Gemeinsam den ländlichen Raum stärken

Intensiver Austausch: Verbandspräsident Eberhard Hartelt (links) und Kirchenpräsident Christian Schad. Foto: M. Hoffmann.

Aktuelle Themen in großer Runde besprochen: Vertreter des Bauern- und Winzerverbandes mit der Delegation der pfälzischen Landeskirche. Foto: M. Hoffmann.

Körborn (lk). Die Bedeutung der bäuerlichen Landwirtschaft für die Entwicklung des ländlichen Raumes war Hauptthema beim Spitzengespräch zwischen dem Präsidium des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e. V. und dem Landeskirchenrat der Evangelischen Kirche der Pfalz im westpfälzischen Körborn.

Kirchenpräsident Christian Schad betonte, dass Landwirte und Winzer nicht nur hochwertige und sichere Nahrungsmittel produzieren, sondern häufig auch Verantwortung für das Gemeinwesen übernehmen. So sei es eine gute Tradition in vielen Kirchengemeinden, dass Mitarbeiter des bäuerlichen Berufsstandes in Presbyterien und Synoden vertreten seien. Mit Blick auf die Kirchenwahlen am 1. Advent 2020 ermutigte der Kirchenpräsident die Mitglieder des bäuerlichen Berufsstandes dazu, sich auch künftig in die Gestaltung des Gemeinwesen und der Kirche vor Ort aktiv einzubringen.

Bauernpräsident Eberhard Hartelt schilderte die Herausforderungen, denen sich Bauern und Winzer stellen müssten: neben den Folgen des Klimawandels sei es vor allem das Ansehen landwirtschaftlichen Arbeitens in der Bevölkerung, welches Bauern und Winzern zu schaffen mache. „Die Darstellung von Landwirten als Bodenvergifter und Tierquäler verletzt unsere Mitglieder zutiefst und wird der Leistung des Berufsstandes für die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und ihrem Beitrag zur nachhaltigen Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen nicht gerecht“, erklärte Hartelt.

Die Vertreter der Landeskirche und des Bauernverbandes stimmten darüber überein, dass es fatal sei, komplexen Themen mit einfachen Sichtweisen und Lösungsversuchen zu begegnen. Anhand zahlreicher Beispiele zeigten die Repräsentanten des Bauernverbandes auf, dass populär wirkende Entscheidungen wie beispielsweise das Glyphosatverbot für die Bewirtschaftung unter ökologischen Gesichtspunkten auch Nachteile mit sich bringen.

Besseres Bewusstsein für den Wert der Nahrungsmittel

Einig waren sich die Gesprächsteilnehmer auch darin, dass der Wert von Nahrungsmitteln wieder stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung gerückt werden müsse. Man wende sich gegen Dumpingpreise von Discountern bei Fleisch und Gemüse, da diese dem Ziel einer nachhaltig und auch ökonomisch nachhaltigen Produktion zuwider liefen.

Weiteres Thema des Spitzengesprächs war die Vergabe von Kirchenland über den Protestantischen Pfründestiftungsverband. Einigkeit herrschte darüber, dass die Flächen sowohl einen Beitrag zur Sicherung der Pfarrbesoldung leisten als auch den Pächtern eine faire und nachhaltige Bewirtschaftung der Flächen ermöglichen sollen. Sowohl die zuständige Oberkirchenrätin Karin Kessel als auch der Leiter des Pfründestiftungsverbandes, Renaldo Dieterich, betonten ihr Interesse, auch weiterhin im guten und engen Kontakt mit dem Berufsstand diese Thematik zu bearbeiten.

Oberkirchenrätin Dorothee Wüst, zuständig für die Arbeitsbereiche Umwelt und die Arbeit mit Landwirten und Winzern, unterstrich in ihrem Resümee die Bedeutung eines konstruktiven Austauschs zwischen Kirche und Landwirtschaft. Es sei wichtig, dass Landwirte und Winzer von ihrer Arbeit leben könnten und gleichzeitig die ökologischen Aspekte einer nachhaltigen Bewirtschaftung beachtet würden.

Zudem solle geprüft werden, inwieweit projektorientiert die Zusammenarbeit zwischen Bauernverband und der Evangelischen Kirche der Pfalz beispielsweise mit Begegnungen in landwirtschaftlichen Betrieben oder einer Blühstreifenaktion, bei der landwirtschaftliche Flächen besonders insektenfreundlich gestaltet würden, vertieft werden könne.

Hintergrund: Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd e.V. (BWV) versteht sich als die berufsständische Vertretung der in der Land- und Forstwirtschaft und im Weinbau tätigen Menschen. Zugleich ist er bestrebt, die Interessen des gesamten ländlichen Raumes zu wahren. Der BWV hat rund 12.000 Mitglieder in insgesamt 611 Ortsvereinen.