Öffentliche Abschlusstagung der Reihe "Reformation und Architektur" in Worms 

Die prägende Kraft sakraler Architektur

Prägend: die Lutherkirche in der Pirmasenser Innenstadt.

Mainz/Worms (ak). Welche reformatorischen Impulse und Ideen bis heute in Architektur und Stadtentwicklung wirksam sind, danach fragt die von der Architektenkammer Rheinland-Pfalz veranstaltete Reihe „Reformation und Architektur“. Am 6. November widmet sie sich zum Abschluss in Worms dem öffentlichen Raum. Im Mittelpunkt der öffentlichen Tagung steht die Frage, wie reformatorische Ideen unsere Stadträume und Ortsbilder geformt haben und welchen Einfluss Religionsvielfalt einerseits und Privatisierung andererseits auf unsere Wahrnehmung von Stadt haben.

Nach Mainz, Bad Kreuznach und Neustadt an der Weinstraße schließt in Worms die Reihe „Reformation und Architektur“ ab, hier hatte Luther 1521 auf dem Reichstag seinen Widerruf verweigert. Oberbürgermeister Michael Kissel wird zum Auftakt der Veranstaltung auf die Luthersche Stadtgeschichte eingehen. Der Architekt und Städtebauer Jörg Beste aus Köln wirft einen Blick auf das historische Verhältnis von Kirche und Öffentlichkeit. Er zeigt, wie die ehemals enge Verbindung von Kirchengemeinde und Bürgerschaft sich heute wandelt und welche Auswirkungen dies auf die Stadt hat: Schrumpfende Gemeinden orientieren sich neu, aber auf ganz unterschiedliche Weise. Ein Blick auf einige aktuelle Beispiele soll Ideen und Möglichkeiten aufzeigen, mit denen einzelne Gemeinden neue Ansätze finden, ihre Überzeugungen vor Ort zu leben und sich hiermit in der Öffentlichkeit sozial und gestalterisch engagieren.

Lars Restemeier analysiert am Beispiel der kontroversen Diskussion um den Neubau „Haus am Dom“ in Worms das Verhältnis von Stadtgesellschaft und Stadtraum. Er wirft ein Schlaglicht auf zunehmend divergierende Wahrnehmungen der Kirche in der Stadt: als Baukunstwerke, als Stadtbild prägende Merkzeichen oder als Orte der Verehrung. Wie gesellschaftliche Veränderungsprozesse und rechtliche Rahmenbedingungen sich beeinflussen, zeigt der Staatskirchenrechtler Ansgar Hense: Das Errichten von öffentlich sichtbaren Bauten wie Glockenturm oder Minarett sei ehedem ein besonderes Vorrecht von ausgewählten Religionsgesellschaften gewesen. Dies werde vom heutigen Religionsverfassungsrecht wesentlich freiheitlicher gehandhabt und führe immer wieder zu Rechtsstreitigkeiten, in deren Kern es um das Religiöse im Öffentlichen gehe und die Frage nach gelebter religiöser Toleranz. An die Frage der Sichtbarkeit knüpft auch Peter Waldmann an, der als damaliger Vorsitzender des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden von Rheinland Pfalz die Errichtung der neuen Synagoge in Mainz erlebt hat. Zu seinen Aufgaben gehörte auch die Koordinierung der Integration der jüdischen Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion.

„Reformation und Architektur“ ist gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Bundestages, durch das Land Rheinland-Pfalz, Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur und Baukultur Rheinland-Pfalz.

Hinweis: Die Tagung im Luthersaal des „Wormser“ ist öffentlich und kostenlos. Es wird lediglich eine Verpflegungspauschale in Höhe von 10 Euro vor Ort erhoben. Anmeldungen sind noch bis zum 2. November bei der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, Andrea Seitz-Wollowski, Telefon 06131/99 60-23 (vormittags) oder per E-Mail an: seitz-wollowski@akrp möglich.