Gerechtigkeit als gesellschaftliche Herausforderung
Speyer (lk). Welche Bedeutung hat die evangelische Gleichstellungsarbeit für Kirche und Gesellschaft? Wie muss sie auf gesellschaftliche, politische und persönliche Herausforderungen von Frauen und Männern reagieren, die sich auch innerhalb der Kirche in Haupt-, Ehren- und Nebenamt stellen? Mit diesen und weiteren Fragen befassen sich die Vertreterinnen von Frauen- und Gleichstellungsreferaten in den Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei ihrer in Speyer stattfindenden Konferenz.
Zur Eröffnung der Tagung im Landeskirchenrat unterstrich die Gleichstellungsbeauftragte der Evangelischen Kirche der Pfalz, Pfarrerin Belinda Spitz-Jöst, dass die Arbeit der Beauftragten für Geschlechter- und Chancengerechtigkeit in der Mitte der Kirche angekommen sei. Vielfältige Projekte unterstützten diese vor Ort ebenso wie auf den unterschiedlichen Ebenen der Kirchenleitungsgremien, sagte Spitz-Jöst.
„Uns geht es darum, Strukturen zu entwickeln, die den Lebenswirklichkeiten von Männern und Frauen entsprechen und ihnen ein angemessenes Feld für Engagement eröffnen“, so Spitz-Jöst zu den Zielen der Konferenz. An den pfälzischen Kirchenpräsidenten Christian Schad, der auch Vorsitzender der Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen in der Evangelischen Kirche in Deutschland (UEK) ist, richteten die rund zwanzig Tagungsteilnehmerinnen die Erwartung, dass Geschlechtergerechtigkeit und Gleichstellung auf allen kirchlichen Ebenen selbstverständlich sein müssen.
Kirchenpräsident Christian Schad verwies auf die Bündelung der Aufgaben von Gleichstellungs- und Familienfragen in einem Referat der Kirchenleitung. Damit gerieten Chancengleichheit und Gleichstellung beider Geschlechter, die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben sowie die Stärkung und Unterstützung der Familien besser in den Blick. Dies gelte zum Beispiel für die mittlere Altersgruppe der Ende 20- bis Mitte 40-Jährigen, die sich in der „rush hour des Lebens“ den Herausforderungen von Berufseinstieg und Karriere ebenso stellen müssten wie der Erziehung der Kinder und der Betreuung pflegebedürftiger Eltern. Die Aufgaben dürften nicht zu Lasten eines Partners in einer Ehe oder Lebenspartnerschaft gehen, erklärte Schad.
Thematische Schwerpunkte der Konferenz sind u.a. die Aufarbeitung der Geschichte der Frauenordination, die sich erst seit 1992 in allen Landeskirchen durchgesetzt hat, sowie die Analyse des Verhältnisses von Männern und Frauen in Leitungspositionen der evangelischen Kirche. Zudem geht es um die Vorbereitung einer Tagung am 5. Dezember 2016 in Hamburg, die sich mit „Besorgnis erregenden Entwicklungen“ zum Thema Geschlechtergerechtigkeit beschäftigt. „Erschreckend“ sind aus Sicht der EKD-Gleichstellungsbeauftragten vor allem die Zunahme von Diffamierungen und der Ton im Netz.
Fragen zur Gleichstellung werden auch im Reformationsjahr 2017 der Evangelischen Kirche in Deutschland thematisiert. So ist u.a. eine Themenwoche „Familie, Lebensformen und Gender“ vom 9. bis 14. August in Wittenberg unter der Verantwortung der Frauen- und Männerarbeit der EKD geplant. Die Konferenz steuere hierzu unter dem Titel „g-code“ abrufbare Hörbeiträge zum Thema Gerechtigkeit und Gleichstellung bei, erklärt Spitz-Jöst.
Die „Konferenz der Arbeitsgemeinschaft der Frauenreferate und Gleichstellungsstellen in den Gliedkirchen der EKD“ gibt es seit 1992. Sie dient dem Erfahrungs- und Informationsaustausch sowie der gemeinsamen Bearbeitung von Problemen, mit denen alle Frauen- und Genderreferate gleichermaßen konfrontiert sind. Die Geschäftsführung für die Konferenz liegt im Referat für Chancengerechtigkeit der EKD.
Hinweis: Die Konferenz der Arbeitsgemeinschaft der Frauenreferate/Gleichstellungsstellen in den Gliedkirchen der EKD findet vom 19. bis 21. September im Landeskirchenrat in Speyer, Domplatz 5, statt. Ansprechpartnerin ist die Gleichstellungsbeauftragte der Landeskirche, Pfarrerin Belinda Spitz-Jöst, Telefon 06232/667-242, E-Mail: belinda.spitz-joest@landeskirchenrat.evkirchepfalz.de.