Engere Partnerschaften: Herbsttagung der Landessynode eröffnet 

Bindungen festigen – auch mit Tschechien

Synodalsenior Pavel Pokorný und Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst unterzeichnen die Partnerschaftsurkunde. Foto: lk/Wagner

Herzliche Verbindung zwischen pfälzischer und tschechischer Kirche. Foto: lk/wagner

Sie sind schon lange mit den Pfälzer Geschwistern verbunden: die Böhmischen Brüder. Nun wurde die Partnerschaft auf der Herbsttagung der Landessynode besiegelt. Die Zeichen stehen in vielen Bereichen auf Zusammenarbeit. 

Speyer (lk). „Wir brauchen einander“. Die Tagung steht im Zeichen von engerer Zusammenarbeit und Partnerschaften. Die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder in Tschechien ist seit heute offiziell ein Partner der Landeskirche. Der Partnerschaftsvertrag ist am Nachmittag auf der Herbsttagung unterzeichnet worden. 

Synodalpräsident Hermann Lorenz hat die vierte Tagung der 13. Landessynode am Morgen in Speyer eröffnet. Nachdem die letzten Sitzungen digital stattfanden, tagt die Landessynode – weiterhin coronabedingt auf Abstand – in der Event-Halle des Technik-Museums. Bis Samstag trifft das höchste landeskirchliche Gremium einige Entscheidungen; es wählt einen neuen Oberkirchenrat, berät über Haushalt und Personal. Eine aktuelle Stunde über Energiefragen steht am Freitag auf dem Programm. 

Besprochen werden auch engere Kooperationen in den Kirchenbezirken und die künftige Zusammenarbeit der Bibliotheken und Medienzentralen im Bereich der Landeskirche und des Bistums Speyer. Letztere sind Teil des Prozesses „zusammen_wachsen“.    

Wir brauchen einander: Bistum und Landeskirche 

Die Ökumene-Beauftragte des Bistums Speyer Susanne Laun betonte in ihrem Grußwort vor der Synode den gemeinsamen Weg. Es gelte in dieser zerrissenen Welt, das Evangelium glaubhaft zu leben. „Dazu brauchen wir einander.“ Sie bedauerte, dass sich in letzter Zeit einige katholische Stimmen gegen die Ökumene richteten. „Es scheint, als würden gerade von römischer Seite immer wieder neue Argumente als Hindernisse auf dem Weg zur Einheit genannt.“ Dies sei im Bistum Speyer erfreulicherweise anders. Auch auf der Diözesanversammlung vor wenigen Wochen sei die Zusammenarbeit in allen Handlungsfeldern deutlich gefordert worden. 

Susanne Laun dankte - auch im Namen des Bischofs und den Mitgliedern des Allgemeinen Geistlichen Rates – Manfred Sutter „für den langen Weg des ökumenischen Miteinanders“ und für sein beharrliches, leidenschaftliches Engagement. Der Oberkirchenrat ist verantwortlich für die Ökumene und wechselt zum Jahresende in den Ruhestand. Sein möglicher Nachfolger Markus Jäckle steht am morgigen Freitag zur Wahl. 

Wir sind Partner: Pfalz und Tschechien 

Am Nachmittag stand die internationale Ökumene im Mittelpunkt. Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst unterzeichnete die Partnerschaftsurkunde für die Evangelische Kirche der Pfalz. Für die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder unterschrieb Synodalsenior Pavel Pokorný. Man wolle, so steht es in der Urkunde, zu einer „lernenden und dienenden Gemeinschaft zusammenwachsen“. Die Kirchenleitungen verpflichten sich zu langfristigen gemeinsamen Projekten. Man kämpfe für gerechte Strukturen, die Bewahrung der Schöpfung und das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen.

Mit dem Vertrag ist die Partnerschaft offiziell, die bereits lange besteht. Beide Partner sind „unierte Kirchen“. Die Kirche der Böhmischen Brüder entstand 1918 durch die Union reformierter und lutherischer Gemeinden in Böhmen und Mähren. Die pfälzische Kirchenunion wurde 1818 besiegelt – also genau 100 Jahre zuvor. 

Die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder ist die größte evangelische Kirche in Tschechien. Sie zählte 2019 rund 70.000 Mitglieder in 260 Gemeinden. Ihre Geschichte reicht in die Reformationszeit zurück. Die Kirche gründet sich unter anderem auf die Tradition der Böhmischen Brüder und der Hussiten – benannt nach dem Reformator Johannes Hus, der als Ketzer verbrannt wurde. Heute prägen nicht nur „Brüder“ diese Kirche. Das Pfarramt steht auch Frauen offen. 

Die Verbindungen zwischen Gemeinden in der Pfalz und Tschechien reichen zurück bis ins 19. Jahrhundert. Intensiv wurden sie in den 1960er Jahren, als beide Kirchenleitungen in Kontakt traten. Seitdem entwickelte sich ein reger Austausch, der aber durch die sozialistische Kontrolle in der damaligen Tschechoslowakei nur beschränkt möglich war. Dennoch entstanden bereits enge Partnerschaften zwischen einzelnen Kirchengemeinden.

Hintergrund

Es ist die vierte Tagung der 13. Landessynode, die von 2021 bis 2026 gewählt ist.

Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) ist die kirchliche Volksvertretung. Damit hat sie die Kirchengewalt inne. Sie trifft wesentliche Entscheidungen in geistlichen, rechtlichen und finanziellen Belangen der Landeskirche.