Sonntagsschutz 

Das eigentliche Glück im Leben erkennen

Bodo Busse, Generalintendant des Saarländischen Staatstheaters. Foto: Sarah Schött

Saarbrücken (lk). Auf die Bedeutung des Sonn- und Feiertagsschutzes weist die „Allianz für den freien Sonntag Saarland“ hin. Die Adventssonntage dürften nicht zur reinen Konsumzeit werden, fordern die Partner des Aktionsbündnisses. Bodo Busse, Generalintendant des Saarländischen Staatstheaters in Saarbrücken, erklärt aus Anlass des vierten Adventssonntags: 

„Wir leben in ebenso unruhigen wie beunruhigenden Zeiten. Der innere Bestand unserer bunten, divergenten Gesellschaft ist durch wachsenden Egoismus, die Krise der Ökologie sowie eine um sich greifende Politik der Spaltung durch rassistische und populistische Kräfte bedroht. Die Fülle an Informationen, die stündlich durch Internet und Medien über uns hereinbrechen, ist nicht angemessen zu verarbeiten oder kritisch für jeden Einzelnen zu bewerten. Wir sind überfordert. Uns geht der Atem aus in der Hektik des Arbeitsalltags oder wir fliehen vorwärts auf unserem Karriereweg, ohne links und rechts zu schauen. Dabei verlieren wir nicht nur Empathie für Andere, sondern letztlich uns selber dabei.

Die Adventszeit und der Sonntag – oder für Arbeitnehmer mit Dienstpflicht an Sonntagen entsprechende Ausgleichszeiten innerhalb der Woche – können Inseln der Ruhe, der Meditation und vor allem auch der Reflexion werden. Im schönen momentanen Stillstand der Zeit können wir aus den Erfahrungen der Vergangenheit heraus auch unsere Zukunft besser in den Blick bekommen. Innere Bilder können entstehen, Emotionen in einen Dialog mit unserer Seele treten, so dass wir, körperlich und geistig gestärkt, mutig den Anforderungen, die uns nach der Ruhe wieder bedrängen, standhalten.

Diese Ruhe kann ein Neubeginn sein. Wir können aus uns heraustreten, um festzustellen, dass wir nicht allein Verantwortung für uns selber haben, sondern in einem genauer ausgerichteten Blick um uns herum begreifen, dass nichts verloren ist in der Welt. Dann können wir vielleicht auch Empathie, Mitleid und Gemeinschaft als das eigentliche Glück im Leben erkennen. Oder, wie es Friedrich Hölderlin in einer Hymne formuliert hat: „Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“