Festwoche in Ludwigshafen 

Diakonische Anlaufstelle lindert die Not im Stadtteil

Suppenküche: Hausmeister Achim Schnepf im Gespräch mit den Gästen. Foto: lk/Apostelkirchengemeinde.

Bestens vorbereitet: Helferteam aus Oggersheim. Foto: lk/Apostelkirchengemeinde.

Es ist angerichtet: 50 bis 60 Gäste versorgt die Suppenküche werktags. Foto: lk/Apostelkirchengemeinde.

Die älteste noch erhaltene Stadtkirche Ludwigshafens begeht ihr 125. Jubiläum mit einer Festwoche. Auftakt ist der Festgottesdienst am 27. Oktober um 11 Uhr mit einer Predigt von Kirchenpräsident Christian Schad. In der Woche danach präsentieren Pfarrer Stefan Bauer und viele Mitstreiter zahlreiche Veranstaltungen, die die diakonische und kulturelle Arbeit der Apostelkirchengemeinde in die Öffentlichkeit tragen.

Ein Blick auf die Geschichte und Sozialstruktur der Gemeinde im Stadtteil Hemshof: Die Gebäude der Apostelkirchengemeinde waren als Gruppenbau gedacht. Das heutige Gemeindehaus war Schwesternhaus, die weiteren Häuser beherbergten zudem eine Handarbeitsschule und eine Kinderbewahranstalt. Gottesdienst, Diakonie und evangelisches Vereinsleben hatten in diesem Komplex jeweils ihr eigenes Gebäude. Die BASF war damals eine wichtige Förderin der kirchlichen Sozialarbeit. 1958 hatte die Ortsgemeinde 20.000 Mitglieder. In den folgenden Jahrzehnten zogen viele Menschen mit Migrationshintergrund in die Altbauten des Hemshof.

2018 hatte der Pfarrbezirk noch 1.800 Mitglieder. Die Nachbarschaft ist multikulturell. Kinder unterschiedlicher Religionen besuchen die Kindertagesstätte der Gemeinde. Im Gemeindehaus ist Platz für einen Deutsch-Sprachkurs mit Kinderbetreuung, medizinische Praxen und Dienste sowie Gemeinden mit vietnamesischem, arabischem und afrikanischem Hintergrund.

Die Menschen im Hemshof erleben soziale Benachteiligung und (Alters-)Armut. „Die Not ist sichtbar. Teilweise leben Familien in dritter Generation von Sozialhilfe. Es gibt weiterhin einen großen Bedarf an sozialer und diakonischer Unterstützung“, sagt Pfarrer Stefan Bauer.

Seit 25 Jahren gibt es die Suppenküche des Kirchenbezirks im Gemeindehaus. Jeden Werktag werden 50 bis 60 Personen mit einer warmen Mahlzeit versorgt. „Hier muss niemand seine Bedürftigkeit nachweisen. Jeder kann bei uns essen“, ist Bauer und seinem eingespielten Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen wichtig. „Unsere Gäste suchen Gesellschaft, Anbindung oder Seelsorge.“

Der wichtigste Hebel, um die Not in der Gemeinde und im Stadtteil zu lindern, sind laut Bauer die Kooperationen mit anderen Ludwigshafener Kirchengemeinden, mit der Stadt Ludwigshafen und dem Jobcenter. Im Advent unterstützen freiwillige BASF-Mitarbeiter bei der Essensausgabe. Im Rahmen der Festwoche kommen am 28. Oktober um 13 Uhr die Friseure des Vereins Barberangels Brotherhood in die Suppenküche, um den Besuchern kostenlos die Haare zu schneiden.

In der Rohrlachstube, die von der Gemeinde getragen und von der Stadt finanziert wird, können sich wohnungslose Menschen aufhalten. Zudem beschäftigt die Gemeinde in Kooperation mit Stadt und Jobcenter Langzeitarbeitslose als Kirchenhüter, was anderswo Ehrenamtliche übernehmen. „Sie fühlen sich hier wohl und sind geschätzte Mitarbeitende in unserem Team“, sagt Pfarrer Bauer.

Geflüchtete Menschen bekommen Unterstützung im „Treff Global“ in Kooperation mit der Evangelischen Jugendfreizeitstätte. Seit 2015 unterstützen Ehrenamtliche die Geflüchteten bei Anträgen, Kita- und Schulthemen. Regelmäßig nutzen 10 bis 15 Personen das Angebot.

Auch Kultur spielt in der Apostelkirche eine große Rolle: Einmal im Monat treffen sich Interessierte zum Erzählcafé „Hemshofgeschichte(n)“. Ehemalige Hemshöfer teilen ihre Erinnerungen zur Stadtgeschichte und vergleichen sie mit der aktuellen Entwicklung. Am 29. Oktober findet dazu eine Jubiläumsaktion statt, bei der Pfarrer, ehemalige Ehrenamtliche, Diakoninnen und Vikarinnen zurück und nach vorne blicken. Pfarrer Stefan Bauer hat zum Jubiläum ein Buch über den Bau der Kirche, das Gemeindeleben und die evangelischen Vereine zwischen 1855 und 1945 geschrieben. Das Buch ist im Buchhandel erhältlich.

Ein wichtiges Highlight der Festwoche ist außerdem die Reformationsfeier am 31. Oktober: Dabei richtet die Gemeinde den Blick auf den historischen Kirchenraum und präsentiert das Kunstobjekt „Intruder“ von Michael Volkmer bei der Predigt Thomas Ernes vom Kirchenbauinstitut aus Marburg. Bereits ab dem 20. Oktober kann das Kunstwerk bis 23. November während der Kirchenöffnungszeiten besichtigt werden.

Kontakt: Pfarramt Jona 1 (Apostelkirchengemeinde), Pfarrer Stefan Bauer, Gemeindebüro, Rohrlachstraße 68 (Erdgeschoss), Ludwigshafen, Telefon 0621 513175, E-Mail: pfarramt.lu.jona.1@evkirchepfalz.de