Schwerpunkt Bildung 

Erlebnispädagogik und Innovationsprojekte

Leuchtturm evangelischen Bildungshandeln: Gottesdienst im Evangelischen Trifels-Gymnasium. Foto: lk/Trifels-Gymnasium.

Das "Evangelische" spüren: Schuljahres-Schlussgottesdienst 2019 der Klassen 5 bis 8. Foto: lk/Trifels-Gymnasium.

Über Annweiler thront gegenüber der Burg Trifels ein weiteres burgähnliches Gelände: das Evangelische Trifels-Gymnasium. Als einzige Schule auf dem Gebiet der Landeskirche verbindet sie gymnasiale Bildung mit religiösem Handeln. Rund 670 Schüler, 70 Lehrer und 25 Mitarbeiter „arbeiten täglich daran, die kulturell-religiöse Weltanschauung im Gespräch zu halten“, sagt Schulleiter Steffen Jung.

Das Evangelische Trifels-Gymnasium auf dem Bannenberg begrüßt Schüler und Besucher mit einem großzügigem Gelände, gebaut 1958: Über zehn Gebäude des ehemaligen Internats liegen zwischen Wiesen und Wald. Eine helle, luftige Aula, die an einen Sakralbau erinnert, bietet Platz für Gottesdienste und Aufführungen. Neben dem religiösen Schwerpunkt zählen auch Musik und Bildende Kunst zum Profil der Schule. Das Kirchen- und Schuljahr bildet den Rahmen für Musicals, Theatervorführungen, Konzerte und Gottesdienste zu Schulbeginn, Erntedank, Advent, Abiturfeier, Passionszeit und Schuljahresende.

Beim Gottesdienst spüren die Schüler am stärksten „das Evangelische“ an der Schule. „Die Einführungsgottesdienste halte ich zentral und traditionell nach der Liturgie“, sagt Steffen Jung. Seit 2014 leitet er die Schule - als erster Pfarrer. Sein Lehrer-Kollegium sowie die Schüler verpflichten sich dem Leitbild der Schule, das sich an christlichen Überzeugungen orientiert: Gemeinschaftssinn, gegenseitige Akzeptanz, Zusammenstehen in Freude und Leid. Die Lehrer sind Mitglieder einer christlichen Kirche. Die Schüler haben unterschiedliche Glaubensüberzeugungen, besuchen aber den christlichen Religionsunterricht als Pflichtfach.

Erlebnispädagogik gegen den Plausibilitätsverlust

Die kulturell-religiöse Weltanschauung, die die Schule vermittelt, strahlt auch auf die Schüler ab: Findet sich eine Gruppe engagierter Schüler, organisieren sie regelmäßig Pausenandachten. Die Schüler, zu je 45 Prozent evangelisch und katholisch und zu zehn Prozent anderen oder keinen Religionsgruppen zugehörig, stammen mehrheitlich aus der Region. „Wir haben hier noch eine gute volkskirchliche Situation“, so der Schulleiter. „Dennoch erleben wir in den letzten Jahren einen Plausibilitätsverlust religiöser Zugänge zur Wirklichkeit.“ Deshalb sieht Jung, ehemaliger Landesjugend- und Schulpfarrer, die Aufgabe der Schule darin, „eine vernünftig begründete Religion ins Gespräch bringen und im Gespräch zu halten – eine Anforderung im Prozess.“

Den meisten Zuspruch erhalten erlebnispädagogische Angebote, die sich mit Religion und Geschichte auseinandersetzen. In Zusammenarbeit mit der Schulpfarrerin Anke Meckler kann die Jahrgangsstufe 11 an einer freiwilligen Exkursion teilnehmen. Fast die Hälfte der Schüler will dabei mitmachen: 2017 pilgerten die Schüler den Bibelschmugglerweg in Österreich. 2019 beschäftigten sie sich mit der deutschen Teilung, wanderten den Grenzweg entlang, besuchten Gemeinden und Kirchen.

Für Schulleiter Jung ist der Brückenschlag ins Hier und Jetzt wichtig: „Wir wollen zeitgemäße christliche und gute gymnasiale Bildung verbinden.“ Aktuell bedeute Innovation, sich mit digitalen Medien auseinanderzusetzen: Das Evangelische Trifels-Gymnasium nimmt als eines von drei rheinland-pfälzischen Gymnasien am Projekt Schulcampus teil. Lerninhalte werden digital aufbereitet und Lernplattformen miteinander vernetzt.

Für Jung ist die Schule ein kleiner, aber wichtiger Baustein der Landeskirche: „Wir haben hier die Möglichkeit, ein evangelisch-christliches Bildungsverständnis auszuprobieren. Die Schule ist Ort kirchlichen Handelns“, so der Schulleiter. Er wünscht sich, dass die Aktivitäten und Innovationsprojekte stärker von der kirchlichen Öffentlichkeit und den Synodalen wahrgenommen werden. Gerade nach den Ergebnissen der Freiburger Studie gäbe es die Möglichkeit, das Know-how und die „Agilität“, die das Evangelische Trifels-Gymnasium mit jungen Menschen praktiziere, auf die Landeskirche zu übertragen.