Festgottesdienst 

Biblische Bilder sind Botschaft und Weckruf

Presbyterin Karin Schneider nahm eines der neuen Bücher von Kirchenpräsident Christian Schad in Empfang. Links im Bild Bischof Ralf Meister.

Kirchenpräsident Christian Schad hielt die Predigt im Festgottesdienst. Fotos: lk

Wittenberg/Speyer (lk/ekd). Mit einem Festgottesdienst in der Schlosskirche in Wittenberg ist am 1. Adventssonntag die neue „Ordnung gottesdienstlicher Texte und Lieder“ von Kirchenpräsident Christian Schad und Bischof Ralf Meister eingeführt worden. Die Ordnung gilt als Richtschnur für die Lesungen und Predigttexte in den evangelischen Gottesdiensten an Sonn- und Feiertagen.

„Die ‚Ordnung gottesdienstlicher Texte und Lieder‘ ist ein Einheitsband des deutschen Protestantismus wie die Lutherbibel und das Gesangbuch“, erläutert der Vorsitzende der Union Evangelischer Kirchen in der EKD, Kirchenpräsident Christian Schad. Angeregt durch die revidierte Lutherbibel 2017 und eine stärkere Besinnung auf das Alte Testament seien viele traditionsreiche Texte aufgenommen worden, die bis heute nichts an Aktualität verloren haben.

Die alten Texte seien Weckruf und Botschaft zugleich, sagte Schad in seiner Predigt. Sie zeigten, wie die Welt im Ganzen sein könne – gewaltfrei, ohne Druck und Zwang. Gerade das biblische Bild von dem sanftmütigen, nur mit der Kraft seines Wortes ausgestatteten Gottessohn sei der Gegenentwurf zu dem, was die Menschheit heute vielfach erlebe. „Ich sehe den sanftmütigen König in seine Stadt einziehen und sehe den Geist der Gewaltlosigkeit und der Hoffnung.“ Schad erteilte der Verrohung der Gesellschaft eine klare Absage: „Die Hass mit Hass und Ideologie mit Ideologie beantworten – ganz gleich, ob sie das unter dem Deckmantel ihrer Religion tun, unter dem Deckmantel eines wie auch immer gearteten nationalen Bewusstseins oder aus maßloser Stärke oder Größenwahn – haben in der Gesellschaft des sanftmütigen Königs keinen Platz.“ Sanftmut meine beides: Mut zeigen und innerlich stark sein und zugleich von großer Milde und menschenfreundlich.

Bei der Neuordnung wurde rund ein Fünftel der biblischen Texte ausgetauscht: In Zukunft werden in evangelischen Gottesdiensten mehr Texte aus dem Alten Testament zu hören sein, mehr Texte, in denen Frauen eine wichtige Rolle spielen. Auch Texte wie das Buch Hiob, die eine große Resonanz in Kunst und Kultur gefunden haben, sind stärker berücksichtigt worden. Bei den vorgeschlagenen Predigttexten gibt es nun eine größere Vielfalt: unterschiedliche Textgattungen wechseln sich ab, erstmals sind auch Psalmen als Predigttexte vorgesehen.

Größere Veränderungen gibt es auch bei den Liedern der Woche bzw. des Tages: Zu jedem Sonn- und Festtag werden nun zwei Lieder aus unterschiedlichen Epochen vorgeschlagen, darunter etwa ein Drittel zeitgenössische Lieder oder solche, die in den vergangenen Jahrzehnten populär geworden sind. Einige Fest- und Gedenktage sind neu in die Ordnung aufgenommen worden, zum Beispiel der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus (27. Januar) und der Tag des Gedenkens an die Novemberpogrome (9. November), aber auch der Martinstag (11. November) und der Nikolaustag (6. Dezember).

Als Vertreterin der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) nahm Presbyterin Karin Schneider aus Iggelheim eines der neuen Bücher in Empfang. Sie selbst hat fast drei Jahrzehnte in ihrer Landeskirche Texte für den Liturgischen Arbeitskreis redigiert und für die Gottesdienstagenden in Form gebracht.