, den Titel auf: „Protestantisch bewegt! – oder was heißt es heute evangelisch zu sein?“. Zum Abschluss der Reihe wird Sebastian Grätz am 17. Oktober in der protestantischen Kirche in Rockenhausen referieren. „Das ist doch veraltet! – oder was hat das Alte Testament uns heute zu sagen?“ lautet der Titel des Abends. Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 19 Uhr, der Eintritt ist frei.