Ausstellung in Zweibrücken eröffnet - Geschichte und Zukunft der Kirche im Blick 

Die Pfalz ist ein Kernland der Reformation

Zweibrücken (lk). In der der Ausstellung "Neuer Himmel. Neue Erde." im Stadtmuseum Zweibrücken kommt nach Ansicht des rheinland-pfälzischen Regierungsbeauftragten für das Reformationsjubiläum, Gerhard Robbers, in beeindruckender Weise die Vielfalt der Reformation zur Geltung. Neben der Darstellung von Ereignissen und Protagonisten der Reformation, erinnere die Schau auch in Zeugnissen an die Schattenseiten der Geschichte, zum Beispiel den Umgang mit Täufern und Juden. "Hier kommt nicht nur Luther zu Wort", sagte Robbers, der sich "hin und weg" zeigte von der Präsentation.

Wesentliche Punkte der Ausstellung verdeutlichen nach Auffassung von Robbers, "dass wir für unsere staatliche Existenz eine Fülle aus der Reformation lernen können". Der ehemalige Justizminister führte als Beispiele die Menschenrechte an, die "calvinistische Denker formuliert haben" und die Synoden, die Vorläufer der Parlamente seien. "Dass die Menschen sich nicht mehr für ihre Religion die Köpfe einschlagen sondern sich friedlich auseinandersetzen ", sei eine der vielen Lehren, die man auch aus der Geschichte der konfessionellen und religiösen Kriege ziehen müsse, betonte Robbers.

Kirchenpräsident Christian Schad betonte in seinem Grußwort die Bildungsverantwortung des Protestantismus. Dieser habe, wie das Beispiel des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken zeige, wesentlich zum Aufbau des Schulwesens beigetragen und zu einer stetig steigenden Alphabetisierung geführt. Bildung, gerade auch religiöse Bildung, sei heute der entscheidende Schlüssel zu einer toleranten und offenen Gesellschaft.

Der Blick auf die pfälzische Regionalgeschichte der Reformation helfe, Zusammenhänge und Wechselwirkungen besser zu verstehen, "indem sie uns zeigt, wie geschichtliche Entwicklungen im Kleinen verlaufen sind und worauf wir heute aufbauen können". Die Ereignisse, die die Welt veränderten, "beginnen gerade nicht in den großen Zentren, sondern an der Perpherie", sagte der Kirchenpräsident, der zusammen mit dem Regierungsbeauftragten die Schirmherrschaft für die Ausstellung übernommen hat.

Zweibrückens Oberbürgermeister Kurt Pirmann verdeutlichte, dass die Reformation mehr als nur ein innerkirchlicher Vorgang gewesen sei. In Zweibrücken sei sie auf fruchtbaren Boden gefallen und habe "Freigeister angetroffen, die für Veränderungen offen waren". Die große Zahl der Besucher am Eröffnungstag der Ausstellung zeige, dass Martin Luther immer noch in der Lage sei, Massen zu begeistern.

Museumsleitern Charlotte Glück verdeutlichte in ihrer Einführung, dass die Reformation nicht nur ein mitteldeutsches Phänomen gewesen sei. "Die beiden Reichstage von Worms (1521) und Speyer (1529) waren bedeutende Etappen der Reformationsgeschichte", sagte Glück. Die Pfalz sei ein Kernland der Reformation. 1522 sei Martin Butzer der erste evangelische Pfarrer in Landstuhl geworden, sein Mitstreiter Johann Schwebel habe bereits seit April 1523 in der Zweibrücker Alexanderskirche in deutscher Sprache gepredigt. "Bereits 1533 wurde in Pfalz-Zweibrücken mit dem Aufbau einer protestantischen Landeskirche begonnen", betonte Glück. 

Zur Ausstellungseröffnung spielte das "Myndenbach-Consort" Musik aus der Reformationszeit. "Neuer Himmel. Neue Erde." wird bis zum 14. Mai 2017 im Zweibrücker Stadtmuseum zu sehen sein und im Anschluss in Kaiserslautern und Ludwigshafen präsentiert. Kooperationspartner der drei Museen ist die Evangelische Kirche der Pfalz. Unter dem Motto „Vom Gegeneinander über das Nebeneinander zum Miteinander“ gibt die Ausstellung mit ihren wertvollen Exponaten auch Erklärungen für die Entstehung der heutigen Kirchenlandlandschaft und regt zum Nachdenken über die Kirche der Zukunft an.