Ein Brückenbauer zur arabischsprachigen Gemeinde
Ludwigshafen/Eisenberg (lk). Er ist ein evangelischer Pontifex, ein Brückenbauer: Danial Danial, Pastor der koptisch-evangelischen Kirche in Ägypten und seit diesem Jahr hauptamtlicher Seelsorger der evangelisch-arabischsprachigen Gemeinde in Ludwigshafen. Der 50-Jährige betreut gemeinsam mit seiner Frau Kenous Shammas die rund 150 Personen, die in der Pfalz und Kurpfalz leben. Zusammen kommen die aus Ägypten, Syrien und dem Irak stammenden Christen in den Räumen der Stadtmission Ludwigshafen. Die Evangelische Kirche der Pfalz trägt gemeinsam mit dem Evangelischen Gemeinschaftsverband das Projekt.
Mit einem fest angestellten Pastor, der selbst aus einer Migrantengemeinde kommt, erwachsen nach Ansicht des Kirchenpräsidenten und des Beauftragten der Landeskirche für Christen anderer Sprache und Herkunft, Pfarrer Arne Dembek, neue Möglichkeiten für die Integration. Dies gelte nicht nur für die Eingliederung in die deutsche Gesellschaft; die durch die gemeinsame arabische Muttersprache verbundenen Evangelischen übten auch praktische Ökumene. So feierten altorientalische, orthodoxe und koptische Christen gemeinsam Gottesdienst, besuchten die Bibelstunden und kämen zu Jugendgruppentreffen zusammen.
Aber auch für die landeskirchlichen Gemeinden und die Stadtmission trage das „Modell“ des Brückenbauers zur Horizonterweiterung bei, erklärten Schad und Dembek bei einem Gespräch mit Danial und Vertretern des Gemeinschaftsverbandes sowie des Kirchenbezirks Ludwigshafen. Für die Landeskirche biete das zunächst auf drei Jahre angelegte Projekt die Möglichkeit, das interkulturelle Profil zu stärken. „Als Volkskirche verstehen wir uns als Kirche für alle Christenmenschen, unabhängig von ihrer Nationalität, Tradition oder Prägung“, sagte Dembek. Kirchenpräsident Schad betonte, dass die Landeskirche nicht nur mit guten Worten, sondern auch mit weiteren Flüchtlingsberatungsstellen und der Qualifizierung Ehrenamtlicher zur Integration beitragen wolle. Der Blick in die jüngere deutsche Geschichte zeige, dass die bis zu 14 Millionen Vertriebenen nach 1945 und die rund 2,5 Millionen (Spät-) Aussiedler zu Beginn der 1990er Jahre „auch dank der Aufnahme in unseren Kirchengemeinden hier ein neues Zuhause gefunden haben.“ Kirchenpräsident Schad äußerte zudem die Erwartung, dass der Respekt von Christen Muslimen gegenüber, den die Kirchen hierzulande praktizierten, dazu führen möge, dass „auch Christen in islamisch dominierten Ländern ihren Glauben frei leben können“.
Zurzeit feiert die arabischsprechende Gemeinde zweimal im Monat in Ludwigshafen ihre Gottesdienste. Die Hausbesuche führen Pastor Danial von Ludwigshafen bis nach Kaiserslautern, von Göllheim bis Kandel. Der vor 15 Jahren nach Deutschland gekommene ägyptische Pastor sieht seine Aufgabe aber nicht nur in der seelsorgerlichen Betreuung und gottesdienstlichen Begleitung seiner Gemeindemitglieder. „Wir dürfen mit den pfälzischen Kirchengemeinden nicht getrennt oder nebeneinander her leben, wir müssen zusammenwachsen“, sagte der mit seiner Familie in Eisenberg wohnende Danial, der von der Ludwigshafener Dekanin Barbara Kohlstruck in den Pfarrkonvent eingeladen wurde. Pfarrer Tilo Brach, Vorsitzender des Evangelischen Gemeinschaftverbandes Pfalz, und Missionsinspektor Otto-Erich Juhler unterstrichen die Bedeutung der direkten Begegnungen.
So hoffen alle Beteiligten, bis spätestens zum Projektende 2018 ein Gemeindefest und einen Gottesdienst feiern zu können, bei dem arabisch- und deutschsprachige Gemeindeglieder zusammen singen und beten, essen und trinken und zu dem Schluss kommen, dass Vorbereitung und Durchführung selten so problemlos waren wie in jenem Jahr.