Positionspapier erkennt Handlungsbedarf - Synode greift Thema auf 

Gemeindediakon: Berufsbild auf dem Prüfstand

Speyer (lk). Gesellschaft und Kirche befinden sich im Umbruch – das stellt auch ihre Berufsgruppen, wie beispielsweise Pfarrer und Gemeindepädagogen, vor neue Herausforderungen. In Folge des Strategiepapiers „Mutig voranschreiten“ der Landeskirche hat deren Gleichstellungsstelle eine Umfrage unter 111 Mitarbeitern in den gemeindenahen Diensten zur „Life-Work-Balance“ – der Ausgewogenheit von Arbeits- und Lebensverhältnissen – gestartet. Die Ergebnisse liegen jetzt ebenso vor wie ein vom „Arbeitskreis Berufsprofil der Gemeindediakone“ erarbeitetes Positionspapier mit dem Titel „Den Weg mutig weitergehen“. Demnach ist es „dringend notwendig“, den Beruf des Gemeindediakons und des Jugendreferenten weiterzuentwickeln, sagt Paul Neuberger, landeskirchlicher Beauftragter für gemeindenahe Dienste.

Mit dem Berufsprofil von Gemeindediakonen und Jugendreferenten wird sich auch die Frühjahrssynode der Evangelischen Kirche der Pfalz befassen. Das Positionspapier sei die konsequente Fortführung der gemeinsamen Bemühungen um eine Profilierung der Berufsgruppen und ihrer Berufsfelder, erklärt der für Gemeindediakone und Jugendreferenten zuständige Dezernent, Oberkirchenrat Gottfried Müller. Gemeindediakone beraten, begleiten und qualifizieren Ehrenamtliche, sind für religionspädagogische und gesellschaftspolitische Bildungsangebote zuständig und arbeiten auch im Bereich Seelsorge und Verkündigung. Arbeitsschwerpunkt der Jugendreferenten ist es, Jugendarbeit vor Ort zu initiieren und Ehrenamtliche für die Jugendarbeit zu gewinnen und sie zu begleiten.

Zunehmende Arbeitsverdichtung haben nach den Worten der Gleichstellungsbeauftragten der Landeskirche, Pfarrerin Belinda Spitz-Jöst, Fragen nach einem ausgewogenen Verhältnis von Arbeits- und Privatleben herausgefordert. Viele Umfrageergebnisse dieser Life-Work-Balance-Studie stimmen mit den Erkenntnissen des von dem Arbeitskreis erarbeiteten Positionspapiers überein, so Neuberger. Beispiel: Zwei Drittel der befragten Mitarbeiter in den gemeindenahen Diensten sind älter als 50. Daher sei es eine der vom Arbeitskreis formulierten Forderungen, den Beruf des Gemeindepädagogen und des Jugendreferenten für junge Menschen attraktiv zu gestalten.

Kinder-, Jugend- und Familienarbeit, Erwachsenenbildung und Seniorenarbeit: Aus vielen Bereichen der Gemeindearbeit und weiteren kirchlichen Arbeitsfeldern sei Gemeindediakonie nicht mehr wegzudenken, sagt Paul Neuberger. „Gemeindediakone versehen ihren Dienst als pädagogische Fachleute im partnerschaftlichen Miteinander mit den Pfarrerinnen und Pfarrern und müssen ständig auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren.“ Neuberger, Jugendreferent der Protestantischen Jugendzentrale Speyer, nennt Personalentwicklung, Fort- und Weiterbildung, die Vernetzung der Dienste untereinander und die Begleitung von Berufseinsteigern als Schwerpunkte. Dafür bedürfe es eines „langfristig angelegten landeskirchlichen Konzeptes“.

Belinda Spitz-Jöst verweist in diesem Zusammenhang auf eine Life-Work-Balance-Umfrage unter Pfarrerinnen und Pfarrern vor fünf Jahren: Solche Erhebungen seien „absolut notwendig“. Letztlich gehe es nicht nur um die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, sondern auch um die Gesundheit derer, die in der Kirche ihren Dienst tun.

Hintergrund: Nach dem Modell der Jugendzentralen entstand in den 1990er Jahren die Idee, Einrichtungen zu schaffen, die die Gemeindearbeit im Kirchenbezirk stärken sollten. 2002 beschloss die Landessynode die Einführung Gemeindepädagogischer Dienste. Dem vorausgegangen waren Modellprojekte in Ludwigshafen und Obermoschel. Heute gibt es in elf Kirchenbezirken Gemeindepädagogische Dienste: Bad Bergzabern, Bad Dürkheim, Donnersberg, Frankenthal, Germersheim, Homburg, Kaiserslautern, Landau, Ludwigshafen, Pirmasens und Zweibrücken. Landeskirchliche Beauftragte für gemeindenahe Dienste sind Paul Neuberger und Thomas Klein.