Es geht weiter – nur anders 

Feier zum Tag der Gemeinschaftserneuerung

Festgottesdienst zum Tag der Gemeinschaftserneuerung in der Speyerer Gedächtniskirche.

Oberin Diakonisse Isabelle Wien (rechts) und Pfarrerin Corinna Kloss sowie Kirchenpräsident Christian Schad.

Zwei Frauen haben 1859 den Anfang gemacht, wirkten als erste Diakonissen in Speyer. Fast 160 Jahre später sind es wieder zwei Frauen, die den Anfang machen: Oberin Diakonisse Isabelle Wien wechselte am Pfingstsonntag im Rahmen eines Festgottesdienstes in der Gedächtniskirche von der Diakonisse bisheriger in die neue Form, Pfarrerin Corinna Kloss wurde in das Amt der Diakonisse neuer Form eingesegnet.

„Ecclesia semper reformanda“, die Kirche und die Diakonie als Lebens- und Wesensäußerung der Kirche seien stets im Werden, fasste Kirchenpräsident Christian Schad den Schritt der Gemeinschaftserneuerung der Diakonissen Speyer-Mannheim zusammen: Die Diakonissen öffnen ihre Gemeinschaft für evangelische Frauen und Männer aller Lebensformen, die den Wunsch verspüren, zu einer verbindlichen Gemeinschaft zu gehören. „Gerade heute spüren Menschen die Sehnsucht in sich, Diakonie in Gemeinschaft zu leben, ihren Glauben zu vertiefen und für andere da zu sein“, betonte der Kirchenpräsident vor rund 400 Gottesdienst-Besuchern. Dazu brauche es allerdings „neue Formen, Öffnungen für Frauen und auch für Männer aus unterschiedlichen Lebenskontexten, die diesen Weg beschreiten wollen. Es bedarf des Aufbruchs, mitten im Umbruch“, so Schad.

Vordergründig geht für die Diakonissen neuer Form mit diesem Umbruch einher, dass sie keine Tracht mehr tragen, außerdem nicht mehr Ehelosigkeit und Gehaltsverzicht versprechen. So ist Pfarrerin Corinna Kloss, die Pfingsten als Diakonisse eingesegnet wurde, berufstätige verheiratete Mutter von drei Kindern. Der Dreiklang von Glaubens-, Lebens- und Dienstgemeinschaft beinhalte für sie vieles, das ihr im Glaubensleben wichtig sei, begründet die 38jährige ihren Beitritt. Dieser liegt bei Oberin Sr. Isabelle Wien bereits 25 Jahre zurück. Seinerzeit zählte die Gemeinschaft noch über 140 Speyerer Diakonissen, heute leben noch 22 Diakonissen aus Speyer und Mannheim im Mutterhaus – alle außer der Oberin bereits im Feierabend. „Wenn sich eine Situation wie die der zu Ende gehenden Gemeinschaft der Diakonissen bisheriger Form wandelt, Leben sich verändert, sind wir aufgerufen, uns aktiv oder passiv zu verhalten, entweder noch einmal zu versuchen, Mutterhausdiakonie neu zu gestalten oder sie enden zu lassen“, sagt die 45jährige über den Transformationsprozess: „Die Mutterhausdiakonie geht weiter – nur anders“, ist Sr. Isabelle überzeugt. Im Herbst startet ein erster Kurs für Männer und Frauen, die in den Kreis der Diakonissen und Diakone der Diakonissen Speyer-Mannheim eintreten möchten.

Nicht nur die Gemeinschaft der Diakonissen hat sich Pfingsten geöffnet: Die Gemeinschaft der Diakonischen Schwestern und Brüder hat sich ökumenisch geweitet, steht nun Menschen unterschiedlicher christlicher Konfessionen offen.

Diakonisse neuer Form

Diakonissen neuer Form kommen aus verschiedenen Lebensformen, Professionen und Lebensalter, deren Lebensmittelpunkt nicht das Mutterhaus ist. Diakonisse neuer Form oder Diakon der Diakonissen Speyer-Mannheim können evangelische Frauen und Männer werden, die im Haupt- oder Ehrenamt diakonisch tätig sind oder werden wollen und sich mit Glauben, Leben und Dienst einer verbindlichen Gemeinschaft zugehörig fühlen. Ihr geistliches Zentrum ist das Mutterhaus, sie kommen aber aus unterschiedlichen Lebenssituationen und leben an verschiedenen Orten. Sie haben eine theologisch-diakonische Ausbildung oder erhalten sie durch ein Grundlagenseminar, das die Diakonissen Speyer-Mannheim ab Oktober gemeinsam mit dem Missionarisch-Ökumenischen Dienst der Landeskirche anbieten. Die Übernahme des Amtes der Diakonisse neuer Form oder des Diakons der Diakonissen Speyer-Mannheim erfolgt durch die Einsegnung im Gottesdienst.

Diakonissen Speyer-Mannheim

Die Diakonissen Speyer-Mannheim sind ein sozialdiakonisches Unternehmen, das mit etwa 4.500 Mitarbeitenden Krankenhäuser, Seniorenzentren, Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, Kinder und Jugendliche sowie Schulen und ein Hospiz betreibt.

Das Unternehmen steht in der Tradition der Diakonissenmutterhäuser und betreibt seine Einrichtungen in mehreren Orten in Rheinland-Pfalz sowie in Mannheim und Homburg/ Saarland.