Die ersten zehn Kinder und Jugendlichen ziehen ab Februar in ein leer stehendes Internatsgebäude ein 

Evangelisches Trifels-Gymnasium nimmt unbegleitete minderjährige Flüchtlinge auf

Wohnangebot "Alisa", benannt nach einem siebenjährigen Flüchtlingsmädchen. Fotos: Trifels-Gymnasium/Philipp Heintz

Annweiler/Speyer (epd-lmw). Das Evangelische Trifels-Gymnasium Annweiler will unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aufnehmen. Die ersten zehn Kinder und Jugendlichen würden ab Februar in ein leer stehendes Internatsgebäude des Gymnasiums in Trägerschaft der Evangelischen Kirche der Pfalz einziehen, sagte Schulleiter Steffen Jung in Annweiler. Für das Wohnangebot „Alisa“, das nach dem Namen eines siebenjährigen Flüchtlingsmädchens benannt ist, unterzeichneten die Landeskirche, das Diakoniezentrum Pirmasens und die Schulleitung einen Kooperationsvertrag.

Vorerst soll es am Trifels-Gymnasium den Angaben zufolge eine vollstationäre Wohngruppe und Wohntrainingsgruppe geben. Auch einzelne unbegleitete minderjährige Asylsuchende sollen als Einzelwohnende ambulant betreut werden. Auf welche Art die Kinder und Jugendlichen von sechs Pädagogen betreut würden, richte sich nach deren Entwicklungsstand und Reife. Noch immer warteten Hunderte von ihnen, die allein als Asylsuchende nach Deutschland gekommen sind, auf eine jugendgerechte Unterbringung in den Erstaufnahmeeinrichtungen.

Oberste Priorität bei dem Projekt „Alisa“ habe die schnelle Integration der Kinder und Jugendlichen in ein stabiles soziales Umfeld, sagte Dietmar Bäuerle, der Leiter Jugendhilfezentrums „Jona“ des Diakoniezentrums Pirmasens. Wichtig seien der Austausch und die Vernetzung mit regionalen und kommunalen Partnern. Durch menschliche Zuneigung, Sprachunterricht, Gesundheitsversorgung und rechtliche Hilfestellung sollen die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge auf ein selbstständiges Leben in einer Gesellschaft mit völlig neuem Wertekanon vorbereitet werden. Auch solle den Betroffenen dabei geholfen werden, ihre traumatischen Flucht- und Verlusterfahrungen zu verarbeiten. „Alisa soll zumindest im Ansatz eine Heimat auf Zeit sein“, sagte Bäuerle.

Zunächst würden im Internat des Trifels-Gymnasiums nur Jungen aufgenommen, informierte die Internatsleiterin Christel Schröter. Es gebe nicht viele weibliche Flüchtlinge, deshalb würden Mädchen in anderen Wohngruppen in Pirmasens betreut. Die Internatsschüler seien in ein etwas kleineres Haus umgezogen und freuten sich auf den Kontakt mit den jugendlichen Flüchtlingen. Diese kämen wahrscheinlich vorerst alle in die Realschule Plus in Annweiler. Auch die Stadt Annweiler wolle sich bei Freizeitangeboten für sie einbringen. Angedacht seien zudem Patenschaften von Schülerfamilien, ergänzte Schulleiter Jung. Die Schule unterstütze das Wohnprojekt mit ihrer pädagogischen Kompetenz, mit Sprachförderung sowie mit ihren Sportstätten, ihrer Küche, dem Hausmeister und Reinigungskräften.

Der pfälzische Oberkirchenrat Michael Gärtner lobte die Zusammenarbeit mit dem Diakoniezentrum Pirmasens. Schon seit einigen Monaten sei die Landeskirche in Gesprächen mit verschiedenen möglichen Kooperationspartnern gewesen, um leer stehende Internatsräume des Trifels-Gymnasiums für die Unterbringung von jungen Flüchtlinge umzuwidmen. Das Evangelische Trifels-Gymnasium hat derzeit rund 700 Schülerinnen und Schüler.