Zum Tod von Altkanzler Helmut Kohl 

Deutschland und Europa verlieren einen großen Staatsmann

Landsmannschaftliche Herkunft nie verleugnet: Helmut Kohl mit seiner zweiten Frau Maike. (Foto Landry)

Die Evangelische Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) und ich persönlich trauern um Altbundeskanzler Helmut Kohl. Mit ihm verlieren wir, die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes, einen großen Staatsmann, der nicht nur die Einheit Deutschlands, sondern zugleich die europäische Einigung gestaltet hat. Heute wissen wir, wie unendlich kostbar dieses Einigungswerk war und ist.

Der Pfälzer Helmut Kohl hat seine landsmannschaftliche Herkunft nie verleugnet. Für ihn war die Pfalz eine weltoffene Region, in der der Geist der Toleranz zu Hause ist. Den Respekt gegenüber unterschiedlichen politischen Überzeugungen und kulturellen Prägungen hat er bei aller Härte der sachlichen Auseinandersetzung nie verloren. Freundschaften pflegte er über Partei-, Länder- und Konfessionsgrenzen hinweg.

Für Helmut Kohl bedeutete Toleranz keineswegs Profillosigkeit. Den eigenen Standpunkt ernst zu nehmen und Entschiedenheit in der Sache zu demonstrieren, war für ihn kein Mangel, sondern eine Voraussetzung für Toleranz.

Der Evangelischen Kirche in Deutschland und „seiner“ Evangelischen Kirche der Pfalz blieb Helmut Kohl Zeit seines Lebens in kritischer Loyalität  verbunden. Als Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz und als Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland pflegte Helmut Kohl ein partnerschaftliches Verhältnis zu den Kirchen, getragen von wechselseitigem Respekt und dem gemeinsamen Auftrag, den Menschen auf unterschiedliche Weise zu dienen.

Für den gläubigen Menschen Helmut Kohl war klar, dass das Gemeinwesen das lebendige Zeugnis engagierter Christen, Katholiken wie Protestanten, braucht, um das Zusammenleben in unserer Gesellschaft aktiv mitzugestalten.

Helmut Kohl war immer wieder Gast unserer Landeskirche, sei es bei Festgottesdiensten oder unserem Jubiläum der Pfälzischen Kirchenunion 1993. Damals sagte er: „Das Motto ‚Mutig voranschreiten‘, unter das die Gründer die Kirchenunion stellten, hat auch heute große Aktualität. Damals wie heute wollen die vereinten Christen mutig und auch selbstbewusst der Zukunft entgegengehen und sich zuversichtlich den Herausforderungen der Zeit stellen. Ihren eigentlichen Grund für diese Zuversicht haben sie in dem Glauben, dass Gott sie auf diesem Weg begleitet.“

Wir trauern um Helmut Kohl und sprechen seiner Frau und seiner Familie unsere aufrichtige Anteilnahme aus. Gott tröste sie durch sein Leben schaffendes Wort und gebe, dass sie ihre Hoffnung auf ihn setzen.