Grußwort von Bischof Karl-Heinz Wiesemann vor der pfälzischen Landessynode 

"Errungenschaften der Reformation dankbar im Blick"

Bischof Karl-Heinz Wiesemann ging in seinem Grußwort vor der Landessynode auf das Reformationsjubiläum ein. Foto: lk

Speyer (lk). Für Bischof Karl-Heinz Wiesemann ist Ökumene die Verpflichtung, „alles zu tun, damit wir unseren Glauben in einer sichtbar geeinten Kirche bezeugen“. Mit Blick auf das Jubiläum 500 Jahre Reformation 2017 betonte der Bischof in seinem Grußwort vor der Landessynode am Donnerstag die besondere Bedeutung dieses Auftrags: Die evangelische Kirche habe eine Erinnerungskultur geschaffen, in der sich das gewachsene ökumenische Miteinander der vergangenen Jahrzehnte widerspiegele.

Die evangelische Kirche habe sich mit „ehrlicher Nüchternheit“ im Laufe der Reformationsdekade auch den dunklen Seiten der Reformation gestellt, etwa in der Betrachtung des Verhältnisses von Martin Luther zu den Juden, sagte Wiesemann. Dies habe ihn tief beeindruckt. Zugleich verwies Wiesemann auf die Perspektive der Buße und Versöhnung: Die Reformation sei nicht nur eine Erfolgsgeschichte. Versagen und Schuld habe es auf beiden Seiten gegeben.

Angesichts einer zunehmenden religiösen Unkenntnis und fortschreitenden Säkularisierung in Deutschland müssten die Kirchen Abschied nehmen von einer „volkskirchlich geprägten Sozialgestalt von Kirche“, führte Wiesemann aus. „Ich hoffe angesichts dessen sehr, dass uns das Reformationsgedenken 2017 nicht nur einander näherbringt, sondern dass es uns Ansporn ist, unser gemeinsames Zeugnis vor der Welt zu intensivieren.“

Auch die katholische Kirche habe einen tiefen Wandel in ihrer Erinnerungskultur vollzogen, sagte Bischof Wiesemann. Früher sei die Geschichte der Reformation ausschließlich als eine Geschichte des Abfalls vom rechten Glauben und der Abspaltung von der Kirche erzählt worden. „Heute nehmen wir dankbar die geistlichen, theologischen und gesellschaftlichen Errungenschaften der Reformation in den Blick.“

Durch eine veränderte Erinnerungskultur hätten die Kirchen einen neuen Blick auf den anderen gewonnen: „Wir freuen uns an den Gaben, mit denen wir uns wechselseitig beschenken und die uns helfen, in ökumenischer Lebensgemeinschaft unser eigenes Kirche-Sein zu vertiefen.“ Dies sei auch das Ziel des ökumenischen spirituellen Weges „zusammen wachsen“ zu zentralen Themen der Reformation, die die pfälzische Landeskirche und das Bistum Speyer zusammen mit der ACK-Südwest erarbeitet haben. „Motivieren wir unsere Gemeinden, diese Übungswege mitzugehen.“