Neujahrsempfang: Kirchenpräsident Schad unterstreicht diakonisches Profil 

Den drängenden Fragen sozialer Gerechtigkeit stellen

Speyer (lk). Nach Ansicht des pfälzischen Kirchenpräsidenten Christian Schad müssen Kirche, Politik und Gesellschaft die drängenden Fragen sozialer Gerechtigkeit ins Zentrum der öffentlichen Debatte rücken. Gerade im Jahr der Reformation sei die pfälzische Landeskirche auch als diakonische Kirche gefragt, unterstrich Schad beim Neujahrsempfang im Landeskirchenrat in Speyer. Luthers kritische Schrift „Von Kaufhandlung und Wucher“ sei heute noch so aktuell wie im Erscheinungsjahr 1524. „Wir müssen die Sorgen und Ängste der Menschen ernst nehmen.“

Als moralische Lehrmeisterin werde sich die pfälzische Landeskirche indes nicht aufspielen, sagte der Kirchenpräsident vor rund hundert Gästen aus Kirche, Politik und Gesellschaft. „Mit unseren diakonischen Unternehmungen sitzen wir selbst im Glashaus. Wir mussten immer wieder erfahren, mit wie vielen Dilemmasituationen gerade der Bereich der Wirtschaft verbunden ist“, merkte Schad selbstkritisch an. Dies werde die Landeskirche jedoch nicht daran hindern, „sich selbst und die Politik daran zu erinnern, dass der Weg gerechter Teilhabe aller an den wirtschaftlichen und sozialen Prozessen der vom Evangelium gewiesene Weg ist“.

Zur sozialen Gerechtigkeit gehöre die Gewähr, „dass das Geld zum Leben reicht und die Menschen im Alter eine auskömmliche Rente erwarten können“, führte der Kirchenpräsident in seiner Ansprache aus. Aggressionen würden nicht kleiner und Vertrauen könne nicht wachsen, „wenn die Menschen den Eindruck haben, dass ihnen niemand zuhört.“ Die Reformation bezeichnete Schad als „weltoffene Bewegung“. Sie habe „Städter und Bauern, Gelehrte und Fürsten, Frauen und Männer dazu aufgerufen, sich einen eigenen Reim auf die Güte Gottes zu machen“.

Beim Neujahrsempfang begrüßte der Kirchenpräsident unter anderen Bischof Karl-Heinz Wiesemann, den Beauftragten der Landesregierung für das Reformationsjubiläum, Gerhard Robbers sowie den Speyerer Oberbürgermeister Hansjörg Eger. Speyer ist eine der Städte auf dem Europäischen Stationenweg im Rahmen des Jubiläums „500 Jahre Reformation“. Die musikalische Umrahmung des Empfangs gestalteten Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald und der Fagottist Andreas Groll.