Ökumenischer Gottesdienst 

Für Frieden, Gerechtigkeit und Chancengleichheit

Gebetswoche für die Einheit der Christen: Ökumenischer Gottesdienst im Speyerer Dom.

Bischof Karl-Heinz Wiesemann begrüßte die Gottesdienstbesucher.

Kirchenpräsident Christian Schad hielt die Predigt.

Beiträge zum Thema Gerechtigkeit. Fotos: Klaus Landry

Speyer (is/lk). Mit einem ökumenischen Gottesdienst im Speyerer Dom haben Vertreter der Evangelischen Kirche der Pfalz, des Bistums Speyer und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Südwest die Gebetswoche für die Einheit der Christen eröffnet. Vor zehn Jahren wurde diese Tradition begründet. Der ökumenische Gottesdienst findet jeweils im Wechsel im Dom und in der Gedächtniskirche statt. Die diesjährige Gebetswoche steht unter dem biblischen Wort „Gerechtigkeit, Gerechtigkeit – Ihr sollst du nachjagen“ (Dtn / 5 Mose 16,20a). Die Vorlage wurde von Christen aus Indonesien erarbeitet.

Neben Kirchenpräsident Christian Schad und Bischof Karl-Heinz Wiesemann wirkten Erzpriester Konstantin Zarkanitis von der Griechisch-Orthodoxen Kirche, Pastor Rainer Burkart von der Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Mennonitengemeinden sowie Pastor Jochen Wagner, der Vorsitzende der ACK-Südwest, mit. Weiterhin waren Luisa Fischer, Vorsitzende des Katholikenrats im Bistum Speyer, Hermann Lorenz, Synodalpräsident der Evangelischen Kirche der Pfalz, sowie Pfarrerin Christine Gölzer von der Protestantischen Dreifaltigkeitskirchengemeinde Speyer und Dompfarrer Matthias Bender von der katholischen Pfarrei Pax Christi Speyer an der Liturgie beteiligt.

„Gerechtigkeit ist kein Besitz, den man – einmal gefunden – für immer in Händen hat. Sie muss stets neu gesucht, errungen, ja erkämpft werden“, sagte Bischof Karl-Heinz Wiesemann in seiner Begrüßung. Wie bei ihrem Symbol, der Waage, komme es darauf an, immer wieder neu unterschiedliche Interessen abzuwägen und miteinander ins Gleichgewicht zu bringen. Es sei der gemeinsame Auftrag von Christen aller Konfessionen, bestehende Ungerechtigkeiten beim Namen zu nennen und sich für eine gerechtere Welt einzusetzen. „Dies gelingt uns umso glaubwürdiger und wirksamer, je mehr wir es gemeinsam, in ökumenischer Verbundenheit tun“, so Bischof Wiesemann. Zum Ruf der Kirche nach mehr Gerechtigkeit in der Welt gehöre auch „die ehrliche Bereitschaft, sich selbst immer wieder kritisch zu hinterfragen und Maß zu nehmen am gütigen und gerechten Gott“.

In seiner Predigt machte Kirchenpräsident Christian Schad den Gläubigen Mut, sich Tag für Tag für Frieden, Gerechtigkeit und Chancengleichheit einzusetzen: „Wer Jesu Wort zutraut, was es sagt, erfährt, wie Gott Gerechtigkeit schafft.“ Dies müsse für alle Menschen gelten – gleich welcher religiösen, kulturellen oder sozialen Herkunft – und betreffe Bildungsgerechtigkeit ebenso wie Gerechtigkeit in der Arbeitswelt und gesellschaftliche Teilhabe. Integration könne nur gelingen, wenn jedem Menschen die gleichen Möglichkeiten offen stünden.

Davon sei die Gesellschaft indes noch weit entfernt, sagte der Kirchenpräsident. Noch immer seien Senioren und Kinder aus sozial schwachen Familien oder mit Migrationshintergrund benachteiligt. „Stützen wir darum die Arbeit von Diakonie und Caritas mit ihren Beratungsstellen.“ Zugleich erteilte Schad Hass, Gewalt, der Verletzung der Menschenrechte und „notorischen Lügnern“ eine klare Absage: „Die Freiheit der einen darf nicht gelebt werden auf Kosten der Freiheit der anderen. Zeigen wir den gegenseitigen Respekt, der in unserer Welt so sträflich vernachlässigt wird.“

Vielfalt müsse nicht Verunsicherung bedeuten, sondern könne bereichern. „So begegnen wir den Ängsten jener, die sich danach sehnen, dass alles wieder sein soll, wie es nie gewesen ist: klar, eindeutig und einfach. Das ist für mich Kirche und gelebte Ökumene“, bekannte der Kirchenpräsident: „Wo wir dem Licht aus der Höhe trauen, der Spur Jesu folgen und auf das Unwahrscheinliche und Gewagte bauen!“ Dies sei viel zu schön, „um nicht wahr zu sein.“

In persönlichen Statements legten Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus verschiedenen Bereichen den Finger in die Wunde, wo lebensfeindliche Strukturen ein gerechtes Zusammenleben erschweren, zum Beispiel durch Benachteiligungen im Bildungssystem, durch ungleiche Arbeitsbedingungen, Überschuldung oder durch Flucht aus dem Heimatland aufgrund von politischen Konflikten oder als Folge des Klimawandels.

Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes lag in den Händen von Domorganist Markus Eichenlaub und der evangelischen Jugendkantorei unter der Leitung von Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald.