Kirchenpräsident reagiert mit Unverständnis auf Verbot der Frauenordination in Lettland: 

"Biblische Einsichten ohne Not aufgegeben"

Kirchenpräsident Christian Schad

Speyer (lk). Mit Unverständnis reagiert Kirchenpräsident Christian Schad auf die Entscheidung der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands, die Frauenordination offiziell abzuschaffen. Die Synodalen hatten sich am 3. Juni in Riga mehrheitlich dafür ausgesprochen, künftig nur noch Männer zum Pastorenamt zuzulassen.

Kirchenpräsident Christian Schad erklärt dazu Folgendes:

Es war ein Glanzstück synodaler Diskussionskultur, die der Verabschiedung des so genannten „Theologinnengesetzes“ vorausging. 63 Synodale, darunter eine Frau, gehörten der Landessynode an, als diese im Juni 1958 das oben genannte Gesetz beschloss. Eine zentrale Rolle dabei spielte das Wort des Paulus aus dem Galaterbrief: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt eins in Christus Jesus.“ (Galater 3, 28) Hier bringt der Apostel die grundsätzliche, theologisch begründete Gleichstellung von Frauen und Männern in der Kirche zum Ausdruck.

Auf dieser Basis brach die Evangelische Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) mit einer fast 500 Jahre alten Tradition, indem sie am 1. Juli 1958 das „Gesetz über die Dienst- und Besoldungsverhältnisse der Theologinnen der Pfälzischen Landeskirche“ in Kraft setzte und Frauen den Weg ins Pfarramt ermöglichte.

Am 1. Juni 2016 wählten die Synodalen Pfarrerin Marianne Wagner zur ersten geistlichen Oberkirchenrätin in der Geschichte der Landeskirche. Dies unterstreicht, wie sehr der Dienst von ordinierten Frauen auf allen Ebenen der Kirche mittlerweile wertgeschätzt und geachtet wird.

Mit Unverständnis nehme ich daher die Entscheidung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Lettland vom 3. Juni 2016 zur Kenntnis. Nur ein Jahr vor dem Reformationsjubiläum 2017 werden wesentliche biblische Einsichten ohne Not aufgegeben. Leidtragende dieses Beschlusses, die Frauenordination wieder zurückzunehmen, sind sowohl die weiblichen Ordinierten als auch die lettische Kirche selbst. Sie beraubt sich des Reichtums, der wesentlich von Frauen in der Kirche ausgeht.