Kirchenwahlen / Kandidatensuche 

Corona und Kirchenwahlen als Chance begreifen

Was kannst du einbringen, fragt die Stellenanzeige der Kirchenwahlen interessierte Ehrenamtliche. Grafik: lk/Antares.

Sechs unterschiedliche Presbyterinnen und Presbyter sind Botschafter der Kirchenwahlen-Kampagne der Evangelischen Kirche der Pfalz. Bis 4. Oktober können Ehrenamtliche kandidieren. Grafik: lk.

Wofür die Landeskirche Presbyterinnen und Presbyter braucht. Grafik: lk/Antares.

Speyer (lk). Die Vorbereitungen auf die bevorstehenden Kirchenwahlen am 29. November 2020 laufen auf Hochtouren – und das im sogenannten Corona-Jahr. Die Pandemie hat in allen Kirchengemeinden der Landeskirche ihre eigenen Spuren hinterlassen. Die sechs „MUTmacherinnen und MITmacher“ der Wahlkampagne berichten über ihre besonderen Erfahrungen der letzten Monate.

„Corona ändert Vieles, auch die Kirche“, meint Botschafterin Tyfanie Nzila-Balley. Die 38-Jährige hat erlebt, dass nach einigem Üben auch Gottesdienste über YouTube gern gefeiert wurden, „wenn es auch in ,echt‘ schöner ist“. Die Ludwigshafenerin ist in der Corona-Zeit besonders motiviert, sich zu engagieren. Sie möchte gern der Kirche „etwas zurückgeben“, die ihr als Geflüchteter auch geholfen habe. Für die Zukunft der Kirche hofft sie auf „mehr junge Leute, die mitdenken“.

Vielleicht Menschen wie Katharina Sander. Sie arbeitet im Presbyterium in Dittweiler mit und stellt fest, dass „die Krise uns noch kreativer gemacht“ hat. Sie selbst ist zur Kirchenwahl 2014 durch eine Anzeige auf die Mitarbeit im Presbyterium aufmerksam geworden. Sie wünscht sich, dass sich viele Menschen zur Wahl aufstellen lassen. Die 36-Jährige versucht Menschen unter anderem über den Gemeindebrief zu erreichen. Das Schreiben habe sie erst als Presbyterin entdeckt.

Dem Homburger Jochen Dittrich öffnete die Musik die Türen ins Presbyteramt. Ein Mitsänger im Chor begeisterte ihn einst für die Kandidatur. Auf die gleiche Weise gewann er nun selbst einen Chorkollegen für das Presbyterium. „Aktuell machen wir gerade ‚Akquise‘: Wer macht im Presbyterium nochmal mit? Wen sprechen wir an? Wen können wir motivieren?“, erzählt der 43-Jährige. In den vergangenen Monaten hat er sich vor allem praktisch engagiert – auch beim Stühlerücken: „Dadurch konnte der Platz in der Kirche, unter Einhaltung der Abstandsregeln, optimal ausgenutzt werden“, so Dittrich.

Starke Gemeinschaft in Corona-Zeiten

Wedigo von Wedel aus Schifferstadt entdeckte dagegen eher Möglichkeiten des Internets, um Menschen anzusprechen – mit moderner Musik und zeitgemäßen Gottesdiensten. Auch er empfindet „Umbrüche als Zeiten der Chance“ und möchte viele gewinnen, um mitzubestimmen. Von Wedel sieht die Kirche besonders in der Verantwortung „Sinn-Stifterin“ für Menschen zu sein, die einen Halt im Leben suchen.

Mit-Botschafterin Renate Roeder aus Bad Bergzabern hat diesen Sinn gefunden. Die 72-Jährige berichtet dankbar von einem Besuch ihres Dekans, der sie ermutigt habe, als Presbyterin zu kandidieren. Das Amt gibt ihr seither Halt und Anerkennung. „Krisen habe ich schon einige erlebt. Ich war oft am Boden“, erzählt sie. Gerade in der Corona-Zeit möchte sie Junge und Ältere motivieren, die Krise als Chance zu begreifen.

Auch Adam David Lockhart aus Ludwigshafen weiß, was Krisen bedeuten. „Beinahe wäre ich an einer Überdosis gestorben, aber da kam diese Stimme aus mir, die sagte ,Hilf mir Gott!‘.“ Der 31-jährige Ludwigshafener fand durch den Glauben wieder ins Leben, in die Gemeinde und schließlich ins Presbyterium. Während der Corona-Zeit sei die Arbeit in der Kirche sogar intensiver geworden: „Den Kirchendienst umstellen, Gottesdienste neu regeln oder den Sand in unserem Kita-Sandkasten austauschen. Ich habe gern mit angepackt. Wir erleben gerade ein starkes Einheitsgefühl“, so Lockhart.

Hintergrund: Am 29. November 2020 wählen rund 450.000 Kirchenmitglieder der Evangelischen Kirche der Pfalz in den 401 Gemeinden jeweils ihr „Presbyterium“, das Leitungsgremium der Kirchengemeinde. Die Wahl findet im Corona-Wahljahr ausschließlich per Briefwahl statt. Bis 4. Oktober 2020 kann noch kandidiert werden. Erwachsene Kirchenmitglieder können sich in ihrer Gemeinde beim zuständigen Pfarramt melden und auf die Wahlliste setzen lassen.