Kirchenpräsident Schad: Neue Aufmerksamkeit für Religion und Kirche in der Gesellschaft 

Gemeinden bleiben „Wurzelgrund protestantischer Identität“

Kirchenpräsident Christian Schad. Foto: lk

Speyer (epd-lmw). Angesichts der Mitgliederentwicklung in der evangelischen Kirche hat der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad für eine missionarische Volkskirche plädiert. Die Protestanten müssten deutlicher als bisher ihren Glauben leben und auch öffentlich bezeugen, sagte Schad in Speyer in einem epd-Gespräch, in dem er zu aktuellen kirchlichen Herausforderungen Stellung nahm. Auch wenn die pfälzische Kirche mit ihren rund 534.100 Mitgliedern zahlenmäßig kleiner und ärmer werde, bleibe sie eine „Volkskirche im Wandel“.

Die Kirche dürfe sich nicht in eine Nische zurückziehen, sondern müsse in der Mitte der Gesellschaft verortet sein und Verantwortung übernehmen, sagte der Kirchenpräsident. Dazu müsse sie ihre Strukturen so anpassen, dass sie auch unter veränderten Bedingungen das Evangelium weitergeben und möglichst viele Menschen erreichen könne. Neue Formen der Kooperation und die Bündelung von Kräften seien unverzichtbar.

Die 402 pfälzischen Kirchengemeinden blieben „der Wurzelgrund protestantischer Identität“ und müssten ein Basisangebot wie Gottesdienste, Seelsorge und kirchliche Amtshandlungen vorhalten, sagte Schad. Zugleich gelte es, sich besser zu vernetzen und Schwerpunkte zu bilden, um unterschiedliche Zielgruppen und Milieus zu erreichen. Die pfälzische Kirche hatte im vergangenen Jahr mehr als 8.500 Mitglieder eingebüßt, auch wenn die Zahl der Austritte um 15 Prozent (832 Personen) auf 4.757 zurückging.

Wo evangelische Christen in einer Minderheitenposition seien - wie in manchen städtischen Gebieten - müsse die Kirche die missionarische Herausforderung offensiv annehmen, appellierte Schad. Für die Kirche sei es eine Chance, dass es in der Gesellschaft eine neue Aufmerksamkeit für Religion und Kirche gebe und Menschen vermehrt auf der Sinnsuche seien. Die religiöse Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern sei für sie eine „Überlebensaufgabe“.

Mit Blick auf das 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 müsse sich der Protestantismus seiner kulturellen, sozialen und politischen Prägekraft bewusst werden. Dessen Bildungsimpuls - ein gebildeter, selbst zu verantwortender Glaube - könne ein Bollwerk gegen religiösen Fundamentalismus und Gewalt sein. Im „ökumenischen Schulterschluss“ sollten Protestanten und Katholiken weiter versuchen, die Kirchenspaltung zu überwinden.

Jedem Mitarbeiter des Evangelischen Krankenhauses in Zweibrücken, das zum 30. September geschlossen wird, werde ein Arbeitsplatzangebot unterbreitet, versicherte Schad. Der Träger, der Landesverein für Innere Mission in der Pfalz (LVIM), werde gegenüber den rund 320 Beschäftigten „seiner hohen Verantwortung gerecht“. Mehrere Mitarbeiter seien bereits in Jobs weiter vermittelt worden. Für sein Zweibrücker Haus legte der Landesverein einen Sozialplan vor.

Die Gespräche über eine Fusion von Landesverein und den Diakonissen Speyer-Mannheim würden nach Schließung des Zweibrücker Hauses verstärkt fortgesetzt, kündigte Schad an, der auch Verwaltungsratsvorsitzender bei den Diakonissen ist. Frühestens Ende 2016 könne es zu ernsthaften Verhandlungen kommen. Für diakonische Träger sei ein Miteinander von Theologen und Ökonomen in der Leitung unverzichtbar.

An einem Sitz im Rat, dem höchsten Leitungsgremium der Evangelischen Kirche in Deutschland, hat der 58-jährige Theologe, der mehrere kirchliche Ämter bekleidet, kein Interesse. "Mir ist wichtig, in meiner eigenen Landeskirche sehr präsent zu sein", sagte Schad, der auch Vorsitzender der Union Evangelischer Kirchen (UEK) ist.