Reformationstag: In Gottesdiensten an Rückkehr zu apostolischen Ursprüngen gemahnt 

Christen immer wieder zur Umkehrbewegung aufgerufen

Landau/Otterberg/Homburg (lk). Auch 500 Jahre nach der Reformation sind nach den Worten des pfälzischen Kirchenpräsidenten Christian Schad die Christen aller Konfessionen „in jeder Gegenwart neu“ zur Umkehrbewegung aufgerufen. Die Kirche bedürfe ständig der Erneuerung, sagte Schad im Reformationsgottesdienst am Montag in der Landauer Stiftskirche. Dazu sei das Hören auf die biblischen Worte unabdingbar, in die „ein Jahrtausend menschliches Nachdenken, Fragen, Suchen und Rufen des Glaubens“ Eingang gefunden habe. Daran erinnere die neue revidierte Lutherbibel. Auch ökumenische Fortschritte könne es nur geben, wenn die Kirchen zu ihren apostolischen Ursprüngen zurückkehrten, so Schad.

80 Prozent der um ihres Glaubens willen verfolgten Menschen weltweit seien Christen, führte Kirchenpräsident Schad im Blick auf die bedrängende aktuelle Situation aus. „Es ist angesichts dessen unsere Aufgabe, Glaubens- und Gewissensfreiheit einzufordern und hier, bei uns, dafür zu sorgen, dass kein Keil zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen getrieben wird.“ Zugleich trete er nachdrücklich für Religionsfreiheit als universales Menschenrecht ein. „Wir brauchen eine Kultur wechselseitiger Achtung und Anerkennung, die sicherstellt, dass Unterschiede der Überzeugungen nicht mit Gewalt oder Unterdrückung, sondern in einer Atmosphäre der Toleranz und des Respekts ausgetragen werden.“

Auch für den Stellvertreter des Kirchenpräsidenten, Oberkirchenrat Michael Gärtner, „ist es noch nicht zu Ende mit der Reformation der Kirche“. Dazu gehöre, „das, was gilt, zu hinterfragen“. Gärtner hielt am Reformationstag die Predigt in der Otterberger Abteikirche. Ökumene, Diakonie und Verkündigung seien die „Baustellen der Zukunft“, an denen die Kirche arbeiten müsse, sagte der Oberkirchenrat. 500 Jahre nach den großen theologischen Diskussionen in Wittenberg stehe die Kirche am Anfang einer großen Veränderung. Gärtner rief dazu auf, sich mit Mut und Verantwortungsgefühl auf Erneuerungen einzulassen. Angesichts zurückgehender Kirchenmitgliederzahlen appellierte er an „Qualität statt Quantität“: „Wir werden die besten Kindertagesstätten, die besten Gottesdienste, herausragende Gemeindepädagogen und lebendige Gemeinden mit engagierten Gemeindemitgliedern haben“, sagte Gärtner.

Für Oberkirchenrätin Marianne Wagner sind 500 Jahre Reformation „mehr als nur ein historisches Ereignis“. Anlässlich des Jubiläums seien die evangelischen Kirchen dazu aufgerufen, sich auf ihren eigentlichen Auftrag zu besinnen. „Die Antworten darauf, was christliche Gemeinden ausmacht, finden wir bei Jesus Christus und in der Bibel“, erklärte Wagner. „Wir müssen uns fragen, wie wir angesichts der Herausforderungen unserer Tage Salz der Erde und Licht der Welt sein können und in die Gesellschaft hineinwirken, lokal und global.“ Oberkirchenrätin Wagner predigte im Reformationsgottesdienst in der Homburger Stadtkirche zum Thema „Umkehr und Aufbruch – das ist Reformation!“. An dem Gottesdienst wirkten die Ministerpräsidentin des Saarlandes, Annegret Kramp-Karrenbauer, sowie der Dekan des Kirchenbezirks Homburg, Thomas Holtmann, und der Superintendent des Kirchenkreises Saar-Ost, Pfarrer Gerhard Koepke, mit.