Gedanken zur Reformation von Vertretern der Kirche und der Kommune 

Der "Ur-Geist des Protestantismus"

Speyer (lk). Kreativ, kritisch, weltoffen: Im Reformationsjahr 2017 laden die Evangelische Kirche der Pfalz und die Stadt Speyer unter dem Motto „Ich bin so frei ...“ vom 6. bis 12. April zu Kirchen-Kultur-Tagen ein. Am Vormittag des zweiten Veranstaltungstages wurde der Blick auf die Inhalte der Reformation und ihre Wirkung auf die Menschheit in Glaube und Politik gerichtet.

Kirchenpräsident Christian Schad und Dekan Markus Jäckle waren dazu als Vertreter der Kirche zur Bühne am Historischen Rathaus gekommen, der Speyerer Oberbürgermeister Hansjörg Eger vertrat die weltliche Seite, von deren Sicht aus er auch einiges zur Reformation beizutragen hatte.

Für Kirchenpräsident Schad war die große Feierstunde zum 500. Jubiläum der Reformation mit zweierlei Gefühlen behaftet. Zum einen mit der Freude darüber, dass die Glaubensfreiheit durch Martin Luther bis heute Früchte trägt, zum anderen mit der Trauer über die am Vorabend von Schweden bekanntgewordenen terroristischen Ereignisse. Mit einer Schweigeminute und einem Fürbittengebet gedachte Schad der Opfer und ihrer Familien. Auch betete er für die Ärzte und Schwestern in Stockholm, die jetzt mit den Schwerverletzten um ihr Leben ringen. Schad bezog ebenso die Situation in Syrien in sein Gebet ein. Er gedachte der Menschen, die mit Giftgas und Raketen konfrontiert seien und betete auch für die, die Gewalt verursachen, dass sie umkehren von ihrem Irrweg und endlich Friede werde.

Durch die Reformation sei es möglich geworden, dass die Menschen ihren Glauben frei bekennen, einander unvoreingenommen begegnen und Verantwortung für die Welt übernehmen, führte Christian Schad aus. „Das ist die besagte Freiheit, die die Reformation erkämpft hat.“ Als „Ur-Geist des Protestantismus“ wurde die durch Luther angestoßene Erneuerungsbewegung in der Kirche von Dekan Jäckle bezeichnet. Wobei er einwarf: „Diesen Freiheitsimpuls möchte ich nicht einseitig konfessionell beschränkt verstehen.“ Über alle Glaubensrichtungen hinweg sei heute der Geist der Reformation prägend und verbinde die Konfessionen.

Für Hansjörg Eger wirkt die Kommune maßgeblich an der freien Entfaltung der Menschen mit. „Die Stadt stellt sich im Reformationsjahr gerne an die Seite der Landeskirche, die ein tolles Programm entwickelt hat“, sagte der Oberbürgermeister. Nicht zuletzt sei Speyer die Geburtsstadt der Protestation. Auf dem Reichstag zu Speyer im Jahr 1529 hatten sechs evangelische Fürsten und 14 freie Reichsstädte für die Freiheit ihres Glaubens protestiert.

Mit zahlreichen Veranstaltungen feiert die protestantische Kirchengemeinde in Speyer das Jubiläum in diesem Jahr. Jäckle wies vor allem auf die Themenführungen und Prominenten-Gottesdienste in der Gedächtniskirche hin sowie auf ein Historienspiel an der Dreifaltigkeitskirche, das vom 21. bis 24. August die geschichtlichen und theologischen Zusammenhänge der Luther-Zeit beleuchtet.

Hintergrund: Mit Luthers 95 Thesen 1517 in Wittenberg begann die Reformationsbewegung, die bis heute Kirche und Welt prägt. Im Jahr 2017 wird national, international und ökumenisch nach den reformatorischen Impulsen für Kirche und Gesellschaft gefragt. Glaubensfreiheit und Gewissensfreiheit bilden dabei den Schwerpunkt seitens der Evangelischen Kirche der Pfalz.

Die Kirchen-Kultur-Tage vom 6. bis 12. April sind einer der Höhepunkte zahlreicher Veranstaltungen in diesem Festjahr. Im Zentrum steht der Europäische Stationenweg. Das „Geschichtenmobil“, ein Truck, macht in 19 Ländern und 68 Orten Halt und kommt im Mai in der Lutherstadt Wittenberg an, zum Evangelischen Kirchentag und der Weltausstellung der Reformation. Unterwegs sammelt das Mobil alte und neue Glaubensgeschichten ein.

In der Reformationsstadt Speyer macht der Truck vom 10. bis 12. April Station. Speyer prägte weltweit den Begriff „Protestanten“. Dank der Protestation von sechs Fürsten und 14 freien Reichsstädten auf dem Reichstag von 1529 erhielt die Stadt von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) den Titel „Reformationsstadt Europas“.

Hinweis: Eine Programmbroschüre zu den Speyerer Kirchen-Kultur-Tagen ist im Projektbüro der Landeskirche erhältlich und liegt in den evangelischen Kirchen in Speyer und bei der Touristen-Information aus.