Osterandacht 

Fällt Ostern aus?

Claudia Enders-Götzelmann. Foto: lk.

Ostern – das höchste Fest der Christenheit – Auferstehung Jesu Christi von den Toten: Licht, Mut, Hoffnung, Freude. An Ostern zusammenkommen in der Familie, zum Gottesdienst, im Urlaub, wie jedes Jahr? Nichts geht mehr. Die Corona-Pandemie hält uns gefangen und in Ängsten. Da scheint kein Platz für Freude. Fällt Ostern aus?

Christliche Feste haben ihre Symbole. Die Krippe an Weihnachten, das Kreuz an Karfreitag. Und der weggewälzte Stein neben dem Grab Jesu an Ostern. Welche Steine liegen auf unserem Weg, lasten auf unserer Seele?

Große Steine von Angst und Sorge überall: Bei den Besitzerinnen der kleinen Läden und Unternehmen, bei den Praxen, Frisören und Dienstleistungsbetrieben, bei den Arbeitern im Industriebetrieb, bei Abiturientinnen und Schülern. Die Einen arbeiten rund um die Uhr, um das Lebensnotwendige zu wahren. Andere wissen nicht, wie sie Quarantänezeit und Kontaktbeschränkungen rumbringen sollen. Die Einen bedrückt die Einsamkeit, die Anderen, dass sie zuhause zu eng aufeinander hocken. Die Passions- und Leidenszeit scheint in diesem Jahr besonders schwer und lang, der Karfreitag dunkler. Fällt Ostern aus?

Ostern findet statt. Draußen blühen die Blumen und knospen die Bäume, der Frühling bricht sich Bahn – bunt und schön, ein Zeichen für Gottes Wirken. Es gibt solche Zeichen auch zwischen den Menschen: Solidarität blitzt auf. Junge bieten Älteren an einzukaufen, andere helfen in der Landwirtschaft. Gottesdienste werden online angeboten, Menschen singen vor der Tür und auf Balkonen. Im Krankenhaus schreibt unser Ökumenisches Seelsorgeteam Karten, bietet Seelsorge per Telefon für Patienten an, sendet Hoffnungsmails an die Mitarbeitenden und arbeitet im Ethikkomitee mit. Eine Chefsekretärin erstellt eine Nähanleitung für Schutzmasken, Ergotherapieschüler und andere nähen. Da wird ein Weg gefunden, dass die Ehefrau ihren Mann, der seit 54 Wochen auf der Intensivstation liegt, an seinem Geburtstag kurz besuchen darf. Alles kleine Zeichen der Hoffnung und des Zusammenhalts angesichts von Leid und Sterben hier und weltweit.

Ostern ist Gottes Solidaritäts- und Hoffnungszeichen gegen den Tod und über ihn hinaus. Jesu Grab ist leer, der Stein beseitigt. Christus ist auferstanden. An Auferstehung glauben, an das Ende von Sorgen und Nöten, von lebensfeindlichen Mächten? An das Ende von Corona? Ostern heißt, mit dieser Hoffnung leben und Steine beiseiteschaffen. Ostern findet statt. Dieses Jahr erst recht.

Claudia Enders-Götzelmann ist Pfarrerin und Krankenhausseelsorgerin am St. Vincentius-Krankenhaus in Speyer