Bunte Trauerkultur in Mexiko – ZDF-Fernsehgottesdienst aus der deutschsprachigen Gemeinde 

Den Tod aus seinem grauen Versteck holen

Mexiko-Stadt (lk). Auf den ersten Blick wirkt ihre Trauerkultur für Europäer befremdlich: Mit bunt geschmückten Altären, Lieblingsspeisen und Musik der Verstorbenen sowie einem modisch gekleideten und geschminkten Skelett, das auf den Namen Catrina hört, feiern die Mexikaner den Totensonntag. Was die deutschsprachige evangelische Gemeinde in Mexiko-Stadt mit dieser Form des Gedenkens verbindet, das zeigt der ZDF Fernsehgottesdienst am kommenden Sonntag, 20. November, um 9.30 Uhr. Die Predigt hält Marc Reusch. Der Pfarrer aus der Evangelischen Kirche der Pfalz ist seit drei Jahren Seelsorger der Auslandsgemeinde. 

Das alles so völlig anders, laut, bunt und grell ist, das habe auch ihn zunächst irritiert, erklärt Marc Reusch, der zuvor an der Dreifaltigkeitskirche in Speyer tätig war. Doch bei näherem Hinsehen erkenne man, dass dies kein oberflächliches, einfach nur grell-buntes Treiben sei. In der mexikanischen Form des Gedenkens gewinne die Gemeinde viel Wertvolles für sich selbst: Liebe, die den Tod weder zum Tabu mache, noch am Grabstein ende. Die Mexikaner holten den Tod aus seinem grauen Versteck, „dem Schweigen, wo er so viel Macht über uns hat. So offen, kritisch und unbeschwert mit dem Tod umzugehen, gelingt uns in Deutschland meist nicht“, sagt Reusch.

Mit Liedern zu Tod, Abschied und der Hoffnung auf ein Leben danach gestalten der mexikanische Chor Vox Acorde unter der Leitung von Jorge Cozatl und das Marimba-Duo Javier Nandayapa und Mirna Yam sowie Rodrigo Treviño an der Orgel die Musik des ZDF-Fernsehgottesdienstes. Nach der Gottesdienstübertragung ist die deutschsprachige evangelische Gemeinde bis 19 Uhr unter der Telefonnummer 0700 14 14 10 10 erreichbar (6,2 Cent/Minute aus dem deutschen Festnetz. Mobilfunkkosten weichen davon ab). 

Stichwort: Ewigkeitssonntag  

Der letzte Sonntag im Kirchenjahr ist der „Ewigkeitssonntag“, auch „Totensonntag“ genannt. Er geht auf eine Anordnung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. zurück, jeweils am letzten Sonntag vor dem 1. Advent der Verstorbenen zu gedenken. Das geistliche Totengedenken wurde außerhalb Preußens von anderen protestantischen Kirchen später übernommen. Die Reformatoren lehnten den katholischen Seelenkult ab und schafften das Allerseelenfest (2. November) in den evangelischen Kirchen ab. Am Ewigkeitssonntag besuchen die Menschen die Friedhöfe und schmücken die Gräber ihrer Angehörigen. Die Verstorbenen des ausgehenden Kirchenjahres werden namentlich im Gottesdienst genannt und zusammen mit ihren Angehörigen in das Fürbittengebet mit aufgenommen. Der Dank für das Leben und der Trost für die Trauernden verbinden sich in der christlichen Hoffnung auf die Auferstehung von den Toten.