Unionsjubiläum 

Das Wort Gottes kunstvoll ins Rollen bringen

"Role model": Mit Bibelseiten ein Kunstprojekt ins Rollen gebracht. Foto: lk

Speyer/Jockrim (lk). Die Bibel ist in der Evangelischen Kirche alleinige Lehr- und Glaubensnorm. So hat es die 1818 in Kaiserslautern tagende Generalsynode bei Gründung der pfälzischen Kirchenunion formuliert. Ein Satz, der auch 200 Jahre später noch gilt. Die Bedeutung der Heiligen Schrift soll im Jubiläumsjahr durch ein ungewöhnliches Bibelprojekt unterstrichen werden, das die Jockgrimer Papierkünstlerin Silvia Mielke und Pfarrerin Mechthild Werner entwickelt haben. Unter dem Titel „Vielfalten“ sind Gemeinden, Einzelpersonen oder Gruppen aufgerufen, Bibelseiten kreativ umzugestalten. 

Mittels Falttechnik wird nach den Plänen der Initiatorinnen das heilige und zugleich profane Papier zu einem langen Band zusammengefügt und auf Kabeltrommeln gewickelt. „Die Schrift bekommt eine Hauptrolle im Unionsjahr“, erklären Mielke und Werner. Die Objekte erinnerten an Thorarollen, die Kabeltrommeln symbolisierten Kommunikation. „Das Wort Gottes bringt Dinge ins Rollen, es verknüpft Reformation mit Union, Tradition mit Innovation“, sagt Mechthild Werner, Projektleiterin für das Unionsjubiläum der Landeskirche. Zur Union von ehemals getrennten Konfessionen passe ein solches Motiv, da es jenseits der Falttechniken Einheit in der Vielfalt sichtbar und erlebbar mache.

Silvia Mielke hat bereits ein „role model“ erstellt. Aus Bibelseiten hat sie ein rund zwei Kilometer langes Wort Gottes „am laufenden Band“ erstellt. Nun soll mit Hilfe der Gemeinden und einzelner Akteure eine weitere Rolle entstehen. Zwischen den vielen Beteiligten werde so ein Band geknüpft, das zum Festwochenende am 8. und 9. September 2018 in Kaiserslautern im Rahmen einer Performance öffentlich entrollt werde, sagt die Künstlerin. Und die Pfarrerin ergänzt, dass auf diese Weise das Kunstprojekt an jene Darstellung vom historischen Festzug 1818 erinnere, der mit der Zeile „Sie gehen Hand in Hand, die Liebe knüpft das Band“ untertitelt gewesen sei.

 Die beiden Initiatorinnen hatten neben zahlreichen positiven Reaktionen auch schon Kritik vernommen, dass man so nicht mit der „Heiligen Schrift“ umgehen könne. Nachdem zum 500. Jahr der Reformation eine neu überarbeitete Lutherbibel erschien, seien jedoch „alte“ Ausgaben von Altären und aus Gemeindehäusern in Schränken verschwunden. „Wegwerfen mag man kein Buch, schon gar keine Bibeln“, sagen darum Mielke und Werner. Gefragt seien freilich keine Seiten wertvoller Altarbibeln oder Lieblingsstücke, sondern solche Exemplare, die ansonsten in der Ecke verstauben oder vernichtet würden. „Durch ‚Vielfalten‘ werden sie neu verwendet und erfahren so eine Art ‚Re-formation‘“, erklärt die Pfarrerin.

Hinweis: Interessierte Gemeinden, Einzelpersonen oder Gruppen, die symbolisch Teil der Einheit in Vielfalt(en) werden wollen, können bis spätestens 8. August 2018 ihre gefalteten Seiten an das Projektbüro Unionsjubiläum, Domplatz 5, 67346 Speyer schicken.