Friedensgutachten 2022 

Friedensreferent fordert: Atomwaffen ächten und abschaffen.

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Der Ukraine-Krieg könnte sich ausweiten - bis hin zum Einsatz von Atomwaffen. Davor warnen führende Fachleute der Konfliktforschung in ihrem Friedensgutachten 2022 unter dem Titel "Friedensfähig in Kriegszeiten". Unter anderem solle darum die Nato offiziell auf den atomaren Erstschlag verzichten. „Die Drohung mit nuklearen Waffen ist die Drohung mit der Zerstörung unseres Planeten“, mahnt auch der Friedensreferent der Landeskirche, Gregor Rehm. 

Speyer (lk). Wenig überraschend steht der Krieg in der Mitte Europas im Mittelpunkt des jüngsten Gutachtens der führenden deutschen Institute zur Friedensforschung. Die Nato solle den Verzicht auf einen atomaren Erstschlag offiziell erklären, meinte der Duisburger Friedensforscher Tobias Debiel bei der Vorstellung des Gutachtens am Dienstag in Berlin. 

Gerade jetzt Atomwaffen verbieten 

Internationale Verträge zur Abrüstung liefen derzeit eher aus, es gelte aber, sie zu festigen. Deutschland müsse sich mit den Nato-Partnern dafür einsetzen, Atomwaffen zu ächten und den Ausbau nuklearer Waffenarsenale zu verhindern. Der Ukraine-Krieg zeige, wie bedrohlich das Szenario werden könne. Ein Atomkrieg kann nicht gewonnen und dürfe nicht geführt werden, mahnen die Verfasserinnen und Verfasser des Gutachtens.  

Gregor Rehm, Referent für die Friedensarbeit in der Arbeitsstelle Frieden und Umwelt, erinnert zudem: „Aus den 100 Milliarden Euro Sonderverschuldung für die Bundeswehr sollen auch amerikanische F35-Kampfjets finanziert werden. Sie werden im Ernstfall dazu genutzt, US-Atomwaffen durch die Bundeswehr auszufliegen.“ Obwohl der Bundestag 2010 den Abzug dieser Waffen aus Deutschland befürwortet hat, befürchtet Rehm, dass „im Schatten des Kriegs in der Ukraine die nukleare Drohkulisse wieder zementiert wird“. 

Weltweite Krisenherde nicht vergessen

In ihrem Gutachten fordern die Forscherinnen und Forscher, den Druck auf Russland zu erhöhen. Zudem bewirke der Krieg in der Ukraine auch Hungersnöte in anderen Ländern, besonders in Afrika – diese sollten stärker unterstützt werden. Die Anzahl der Krisenherde und der gewaltsamen Konflikte ist weltweit erneut angestiegen. Auch hier leide insbesondere der afrikanische Kontinent – mit 78 von insgesamt 128 Konflikten, die 2020 gezählt wurden. 

Konflikte vorhersehen und angehen 

Gregor Rehm sieht die Herausforderungen darin, künftige Konfliktherde vorherzusehen und zu vermeiden. Im Blick auf Hungersnöte und Flüchtlingsströme bedeute das etwa, die globale Klimaerhitzung und ihre Folgen abzufedern. Diese seien bereits jetzt massive Konfliktursachen. „Wir müssen viel mehr in zivile Konfliktbearbeitung investieren“, betont der Friedensreferent der Landeskirche, „wir protestieren weiter für nukleare Abrüstung, auch kommenden Samstag, am kirchlichen Aktionstag in Büchel“.

HINTERGRUND

Das Friedensgutachten wird jedes Jahr von vier führenden Instituten in Deutschland erstellt. Fachleute verschiedener Richtungen untersuchen internationale Konflikte und die Friedens- und Sicherheitspolitik in Deutschland und Europa. Sie beleuchten Kriege und Krisenherde aus friedensstrategischer Sicht und geben klare Empfehlungen für die Politik. 

Beteiligt sind das Bonn International Centre for Conflict Studies (BICC), das Leibniz-Institut Hessische Stiftung Frieden- und Konfliktforschung (HSFK), das Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH) und das Institut für Entwicklung und Frieden der Universität Duisburg-Essen (INEF). Das Gutachten erscheint seit 1987 und wird seit einigen Jahren auch in digitaler Form veröffentlicht. 

MEHR dazu

https://friedensgutachten.de

MEHR zum Aktionstag in Büchel
https://bit.ly/3xDwGFe

 

VERANSTALTUNG

„Friedensfähig in Kriegszeiten“ Friedensgutachten 2022 

Die Veranstaltung der Evangelischen Akademie Hessen ist sowohl in Präsenz als auch online zugänglich. Der Eintritt ist frei. 

Dienstag, 28. Juni 19 - 20.30 Uhr

Evangelische Akademie Frankfurt, Römerberg 9, 60311 Frankfurt am Main 

Anmeldung zur Teilnahme in Präsenz bis zum 24. Juni 2022:

schrader@evangelische-akademie.de 

Infos und Livestream:

https://www.evangelische-akademie.de/kalender/friedensfaehig-in-kriegszeiten-2022-06-28/