Pfälzer Kirchentag 

Gelungene Premiere

Gut besucht: der Eröffnungsgottesdienst des kleinen Pfälzer Kirchentages in der Schulturnhalle Otterbach. Foto: view

Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst im Gespräch mit Kirchentagspastorin Anne Helene Kratzert. Foto: view

Das „Zentrum Jugend und Kinder" mit vielen Basteln- und Spielangeboten. Foto: lk

Laut wurde es mit der Trommelgruppe "Tennogawa" unterhalb der protestantischen Kirche. Foto: lk

Das „Zentrum Jugend und Kinder" mit vielen Basteln- und Spielangeboten, wie Steine bemalen. Foto: lk

Unterhalten sich in der katholischen Kirche über Fußball und den lieben Gott: Kirche EX-FCK-Profi Ratinho, FCK-Verwaltungsratsvorsitzender Rainer Keßler, Sportpfarrer Ralf Neuschwander, Weltschiedsrichter Markus Merk und Oberkirchenrätin und FCK-Fan Marianne Wagner (von links). Foto: lk

Das "Zentrum Jugend und Kinder" bot viele Basteln- und Spielangebote - wie Mitmachkonzerte. Foto: lk

Das "Zentrum Jugend und Kinder" bot viele Basteln- und Spielangebote - wie Seifenblasen. Foto: lk

Das "Zentrum Jugend und Kinder" bot viele Basteln- und Spielangebote - wie ein Escape Room zur Partnerkirche in Papua. Foto: lk

Sprechen über Kirche in krisenhaften Zeiten (v.l.): Ralf Leßmeister (Landrat des Landkreises Kaiserslautern), Bischof Karl-Heinz Wiesemann, Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst, Claus Schick (kirchenpolitischer Sprecher der SPD im rhl-pfz. Landtag) und Johannes Zehfuß (kirchenpolitischer Sprecher der CDU im rhl-pfz. Landtag. Foto lk

Gut angenommen: Zuspruch Gottes im Segenszelt vor dem Dekanatsbüro mit Diemut Meyer (zweite von rechts). Foto: view

Live-Aufzeichnung währen des Kirchentags: Der Podcast "Spiel- Spaß- Wutanfall" mit Pfarrer Max Niessner (rechts). Foto: view

Dank an die Hauptorganisatoren (von links): Dekan Matthias Schwarz, Dorothee Wüst, Tanja Schraß und Pfarrerin Karin Schwartz. Foto: Evangelische Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft

Laden zum Mitsingen ein: Stephan Flesch und Elmar Federkeil beim Abschlusskonzert in der Schulturnhalle (von links). Foto: Evangelische Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft

Rund 2800 Besucherinnen und Besucher haben den ersten „kleinen“ Pfälzer Kirchentag im westpfälzischen Otterbach besucht. Mit der Veranstaltung wollte der Landesausschuss Kirchentag Pfalz auf den Kirchentag in Hannover 2025 einstimmen und Kirchentagsfeeling verbreiten.

Otterbach (lk). In Ihrer Predigt im Eröffnungsgottesdienst zum Motto des kommenden Evangelischen Kirchentags in Hannover 2025, „Mutig – stark – beherzt“, warb Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst für Gottvertrauen in kritischen Momenten: „Gott ist da, wenn man ihn braucht.“ Sicher löse dieses Wissen nicht alle Probleme, es gehe aber um eine Haltungsänderung, so Wüst in dem Gottesdienst in der Schulturnhalle der Goetheschule. Gleichzeitig nahm die Kirchenpräsidentin die Kirche selbstkritisch in den Blick. Dort, wo es der Institution mehr um Selbsterhalt gehe als um diakonisches Handeln, mache Kirche zurecht Schlagzeilen.

Themen der Zeit verhandelt

In der Schulturnhalle, der protestantischen und katholischen Kirche sowie dem Mehrgenerationenhaus in Otterbach wurden anschließend in Talkrunden und Vorträgen Themen dieser Zeit verhandelt, darunter der Krieg in der Ukraine, queeres Leben oder die Kirche selbst. Etliche Veranstaltungen waren überfüllt. Alternativen gab es allerdings genug.

Im Ringen um einen kirchlichen Kurs, der aktuellen gesellschaftlichen Erfordernissen gerecht wird, saßen Kirchenpräsidentin Wüst und der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann gemeinsam auf einem Podium. In der Frage des Miteinanders beider Konfessionen waren sich beide einig. Die ökumenische Zusammenarbeit sei Voraussetzung, damit kirchliche Positionen in Gesellschaft und Politik aufgenommen würden so Wiesemann. „Theologisch führt kein Weg daran vorbei“, stimmte Wüst zu: „Die Menschen erwarten das auch von uns.“

Deutliche Worte gefunden

Mit Blick auf die Aufarbeitung von Formen der sexualisierten Gewalt sprachen beide Kirchenvertreter deutliche Worte. Das Thema sei „mitten unter uns“, sagte Dorothee Wüst. Die Kirche müsse eingestehen, dass sie Betroffenen hier oftmals keinen Schutzraum gewährt habe. Aus Sicht Bischof Wiesemanns handelt es bei sexualisierter Gewalt auch um den Missbrauch von Macht. Deshalb sei ein kritischer Blick auf kirchliche Machtstrukturen unerlässlich.

Die Krise der Volkskirche sprach auch Kirchentagspastorin Anne Helene Kratzert an: „Wir verwalten einen Niedergang, aber der Standard wird gehalten - wie soll das gehen?“, sagte sie in einer Diskussionsrunde zum kommenden Kirchentag, beteuerte aber auch: „Wir lassen uns unseren Schneid nicht abkaufen.“

Segen kommt an

Im „Zentrum Kinder und Jugend“ im Ottertal vergnügten sich den ganzen Tag über Kinder, Familien und Jugendliche bei Bastel- und Spielangeboten. Mitarbeiter des CVJM Pfalz hatten unter anderem „Bubble Soccer“ mitgebracht und einen Barfußpfad aufgebaut, Pfarrer Stefan Mendling hatte sein Kinderkirchenmobil dabei, ein umgebautes Feuerwehrauto. Christoph Krauth und Sophie Steffen vom Missionarisch Ökumenischen Dienst der Landeskirche hatten gut zu tun, den Escaperoom zur Partnerkirche in Papua immer wieder zu präparieren.

Gut angenommen wurden auch Segensangebote auf dem Kirchentagsgelände, etwa durch Diemut Meyer vom neuen Segensbüro der pfälzischen Landeskirche. Während des Kirchentags taufte Pfarrerin Frauke Fischer zwei Mädchen im Ottertal. Rund 150 Menschen besuchten das Zentrum Regenbogen zu den Themen Toleranz, Gender und Diversity, berichtete Pfarrerin Ute Samiec.

Blick in Richtung Hannover

Tanja Schraß, Vorsitzende des Landesausschusses Kirchentag Pfalz, zog am Ende des Kirchentags ein durchweg positives Fazit des ersten regionalen Kirchentags in der Pfalz. Denkbar wäre die Wiederholung eines solchen Ereignisses „vielleicht alle zwei Jahre in einem anderen Dekanat“, wenn sich ein entsprechendes Organisationsteam finde. Begeistert zeigte sich am Rand des Abschlusskonzerts auch Hans Werner Ludwig, Vorsitzender der Landesausschüsse Kirchentag: Gerade das Zusammenspiel der vielen Freiwilligen habe „Kirchentagsatmosphäre spürbar gemacht“, sagte Ludwig. Er hoffe, dass das Lust mache auf den kommenden Kirchentag in Hannover.