Jahreslosung 2023 

Ein Jahresspruch aus 400 Vorschlägen gewählt

Die Jahreslosungen werden von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen Jahre vorher abgestimmt. Foto: Landgraf.

Bei der Abstimmung der Jahreslosung 2023. Foto: ÖAB.

Berlin (lk). „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ Dieser Vers aus dem 1. Buch Mose 16,13 ist von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen (ÖAB) als Jahreslosung für 2023 ausgewählt worden. Der ÖAB gehören 23 kirchliche und freikirchliche Institutionen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, dem Elsass und Polen an. Erstmals mit dabei war der Neustadter Pfarrer und Bibelbeauftragte des pfälzischen Landeskirche, Pfarrer Michael Landgraf. Er sei vor allem aufgrund seiner Erfahrung aus der Arbeit mit jungen Menschen und sozialen Netzwerken berufen worden, erklärt Landgraf, der auch Vorsitzender des Pfälzischen Bibelvereins ist.

Im Auswahlprozess schlagen nach Auskunft Landgrafs zunächst die Gremienmitglieder auf Basis des aktuellen Bibelleseplans Verse vor – diesmal 33 Texte für die Jahreslosung, ergänzt durch rund 30 für jeden der zwölf Monatssprüche. Zu Beginn des Abstimmungsprozesses standen 400 Sprüche, die von Kleingruppen debattiert und anschließend im Plenum diskutiert und abgestimmt werden. „Die mögliche Jahreslosung wird mehrfach besprochen, bis am Ende über zwei Texte abgestimmt wird“, sagt Landgraf. Kriterien seien theologische Gesichtspunkte, zum Beispiel, ob er auch von jungen Leuten verstanden werde. Die Jahreslosung solle zum Nachdenken anregen und Lust machen, wieder einmal in die Bibel hineinzuschauen.

Der Vers für 2023 stammt aus dem Mund Hagars, der Zweitfrau Abrahams. „Zum ersten Mal prägt der Ausspruch einer Frau ein ganzes Jahr. Sie steht für all die nicht wertgeschätzten Frauen bis heute“, erklärt Wolfgang Baur, der Vorsitzende des ÖAB. Auch im Islam spiele die Erzählung eine Rolle. Bei der Pilgerfahrt nach Mekka besuchen Frauen symbolisch Hagars Brunnen.

Hintergrund: Seit den 1930er Jahren werden Jahreslosungen gewählt, als damals Bibelwort gegen Führerwort stand. 1970 wurde nach dem Einstieg des Katholischen Bibelwerks das Gremium in ÖAB umbenannt.