Bericht des Kirchenpräsidenten 

"Der Grundsatz der Menschenwürde gilt universal"

In seinem Bericht hat Kirchenpräsident Christian Schad die Rechtfertigungsbotschaft des Evangeliums als Kern der Reformation in den Mittelpunkt gestellt. Foto: lk/Landry

Speyer (lk). Nach den Worten des pfälzischen Kirchenpräsidenten Christian Schad lehnt die christliche Ethik die Todesstrafe grundsätzlich ab. Der Mensch sei mehr als die Summe seiner Taten und Untaten. Er bleibe, unabhängig von seinem Verhalten, eine von Gott anerkannte Person. Auch Straftäter behielten die unzerstörbare Würde einer von Gott gerechtfertigten Person, sagte Schad am Mittwoch vor der in Speyer tagenden Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz. Aus christlicher Sicht habe kein Staat das Recht, die Todesstrafe zu verhängen, unterstrich der Kirchenpräsident mit Blick auf die aktuelle Diskussion in den USA und der Türkei. „Der Grundsatz der Menschenwürde gilt entweder universal oder er gilt gar nicht.“

In seinem Bericht am ersten Verhandlungstag der Synode stellte Schad die Rechtfertigungsbotschaft des Evangeliums als Kern der Reformation in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Der christliche Glaube gehe von einem prinzipiellen Angenommensein eines jeden Menschen „allein aus Gnade“ aus. Dies spiegele sich auch im Grundgesetz wider: „Die Würde des Menschen in unantastbar.“ Demnach müssten die rechtlichen Regeln für den Strafprozess nicht nur von dem Respekt für die Opfer einer Straftat, sondern „ebenso von der Achtung für die Person des Angeklagten“ geprägt sein, sagte Schad. „Auch der Straftäter bleibt – gleichsam gegen seine Taten – als Mensch anerkannt.“

Unabhängig von seiner Zugehörigkeit zu einem politischen Gemeinwesen oder einer kulturellen oder religiösen Gemeinschaft gelte für jeden Menschen die „universale Norm des Respekts und der Anerkennung“. Die Sprache der Kirche müsse „klar, mitfühlend und wahrhaftig sein“, sagte Schad. „Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass unser Land gastfreundlich bleibt und die Integration der Migranten vorankommt“. Als Würdigung ihres Engagements lädt der Kirchenpräsident am 24. Juni Gruppen und Einzelpersonen, die sich in der kirchlichen Flüchtlingsarbeit engagieren, zu einem Dankeschön-Fest ein.

Zugleich erklärte Schad allen Formen des Rechtspopulismus sowie einer aggressiven Politik der Abschottung eine klare Absage: „Wer die Freiheit der Gesellschaft ausnutzt, um sie im Kern zu bekämpfen, wer die Offenheit in Anspruch nimmt, um Macht zu erlangen, mit der er dann Menschengruppen ausschließen will, der muss wissen, dass eine freie Demokratie auch streitbar ist, wenn es darum geht, ihre Grundlagen zu verteidigen.“ Die Kirche der Reformation sei gerade jetzt herausgefordert, für ein geeintes und menschliches Europa einzustehen, das sich auch über die eigenen Grenzen hinaus solidarisch mit der Einen Welt zeige.

Die Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz tagt vom 10. bis 13. Mai 2017 im Mutterhaus der Diakonissen Speyer-Mannheim, Hilgardstraße 26, in Speyer. Schwerpunktthema ist „500 Jahre Reformation“. Dazu hält am Donnerstag der Generalsekretär der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen Europas (GEKE), Bischof Michael Bünker von der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses (A.B.) in Österreich, den Hauptvortrag.

An einer Podiumsdiskussion am Donnerstagnachmittag nehmen neben Kirchenpräsident Schad und Bischof Bünker der Kirchenratspräsident der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt, Lukas Kundert, sowie Madeleine Wieger, Professorin an der Protestantisch-Theologischen Fakultät der Universität Straßburg, teil.

Hinweis: Die öffentlichen Sitzungen beginnen am Donnerstag, Freitag und Samstag, 11., 12. und 13. Mai, jeweils um 9 Uhr.