Visitation des Kirchenbezirks Zweibrücken – Gespräche in schwieriger Situation 

Ehrliche Begegnung mit kritischen Fragen

Zweibrücken (lk). Visitation heißt, dass man sich wechselseitig gestattet, auch kritische Fragen zu stellen. Unter diesem Leitwort steht nach Ansicht von Kirchenpräsident Christian Schad der Besuch der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche der Pfalz im Kirchenbezirk Zweibrücken. In den fünf Tagen biete sich die Chance, „dass wir alle voneinander lernen und uns wechselseitig bereichern; dass wir unsere Talente und Begabungen so einsetzen, dass sie dem Auftrag der Kirche entsprechen und wir gemeinsam neue Impulse für die Arbeit und das christliche Leben vor Ort entdecken“, sagte Schad vor rund 240 Besuchern des „Abends der Begegnung“ im Foyer des Oberlandesgerichts in Zweibrücken. 

Die Visitation, die von einem geschäftlichen Teil über Gespräche mit Mitarbeitern bis zu einem externen Betriebsbesuch reiche, sei eine „ehrliche Begegnung“, erklärte der Kirchenpräsident. Dies setze voraus, dass sich Besuchende und Besuchte als Partner verstünden und dazu bereit seien, sich in die Lage des jeweils Anderen zu versetzen. „Es soll nicht so sein, dass die Besuchenden meinen, alles besser zu wissen, und die Besuchten ihre Haltung als die einzig richtige ansehen“, sagte Schad. Es solle spürbar werden: „Wir gehören zusammen: die einzelnen Kirchengemeinden und Dienste, der Kirchenbezirk und die Landeskirche insgesamt.“

Landrat Hans Jörg Duppré, der für den Landkreis Südwestpfalz und die Stadt Zweibrücken sprach, erinnerte an die gemeinsamen Aufgaben der Kommunen und Kirchen. Dies gelte nicht nur für die Zusammenarbeit in den Bereichen der Kindertagesstättenarbeit oder die Zusammenarbeit in sozial-diakonischen Beratungsstellen. Angesichts der Ängste der Mitarbeiter und Bürger im Blick auf die Situation des Evangelischen Krankenhauses und der Sorge, dass in der Region „die Lichter ausgehen“, erinnerte Duppré an ähnliche Situationen vor 37 Jahren, als die Schuhindustrie in der Südwestpfalz in einer Umstrukturierungsphase gewesen sei. Damals habe man vergeblich auf Hilfe von Außen gewartet. Die Lichter seien jedoch nicht ausgegangen, „weil die Menschen hier zusammen gestanden haben“, sagte der Landrat.

Theophil Gallo, Landrat des Saarpfalz-Kreises, betonte, dass die sich schnell verändernden Rahmenbedingungen gerade im Gesundheitsbereich diakonische Träger und Kommunen vor schwere Entscheidungen stellten. Die Zusammenarbeit von „Kirche und Welt“ sei von gegenseitigem Vertrauen geprägt. Dekan Johannes Pioth von der katholischen Kirche unterstrich die gemeinsamen Herausforderungen im Blick auf die oft als bedrohlich empfundenen Veränderungen, die das Leben der Menschen prägten. Das alte kirchliche Argument, „wir machen es so, weil es halt schon immer so war“, reiche nicht mehr. „Wir müssen gemeinsam Projekte angehen, um die Probleme anzugehen“, sagte Pioth.

Humorvoll schloss der Vizepräsident des Oberlandesgerichts (OLG) Zweibrücken und „Schlossherr“, Jörg Hoffmann, den Reigen der Grußwortredner mit einem Abriss über die Geschichte des Zweibrücker Schlosses. Die kirchliche Veranstaltung im Gebäude des OLG erinnere daran, „dass auch wir weltlichen Richter uns einmal in der Hoffnung auf milde Behandlung vor dem Jüngsten Gericht zu verantworten haben“, sagte Hoffmann schmunzelnd.

Zum Abend der Begegnung waren in den Festsaal des Zweibrücker Schlosses rund 240 Vertreter des öffentlichen Lebens gekommen, darunter der ehemalige Zweibrücker Landtagsabgeordnete Fritz Presl, Professor Michael Hüttenhoff von der Fachrichtung Theologie an der Universität des Saarlandes sowie der Leiter des Dienstleistungszentrums Zweibrücken der Bundeswehr, Hans-Helmut Lenzen. Unter den Gästen waren aus den benachbarten rheinischen Kirchenkreisen die beiden Superintendenten Gerhard Koepke und Christian Weyer anwesend. Die künstlerische Gestaltung des Abends hatte Jakob Seel mit klassischer und zeitgenössischer Musik am Violoncello übernommen.

Zu Beginn des zweiten Visitationstages besuchte die Kommission unter Leitung von Kirchenpräsident Christan Schad die Maschinenfabrik Pallmann. Firmenchef Hartmut Pallmann erläuterte dabei die Herausforderungen eines mittelständischen Unternehmens. Die Firma verbinde seit 100 Jahren Tradition und Innovation und sei in der Lage die Innovationen dank qualifizierter Mitarbeiter schnell in anspruchsvolle, marktgerechte Produkte umzusetzen. Nur so könne man sich auf dem Weltmarkt behaupten.

Der Protestantische Kirchenbezirk Zweibrücken erstreckt sich über die Landesgrenzen des Saarlandes und Rheinland-Pfalz von St. Ingbert im Westen bis Rieschweiler im Osten. Der Kirchenbezirk hat 36.238 Gemeindemitglieder in 36 Kirchengemeinden. In ihm arbeiten allein im Kindertagesstättenbereich rund 400 Mitarbeiterinnen.