Beim Neujahrsempfang geht Kirchenpräsident Christian Schad auf das Schwerpunktthema 2015 der Reformationsdekade ein 

Bild und Bibel: Ein spannendes und spannungsreiches Verhältnis

Speyer (lk). Kunst und Kirche kommen nach den Worten des pfälzischen Kirchenpräsidenten Christian Schad ohne einander nicht aus – sie ergänzen sich und fordern zum Dialog auf. „Mir liegt die Wertschätzung der Kunst sehr am Herzen“, sagte Schad beim Neujahrsempfang am Donnerstag im Landeskirchenrat in Speyer. Gerade Bilder seien „Teil des kulturellen Gedächtnisses“. Sie hätten die Kraft, nicht nur innere Räume zu erschließen, sondern auch Kirchenräume immer wieder neu zu erkunden. Beim Neujahrsempfang stellte der Kirchenpräsident das diesjährige Thema der Reformationsdekade „Bild und Bibel“ in den Mittelpunkt seiner Ansprache.

Beide stünden in einem „spannenden und spannungsreichen Verhältnis“ zueinander, sagte der Kirchenpräsident vor rund hundert Gästen aus Kirche, Kultur, Politik und Wissenschaft. Für das landeskirchliche „Forum Kunst und Kirche“ begrüßte Schad stellvertretend Birgit Weindl und Pfarrer Steffen Schramm vom Institut für kirchliche Fortbildung in Landau. Gott sei zwar nicht in Bildern zu begreifen, aber die Menschen könnten sich von den Bildern, die Gott ihnen gebe, ergreifen und mitnehmen lassen, sagte Schad. So sei auch der Protestantismus trotz seiner Kargheit voller Gleichnisse und Metaphern, die Bibel voller Bilder von Gott. „Sie malt uns Sprachbilder vor Augen. Auch da, wo nur etwas zu hören ist, gibt es etwas zu sehen.“ Im Gegensatz dazu stünden die, die sich selbst zum Idol machen, die die Deutungshoheit des Göttlichen für sich in Anspruch nehmen und Absolutheitsansprüche notfalls mit Gewalt durchsetzen. Auch mit Blick auf die jüngsten Ereignisse in Frankreich sagte der Kirchenpräsident: „Sich selbst die letzte Instanz sein zu wollen, ist uns heilsam untersagt!“

Beim Neujahrsempfang sprach der Kirchenpräsident auch denjenigen, die sich für die Aufnahme von Flüchtlingen aus den Krisengebieten engagieren, seinen Dank und seine Anerkennung aus. Stellvertretend nannte Schad den Migrationsbeauftragten der Landeskirche, Reinhard Schott, und für den „Treffpunkt Asyl“ in Speyer Pfarrer Uwe Weinerth und Dekan Markus Jäckle. „Frauen, Männer und Kinder kommen in diesen Tagen bei uns an, weil die Gewalt sich immer mehr ausbreitet und sie an Leib und Seele bedroht. Ich bedanke mich heute bei allen, die diejenigen, die es nach schlimmen Erfahrungen zu Hause und auf der Flucht bis hierher geschafft haben, bei uns herzlich empfangen und willkommen heißen“, sagte der Kirchenpräsident.

Der Neujahrsempfang wurde musikalisch umrahmt von Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald und seiner Tochter Clara am Klavier.

Hinweis: Im Schwerpunktjahr 2015 ist die Evangelische Kirche der Pfalz mit mehreren Projekten und Veranstaltungen zum Thema „Bild und Bibel“ beteiligt: Unter anderem hält Professorin Irene Dingel vom Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (Mainz) am 12. März, um 19 Uhr in der Bibliothek und Medienzentrale der Landeskirche in Speyer einen Vortrag zum Themenjahr. Vom 1. Mai bis 30. Juni setzen sich Bildende Künstler in der Zwölf-Apostel-Kirche Frankenthal im Rahmen des Projekts „Lichtgestalten“ mit dem menschlichen Bedürfnis nach „Heldenbildern“ auseinander; am 19. Juni um 18 Uhr lädt Kirchenpräsident Christian Schad haupt- und ehrenamtlich im Bereich von Kunst und Kirche Engagierte und Künstler zu einem Empfang in die Stiftskirche Neustadt ein.