Schwerpunkt der Landessynode 

Bildung ist nicht Kür, sondern Pflicht

Bildung groß schreiben: Das Evangelische Trifels-Gymnasium Annweiler. Foto: lk/Trifels-Gymnasium

Mit einer digitalen Denkaufgabe für die Synodalen führte Oberkirchenrätin Wüst in das Schwerpunktthema ein. Foto: lk

Dorothee Wüst. Foto: lk

Speyer (lk). Bildung ist Wesensmerkmal von Kirche und darf nach den Worten von Oberkirchenrätin Dorothee Wüst keine Randerscheinung kirchlichen Handelns sein. „Bildungshandeln gehört ins Zentrum. Ohne Bildung ist Kirche nicht denkbar.“ Das Schwerpunktthema der pfälzischen Landessynode sei für die Evangelische Kirche der Pfalz somit eine zentrale Zukunftsaufgabe, sagte Wüst in ihrer Eröffnungsrede. „Wo wir unser Bildungsprofil sehen, wer unsere Adressaten sind, welche Strukturen angemessen sind – all das sind Fragen, die heute und in Zukunft unsere ganze Aufmerksamkeit verdienen. Wenn wir ernst nehmen, was wir von unseren Wurzeln her sein sollen, ist Bildung nicht Kür, sondern Pflicht.“

Bildung sei mehr als die Aneignung von Wissen, um bei Günther Jauch „die Million zu gewinnen, seinen Goethe und alle Hauptstädte der Erde auswendig zu kennen“, sagte die pfälzische Bildungsdezernentin. Christliches Bildungsverständnis spanne den Horizont viel weiter: Es gehe um den Menschen in seiner Entwicklung und Entfaltung als ganzheitliche Persönlichkeit mit den Talenten und Fähigkeiten, die ihm Gott geschenkt hat. „Sowohl unsere biblischen Grundlagendokumente wie auch unser reformatorisches Erbe setzen uns notwendig auf die Bildungsspur.“

Die Rahmenbedingungen für Bildungsaufgabe und Bildungsverantwortung haben sich im Lauf der Zeit grundsätzlich verändert. Neue Familienstrukturen, Kommunikationskultur, Arbeitswelt und Freizeitverhalten seien Stichwörter einer modernen Gesellschaft, um die sich die Kirche kümmern müsse, sagte Wüst. „Nah an den Menschen und ihrer Realität.“ In mehr als dreißig Handlungsfeldern der pfälzischen Landeskirche spiele Bildung eine wesentliche Rolle – dies zeigt die Bestandsaufnahme mit dem Titel „Guter Grund für Bildung“, die Wüsts Vorgänger, Oberkirchenrat i.R. Michael Gärtner, der Synode vor einem Jahr an die Hand gegeben hatte. Bildung sei somit eine „Querschnittsaufgabe durch fast alles, was wir tun“, stellte Wüst fest.

Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit nach innen und nach außen nähmen dabei einen hohen Stellenwert ein, führte die Oberkirchenrätin aus. So stehe beispielsweise der Religionsunterricht für „Horizonterweiterung im Denken und Glauben“. In protestantischen Kitas werde interreligiöses und interkulturelles Lernen praktiziert, meinte Wüst mit Blick auf jüngste kritische Stellungnahmen. „In einer pluralen Welt, in der sich viele zu Wort melden, soll unsere Stimme klar und unser Handeln transparent sein. „Auch und gerade im Hinblick auf die, für die wir handeln.“

Hintergrund: Der Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz gehören 70 Synodale an – 45 weltliche und 25 geistliche. Synodalpräsident ist der Kaiserslauterer Jurist Hermann Lorenz. Dem Präsidium gehören außerdem der Dekan des Kirchenbezirks An Alsenz und Lauter, Matthias Schwarz, als erster Vizepräsident und Ministerialrat Joachim Schäfer aus Carlsberg als zweiter Vizepräsident sowie Rommi Keller-Hilgert und Daniela Freyer als Beisitzerinnen an. Die Synode ist als kirchliche Volksvertretung die Inhaberin der Kirchengewalt. Sie trifft wesentliche Entscheidungen in den geistlichen, rechtlichen und finanziellen Bereichen der Landeskirche.

Hinweis: Die Herbstsynode der Evangelischen Kirche der Pfalz tagt bis 23. November 2019 im Mutterhaus der Diakonissen Speyer, Hilgardstraße 26, in Speyer. Am Samstag beginnt die Tagung um 9 Uhr. Die Sitzungen sind öffentlich.