Für mehr Vielfalt in der Landessynode
Speyer/Heltersberg/Dannenfels (lk). In den letzten Wochen haben sich die neuen Bezirkssynoden der 15 pfälzischen und saarpfälzischen Kirchenbezirke konstituiert. Mit 56 Prozent Frauenanteil und 44 Prozent Männern sind die Bezirksgremien paritätisch besetzt und bilden die Vielfalt der Landeskirche ab. Am 21. Mai 2021 wählen die neuen Bezirkssynodalen die zukünftigen Vertreterinnen und Vertreter in der Landessynode, die im Juli ihre sechsjährige Amtszeit beginnt.
In einem Schreiben an die Mitglieder der Bezirkssynoden bitten der Vorsitzende des Beirats für Gleichstellung, Rolf Geisert, und die Gleichstellungsbeauftragte der Landeskirche, Annette Heinemeyer, um mehr Geschlechtergerechtigkeit auch bei der Zusammensetzung der Landessynode. Der Beirat bedauert, dass es in der vergangenen Legislaturperiode der Landessynode ein zahlenmäßiges Ungleichgewicht zwischen Frauen und Männern gegeben habe. „Nur ein Drittel der Delegierten waren Frauen. Demgegenüber sind jedoch 70 Prozent der Ehrenamtlichen in der Kirche Frauen, ebenso stellen diese mit 55 Prozent eine Mehrheit der Kirchenmitglieder“, heißt es im Aufruf.
Geisert ist Mitglied der zu Ende gehenden Landessynode und dort Vorsitzender des Ausschusses für Recht, Kirchenordnung und Gleichstellung. Vielfalt und gerechte Einflussnahme soll seiner Meinung nach in vielen Kriterien erreicht werden. In manchen ist das bereits der Fall. „Die regionale Beteiligung ist durch die Wahlen in den Bezirkssynoden gerecht verteilt. Auch die Beteiligung von geistlichen und weltlichen Synodalen ist in der Kirchenverfassung vorgegeben“, sagt Geisert. Fehlt noch die ausgewogene Geschlechterverteilung, die bislang keine Vorgabe hat. „Mit einer gleichmäßigen Beteiligung der Geschlechter erhält der Gemeinschaftssinn in unserer Kirche, den wir nötig haben, um die vor uns liegenden Herausforderungen anzunehmen und zu verkraften, sichtbaren Ausdruck“.
Pfarrerin Jessica Rust-Bellenbaum ist ebenfalls Teil des Beirats für Gleichstellung und Mitglied der Pfarrvertretung. Das Thema Vielfalt ist ihr wichtig: Schnell kommen ihr typische Fragen in den Kopf, die sie als weibliche Pfarrperson immer wieder bei der Arbeit in der Kirchengemeinde hört, zum Beispiel „Können Sie das?“. Ihre Antwort: „70 Prozent der Ehrenamtlichen in der Kirche sind Frauen – und wie die können!“, sagt die Mitdreißigerin. „Wir stolpern immer noch in Stereotype und hören, dass sich beispielsweise weniger Frauen als Männer eine Entscheidungsfunktion zutrauen.“
Rust-Bellenbaum will ermutigen: „Veränderung beginnt, wenn die Vielfalt selbstverständlich ist“. Vielfalt geht für sie über Geschlechterunterschiede hinaus. „Wir müssen in unseren Gremien nicht alle einer Meinung sein, das gleiche Alter oder Geschlecht haben. Gerade durch die Vielfalt bleiben wir lebendig. Alle verbindet der Wille, für das einzustehen, was uns wichtig ist. Dafür brauchen wir Mut und Kraft. Berücksichtigen wir das bei unseren Entscheidungen“, fordert sie die Bezirkssynodalen auf. Menschen verschiedenen Alters und mit verschiedenen Einstellungen treffen die wohl besten Entscheidungen für unsere Landeskirche.
Hintergrund: Der Beirat für Gleichstellung besteht aus Vertreterinnen und Vertretern der Landessynode, der Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft (Frauenarbeit), der Evangelischen Jugend, des Gesamtausschusses und der Pfarrvertretung sowie weiteren berufenen Personen.
Am 21. Mai wählen die 15 Bezirkssynoden aus ihren Reihen Mitglieder in die Landessynode, die oberste Vertretung des Kirchenvolks. Die Landessynode kann über alle Angelegenheiten der Landeskirche beraten und beschließen. Sie bestimmt über die Kirchengesetze, über die Kirchenfinanzen und diskutiert kirchliche und gesellschaftliche Fragen. Die Landessynode wählt auch diejenigen, die die Kirche leiten wie die Kirchenpräsidentin, Oberkirchenrätinnen und -räte sowie die Kirchenregierung. Bei der Synodaltagung vom 8. bis 10. Juli konstituiert sich die neu gewählte Landessynode, das heißt, sie beginnt ihre sechsjährige Amtszeit.