200 Jahre Bezirkstag: Kirchenpräsident und Bischof betonen Vielfalt in Gesellschaft und Kirche 

"Geist der Freiheit und des Aufbruchs"

Fürbitten: Monika Kabs, Theo Wieder, Christian Schad, Manfred Schwarz, Karl-Heinz Wiesemann, Günther Ramsauer, Brigitte Freihold und Heinz-Peter Schneider (von links). Foto: Landry

Speyer (lk/is). Für eine offene Gesellschaft und gegen Kleingläubigkeit und Abgrenzung haben sich Kirchenpräsident Christian Schad und Bischof Karl-Heinz Wiesemann in einem ökumenischen Gottesdienst zum 200-jährigen Bestehen des Bezirkstags Pfalz ausgesprochen. In ihren Predigten in der Speyerer Gedächtniskirche betonten Schad und Wiesemann, dass es gerade die Vielfalt sei, die eine Gesellschaft reich und stark mache.  

Der Bezirksverband Pfalz und der Bezirkstag spiegelten auf politischer Ebene das wieder, was in der Ökumene als „Einheit in versöhnter Vielfalt“ bezeichnet werde. Jede Gruppe sei nur so stark, wie ihr schwächstes Glied. Epochale Umbrüche und Herausforderungen wie Flüchtlingsfrage und Integration, demografischer Wandel und soziale Sicherheit könnten nur von einer toleranten Gesellschaft gemeistert werden, sagten Wiesemann und Schad.  

Der Kirchenpräsident erinnerte in seiner Predigt an den „Geist der Freiheit und des Aufbruchs“, dem der Bezirkstag entsprungen sei. Die verschiedenen Zuständigkeiten und Aufgaben des Bezirksverbands seien dabei so angelegt, dass sie sich ergänzten. Schad hob vor allem den Einsatz für die Schwachen in der Gesellschaft hervor, der mehr sei, als nur Mildtätigkeit. „Er rührt an die Fundamente unserer Handlungsfähigkeit und entscheidet letztlich über Erfolg und Misserfolg“, sagte Schad. Diese Freiheit setzte er in Beziehung zur Vielfältigkeit der Region, der Gesellschaft und der Ökumene. Das Reformationsjubiläum 2017 biete den Kirchen die Möglichkeit, die „Einheit in der Vielfalt“ wiederzuentdecken.  

Bischof Karl-Heinz Wiesemann bezog in seiner Predigt Geschichte und Gegenwart aufeinander und bedachte dazu die vergangenen 200 Jahre in der Pfalz und in Europa. Vor allem seit den beiden Weltkriegen sei Europa „einen historisch herausragenden Weg der Versöhnung und Zusammengehörigkeit“ gegangen, so Wiesemann. Andererseits werde deutlich, „wie gefährdet dieser Aufbruch zur Überschreitung der alten Grenzen“ sei. Immer wieder könnten „rückwärtsgewandte Kräfte die Ängste der Menschen für ihre Ziele einspannen“, stellte Wiesemann fest. Er prangerte damit den erstarkenden Nationalismus und den Umgang mit der Flüchtlingsdebatte in der Gesellschaft an. 

An dem Gottesdienst wirkten der Speyerer Dekan Markus Jäckle, Pastor Jochen Wagner von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Südwest (ACK) und Gemeindereferentin Sigrid Sandmeier von der katholischen Pfarrei Pax Christi Speyer mit. Die Fürbitten sprachen die Bezirkstagsmitglieder Brigitte Freihold, Monika Kabs, Günther Ramsauer, Heinz-Peter Schneider, Manfred Schwarz und Theo Wieder. Musikalisch gestalteten den Gottesdienst die Capella Spirensis am Dom zu Speyer unter der Leitung von Domkantor Joachim Weller, der Posaunenchor der Protestantischen Kirchengemeinde Freinsheim unter der Leitung von Jörg Krämer sowie Robert Sattelberger an der Orgel.