Landesmuseum Mainz zeigt „Ritter! Tod! Teufel?“ – Beitrag zum Reformationsjubiläum 

Franz von Sickingen und die Reformation

Pfälzer unter sich (von links): Generaldirektor Thomas Metz von der Generaldirektion kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Irmgard Schauder, Franz von Sickingen in einer Büste von Wolf Spitzer, der Landstuhler Autor und Sickingen-Kenner Karlheinz Schauder und Kirchenpräsident Christian Schad. Foto: lk

Mainz (gdke/lk) Mit einer großen Eröffnungsfeier in der Christuskirche Mainz ist die kulturhistorische Sonderausstellung „Ritter! Tod! Teufel? Franz von Sickingen und die Reformation“ im Landesmuseum Mainz eröffnet worden. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht Franz von Sickingen, gelegentlich als letzter Ritter bezeichnet und zugleich eine der schillerndsten Figuren im 16. Jahrhundert. Unter seiner Führung war die Ritterschaft maßgeblich an der frühen reformatorischen Bewegung beteiligt.

Die rheinland-pfälzische Kulturministerin Vera Reiß erinnerte daran, dass Rheinland-Pfalz wie kein anderes Land im Westen Deutschlands mit Worms, Speyer und der Ebernburg zentrale Erinnerungsorte der frühen Reformationszeit vorzuweisen habe. Die in Kooperation mit der Universität Mainz erarbeitete Ausstellung sei der Hauptbeitrag des Landes Rheinland-Pfalz zur Reformationsdekade. Mit „Ritter! Tod! Teufel?‘ stehe zum ersten Mal Franz von Sickingen im Mittelpunkt einer großen Ausstellung, sagte Reiß. Als „Vorkämpfer der Reformation und Freund der Humanisten, Umstürzler von Kirche und Staat, letzter Ritter und deutscher Nationalheld“ habe sich die Vergangenheit viele Bilder von ihm gemacht. Die Ausstellung entwerfe ein neues Bild „dieses Pfälzer Helden – wissenschaftlich fundiert und erlebnisreich für Besucher jeden Alters“.

Kirchenpräsident Christian Schad erinnerte daran, dass „die schillernde Figur“ Sickingen dem Humanismus sehr verbunden gewesen sei und die Protestanten ihm „in dieser Hinsicht viel zu verdanken haben“. Unter den zahlreichen Reformatoren, die auf der Ebernburg Unterschlupf gefunden hätten, seien Martin Butzer und Johannes Oekolampad hervorzuheben. So habe Butzer als erster evangelischer Pfarrer in der Pfalz unterhalb der Burg Nanstein in Landstuhl gewirkt. Oekolampad, der spätere Reformator Basels, habe 1522 auf der Ebernburg erstmals das Abendmahl in „beiderlei Gestalt“, also mit der Austeilung von Brot und Wein gefeiert. „Damit wurde dieser Gottesdienst zum ersten evangelischen Gottesdienst im südwestdeutschen Raum“, sagte Schad.

Die Direktorin des Landesmuseums, Andrea Stockhammer, zeigte sich erfreut über eine Vielzahl hochkarätiger Leihgaben und bisher selten gezeigter eindrücklicher Objekte, die in der Ausstellung gezeigt werden. „Prunkharnische, Gemälde, Grafiken, Flugblätter, Medaillen sowie seltene Turnierbücher und Fehdebriefe ermöglichen es, die aufregende und von Umbrüchen geprägte Epoche des ausgehenden Mittelalters nachzuerleben. In Modellen, Inszenierungen und mit multimedialen Elemente lassen wir im Landesmuseum die vergangene Zeit des Rittertums neu auferstehen“, erklärte Stockhammer.

Erstmals gibt es nach Auskunft von Kuratorin Julia Ellinghaus auch eine speziell für Kinder konzipierte Mitmachausstellung zur Ritterwelt. Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren könnten in einem eigens eingerichteten Ausstellungsbereich anhand von aktionsreichen Mitmach-Stationen und interaktiven Lernspielen die Themen „Burgenbau“, „Burgeroberung“ und „Ritterturnier“ erleben. Spielerisch würden die jungen Besucher in die Ritterwelt des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit eingeführt. „Hauptattraktionen sind ein großer Tretkran, die verkleinerte Nachbildung eines Katapultes und die Turnierbahn mit Turnierpuppe und Pferdchen, die allesamt darauf warten, von den kleinen und größeren Knappen, Rittern und Edeldamen in Bewegung gesetzt zu werden“, sagte Ellinghaus.

Die Ausstellung wird bis zum 25. Oktober 2015 gezeigt und ist dienstags von 10 bis 20 Uhr und mittwochs bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Ausstellungskatalog (300 Seiten mit rund 250 überwiegend farbigen Abbildungen ist im Schnell und Steiner-Verlag Regensburg erschienen und kostet 29,90 Euro.