Krematorium in Landau sucht nach Lösungen 

Gas-Knappheit kann Einäscherungen gefährden

Ohne Einäscherung ist keine Urnenbestattung möglich. Foto: Fundus/Peter Bongard

Landau, Speyer (lk). Auf die Frage nach seiner größten Angst, wenn Gas knapp werden könnte, überlegt Joachim Reber nicht lange. "Dass wir dann keine Einäscherungen mehr vornehmen können", antwortet er ohne Bedenkzeit. Für das Krematorium Landau gilt ebenso wie für die rund 160 Krematorien in Deutschland: Die Leichname werden mit Gasfeuer eingeäschert. In Landau hat Joachim Reber für das laufende Jahr noch einen geltenden Vertrag mit seinem Anbieter zu einem vereinbarten Preis. Eine Einäscherung kostet aktuell 370 Euro. Mögliche Auswirkungen des Krieges sind in diesem Preis noch nicht enthalten.

Ab dem nächsten Jahr könnte der Preis entsprechend steigen. "Eine mögliche Verteuerung des Gases könnten wir bis zu einem bestimmten Punkt auffangen und zumindest anteilig an die Kunden weitergeben", sagt Joachim Reber. Er geht davon aus, dass die meisten Betroffenen angesichts der aktuellen Lage Verständnis haben würden. "Selbst bei einer Verknappung des Gases könnten wir den Betrieb noch einige Zeit unverändert aufrechterhalten", erklärt Reber.

Theoretisch möglich wäre auch, bei niedrigerer Temperatur zu kremieren, also einzuäschern. Dann würde weniger Gas verbraucht. Allerdings hätte das zur Folge, dass Nebenprodukte, die dabei entstehen, nicht wie vorgeschrieben verbrannt werden und somit in die Luft gelangen. Geltende Vorschriften könnten so nicht mehr eingehalten werden. Darum hält Reber diese Möglichkeit für unrealistisch und ausgeschlossen.


Erdbestattungen nur begrenzt ein Ersatz

Knapp eine Million Menschen werden pro Jahr mittlerweile deutschlandweit feuerbestattet. Wenn Einäscherungen nicht mehr in dieser Zahl möglich sein könnten, wären weitere Probleme vorprogrammiert, ist sich Joachim Reber sicher: "Die Infrastruktur auf den Friedhöfen ist aktuell gar nicht für eine deutlich höhere Anzahl an Erdbestattungen ausgelegt." So seien etwa Möglichkeiten zur Kühlung und Grabanfertigung nicht mehr entsprechend gegeben.

Ferner gibt der Geschäftsführer zu bedenken, dass viele Menschen und Familien bereits Urnengrabplätze gekauft haben. "Da könnte ich ja nicht einfach einen Sarg bestatten." Auch Naturbestattungen wären dann nicht mehr möglich, wie beispielsweise in Friedwäldern und Ruheforsten. Denn anders als in den Niederlanden sind in Deutschland keine Erdbestattungen in entsprechend ausgewiesenen Waldbereichen erlaubt. "Sollte es tatsächlich zu einem Gasembargo kommen, würde es - zumindest im ersten Moment - sehr schwierig werden", ist Joachim Reber überzeugt.