Friedrich Schleiermacher 

Frommer Beter und moderner Zeitgenosse

Kirchenpräsident Christian Schad vor dem Grab des vor 250 Jahren geborenen Theologen. Foto: lk

Die von Professor Armin Lindauer, Mannheim, gestaltete Briefmarke. Foto: © Bundesministerium der Finanzen

Schad mit dem Album der Erstdrucke. Foto: lk

Vor dem ehemaligen Pfarrhaus Schleiermachers in Berlin. Foto: lk

Berlin (lk). Mit einem „Sonderpostwertzeichen“ ehrt das Bundesfinanzministerium den evangelischen Theologen Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher. Aus Anlass von dessen 250. Geburtstag am 21. November stellte Staatssekretär Rolf Bösinger vom Bundesfinanzministerium die Marke im Berliner Dom der Öffentlichkeit vor. Kirchenpräsident Christian Schad nahm als Vorsitzender der Union Evangelischer Kirchen in Deutschland ein Album mit Erstdrucken der Briefmarke entgegen. 

Mit der Briefmarke erinnere man auch an den Prediger, Pädagogen und Begründer der wissenschaftlichen Hermeneutik. Kirchenpräsident Schad, der auch das ehemalige Berliner Pfarrhaus Schleiermachers sowie dessen Grabstätte auf dem Dreifaltigkeitskirchhof in Kreuzberg besucht hatte, bezeichnete Schleiermacher als „Vater der kirchlichen Unionen des 19. Jahrhunderts“. Er habe bereits 1804 die Überwindung der innerevangelischen Trennung von reformierten und lutherischen Kirchen gefordert. Für den in Breslau geborenen und in Halle und Berlin wirkenden Gelehrten sei die innerprotestantische Trennung zum Schaden der „wahren Religiosität“ gewesen. Schleiermacher habe erkannt, dass verschiedene Lehrmeinungen und Riten gemeinsame evangelische Grundüberzeugungen nicht in Frage stellen dürften, erklärte der Kirchenpräsident. 

Die Aktualität der Gedanken Schleiermachers dokumentieren nach Auffassung des UEK-Vorsitzenden auch dessen „Verteidigung der Religion“ gegenüber Auffassungen, diese sei etwas Veraltetes. „Dass die Religion zum Menschsein des Menschen gehört, hat Schleiermacher dadurch verständlich zu machen versucht, dass er an unsere Erfahrung appelliert: dass Leben grundlegend verdanktes Leben ist, wir uns nicht in der eigenen Hand halten, sondern zuerst empfangende Wesen sind“, sagte Schad. Vor allem eigenständigen Denken und guten Handeln sei der Mensch verwurzelt in einem tragenden, unbedingten Sinngrund. Dies zeige die religiöse Dimension an, die Schleiermacher als „Sinn und Geschmack fürs Unendliche“ bezeichnet habe. 

Sonderbriefmarken werden zu besonderen Anlässen in einer begrenzten Auflage vom Bundesfinanzminister herausgegeben und von der Deutschen Post verkauft. Jährlich erscheinen rund 60 Sondermarken, die aus mehr als 1.500 Themenvorschlägen ausgewählt werden. Die Sonderbriefmarke zum 250. Geburtstag Friedrich Daniel Ernst Schleiermachers im Wert von 70 Cent ist in einer Auflage von 4,2 Millionen gedruckt worden und ab sofort in allen Postfilialen erhältlich.