"Beteiligung ist unser Markenzeichen"
Speyer (lk). Er hat zahllose Gesetze auf den Weg gebracht, mehrere Großprojekte abgewickelt, Dutzende von Synodaltagungen thematisch vorbereitet und auch einige rechtlich knifflige Fälle gelöst: Dieter Lutz, Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche der Pfalz, kennt den Landeskirchenrat aus dem Effeff. Am Donnerstag, dem 28. Juni, wird der Jurist, der sein ganzes berufliches Leben in den Dienst der Landeskirche gestellt hat, 60 Jahre alt. Transparenz, Rechtssicherheit und Dienstleistung sind Begriffe, die er mit seinem Amt unmittelbar verbindet. Die presbyterial-synodal aufgebaute Landeskirche entspricht seinen innersten Überzeugungen: „Beteiligung ist unser Markenzeichen.“
Im Landeskirchenrat der Evangelischen Kirche der Pfalz werden vor allem zwei große Projekte mit dem Oberkirchenrat verbunden: Er hat – mit Hilfe eines Beratungsbüros – die Organisationsentwicklung (OE) des Landeskirchenrates im Rahmen des von der Landessynode beschlossenen Strukturwandels umgesetzt. Und er hat in der Landeskirche eine moderne Informationstechnologie eingeführt. In den Verantwortungsbereich des Dezernenten fallen indes noch wesentlich mehr Themen. Darunter: kirchliche Wahlen, Rechtsaufsicht, Personalangelegenheiten (der nichttheologischen Mitarbeiter), die Aufsicht über die landeskirchlichen Tagungsstätten und nicht zuletzt die komplette Geschäftsleitung.
Die „OE“, in deren Zuge innerhalb von sechs Jahren über 100 Maßnahmen auf den Weg gebracht worden seien, habe „sicher einen enormen Modernisierungsschub gebracht, und zwar in ganzer Breite und Tiefe“, sagt Lutz und fügt an: „Wir haben viel verändert und viel gelernt.“ Das seiner Meinung nach weitreichendere Thema sei aber die Informationstechnologie, sagt Lutz und nennt als Beispiel die vor zehn Jahren begonnene Digitalisierung der Pfarrämter mit landeskirchlicher Unterstützung und als weiteren wichtigen Schritt die Installation von Standard-PC in allen protestantischen Kitas seit letztem Jahr sowie den Relaunch des landeskirchlichen Intranets. Lutz ist seit vielen Jahren im Vorstand des kirchlichen Rechenzentrums Südwestdeutschland in Karlsruhe-Eggenstein. Das Rechenzentrum sei ein gelungenes Beispiel für eine kirchenübergreifende ökumenische Kooperation im Bereich der Informationstechnologien, sagt der Badener aus Heidelberg, der zeitlebens der Stadt am Neckar treu geblieben ist und dafür seit 30 Jahren den (fast) täglichen Arbeitsweg auf die andere Rheinseite in Kauf nimmt.
Die seit 25. Mai geltende Datenschutz-Grundverordnung bereite ihm keine schlaflosen Nächte, denn mit Datenschutz beschäftige er sich, seit er im Amt ist. Um viele Stunden Schlaf habe ihn vielmehr die Sanierung und Erweiterung des Butenschoen-Tagungshauses in Landau gebracht, räumt Lutz ein. Auf dem Campus sind vier landeskirchliche Bildungsinstitute beheimatet. „Es gab viele Zusatzwünsche, aber nicht mehr Geld. Aber letztendlich sind wir in der vorgesehenen Zeit fertig geworden, ohne mehr Mittel ausgegeben zu haben. Das war höchst anspruchsvoll“, lobt Lutz vor allem die landeskirchliche Bauabteilung und den externen Architekten. Überhaupt lasse sich alles nur mit motivierten Mitarbeitern umsetzen. Daher sei ihm die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein großes Anliegen. Von 120 Vollzeitkräften im Landeskirchenrat haben 40 einen Telearbeitsplatz. „Es geht darum, zu überzeugen. Nur so kann vermieden werden, dass Konflikte eskalieren.“
Eines der beiden nächsten anstehenden „Großprojekte“ hat wieder mit seinem Lieblingsthema zu tun: Die Einführung eines elektronischen Dokumentenmanagementsystems im Landeskirchenrat und der elektronischen Personalakte. Nicht weniger aufwändig sind die Presbyteriumswahlen 2020, mit deren Vorbereitung seine Mitarbeiter schon begonnen haben. Das von ihm angestrebte „papierlose Büro“ werde er in seiner Amtszeit wohl nicht mehr erleben, sagt Lutz und deutet auf seinen Schreibtisch, wo sich Akten, Ordner und Bücher stapeln. Weitgehend „analog“ ist Lutz übrigens an seinem Geburtstag unterwegs: Er hat Familie und Freunde zu einer Wanderung mit zünftiger Einkehr im Odenwald eingeladen.
Oberkirchenrat Dieter Lutz wurde am 28. Juni 1958 in Heidelberg geboren. Nach dem Jurastudium trat er 1987 als juristischer Referent in den Landeskirchenrat ein. Im Jahr 2000 wurde er zum Leitenden Rechtsdirektor ernannt. Seit 2007 ist Dieter Lutz juristischer Oberkirchenrat.