In seiner Freizeit steht der Neustadter Dekan Armin Jung am liebsten auf der Theaterbühne 

Faszination für die Bretter, die die Welt bedeuten

Haßloch/Neustadt (lk). Abstand von Pflicht und Tagesgeschäft, Auftanken der Kräfte, einfach mal abschalten können – wir haben uns bei Dekaninnen und Dekanen umhört, wie sie ihre Freizeit gestalten. Und sind dabei auf allerlei kulturelles Engagement gestoßen. Wie zum Beispiel bei dem Dekan des Kirchenbezirks Neustadt, Armin Jung, der in seiner Freizeit mit Vorliebe auf den Brettern steht, die die Welt bedeuten.

Seine Bühne ist alljährlich zur Sommerzeit das „Theater im Hof“ in Haßloch. Vor seiner Wahl zum Dekan, bis 2006, hatte Armin Jung in Haßloch eine Pfarrstelle inne. Schon während seiner Schulzeit in Lambsborn, so erzählt er, habe er in der DRK-Jugendgruppe begeistert Theater gespielt. „Als besonderes Highlight ist mir eine Märchenaufführung bei einer Jubiläumsveranstaltung in Zweibrücken in Erinnerung – damals war unser prominentester Gast im Publikum der damalige Innenminister Hans-Dietrich Genscher.“

Theologie-Studium und erste Berufsjahre ließen die Theaterleidenschaft erst einmal erkalten. „Aber dann, bei einem Pfarrkonvent, bei dem ich über den immer gleichen Trott, die eingefahrenen Pfade laut nachgedacht hatte, ermunterten mich die Kollegen regelrecht, Talent und Lust am Theaterspiel mal aus seinem Schattenwinkel zu befreien“, erinnert sich Jung. 1995 heuerte er bei Ursula Sommer – selbst Theater-Profi – und ihrer Haßlocher Laientruppe an und spielte den Sänger in Brechts „Der Kaukasische Kreidekreis“.

„Ich habe sofort Blut geleckt, einige Jahre regelmäßig gespielt und mich dann auch an meiner ersten Regie versucht; das war der ‚Jedermann‘ von Hugo von Hofmannsthal – der ja ein durchaus sehr theologisches Thema behandelt“, so Armin Jung. Und so pendelt der ambitionierte Freizeit-Mime im etwa zweijährigen Wechsel  zwischen Rollenstudium und Regie-Sessel und „beides macht gleich großen Spaß“. Im Programm waren u.a. schon der „Sommernachtstraum“ und „Was ihr wollt“ von Shakespeare, Goethes „Faust I“, Arthur Millers „Hexenjagd“, das Jean- Paul-Marat-Drama von Peter Weiss oder die Bühnenadaption von „Momo und die grauen Herren“.

Der Kostümfundus ist im Dachboden  des ehemaligen Diakonissenhauses archiviert, gefertigt wird unter Anleitung einer professionellen Schneiderin, und auch das Entwerfen, Zimmern und Kleben der Bühnenbilder ist Sache des Theater-Teams. Geprobt werde ab Januar regelmäßig; je weiter es Richtung Sommer geht, bis zu dreimal die Woche. „Da muss jede Minute an Freizeit investiert werden“, sagt Jung. Zum Glück sei die Familie aktiv mit im Boot, sowohl Ehefrau Ute und Tochter Fiona, die Erzieherin ist, als auch Sohn Rafael, der ein Studium als Tänzer absolviert, stehen regelmäßig mit auf der Bühne.

Für Armin Jung, der auch schon bei Benefizveranstaltungen aufgetreten ist oder einen Theatergottesdienst anbietet, ist der Umstand wichtig, als Geistlicher auf diesem ungewöhnlichen Weg auch Menschen zu erreichen, die der Kirche eher fern stehen. Bislang sei er stets auf Zustimmung gestoßen. Und das freut ihn.